Wie die wirtschaftliche Transformation die Wohnungswirtschaft beeinflusst

DIW‑Präsident Prof. Marcel Fratzscher zu Gast bei Haus & Grund Dortmund

Blick in den Saal
DIW Berlin-Präsident Prof. Marcel Fratzscher zu Gast bei Haus & Grund Dortmund – er sprach über Transformation und ihre Folgen für die Wohnungswirtschaft. Foto: Stephan Schuetze

Prof. Marcel Fratzscher, Präsident des DIW Berlin, war zu Gast im Dortmunder Industrieklub und erläuterte vor vollem Saal, welche Folgen die wirtschaftliche Transformation für die Wohnungswirtschaft hat. Er betonte die Bedeutung heutiger Entscheidungen für die Zukunft von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Die Veranstaltung zeigte: In turbulenten Zeiten ist der Blick auf systemische Veränderungen entscheidend.

Transformation und Wohnungswirtschaft im Fokus

Auf Einladung des Eigentümerverbandes Haus & Grund Dortmund sprach Prof. Marcel Fratzscher im Dortmunder Industrieklub zum Thema: „Die Auswirkungen der wirtschaftlichen Transformation – und ihre Bedeutung für die Wohnungswirtschaft“.

Christian Oecking bei Ansprache
Haus & Grund-Präsident Christian Oecking. Foto: Stephan Schuetze

In seiner Begrüßungsrede hob Haus & Grund-Präsident Christian Oecking zunächst die Bedeutung der seit nunmehr drei Jahrzehnten stattfindenden Veranstaltung hervor. Dabei betonte er: „Die Themen Wohnen, Bauen und Eigentum sind keine Nischenthemen, sie gehören längst zu den großen gesellschaftlichen Fragen unserer Zeit.“

Außerdem richtet er seinen Blick auf den leichten Aufwärtstrend bei den Baugenehmigungen, den er als „ein vorsichtig positives Signal“ interpretierte. Denn diese Zahlen „zeigen, was in zwei, drei Jahren entstehen könnte – nicht, was heute tatsächlich gebaut wird“, ordnete der Präsident.

Unruhige Zeiten in und für Deutschland

DIW-Präsident Fratzscher knüpfte in seinem Vortrag nahtlos an die Ausführungen seines Vorredners an. Er begann mit einem Ausblick: „Wenn wir in 15 bis 20 Jahren auf die heutige Zeit zurückblicken, werden wir feststellen, dass damals wichtige Weichen gestellt wurden.“ Damit verdeutlichte der Experte, dass das aktuelle Handeln von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft darüber entscheidet, ob und wie sich das deutsche Wirtschaftsmodell in die Zukunft übertragen lässt und wie sich das Zusammenleben in Zukunft gestaltet.

Prof. Marcel Fratzscher beim Vortrag
Prof. Marcel Fratzscher, Präsident des DIW Berlin. Foto: Stephan Schuetze

Fratzscher nannte externe Faktoren wie die angespannte Weltlage und Deutschlands Abhängigkeit als Exportnation sowie gesellschaftliche Herausforderungen: Eine allgemeine „mentale Depression“, wachsende Ängste und ein drohender „sozialer Sprengstoff“. Neben dem Investitionsstau bei Kommunen betonte er den positiven Einfluss von Migration auf den Arbeitsmarkt und warnte vor hohen Mietbelastungen. Zur Mietpreisbremse sagte er, dass es bislang nur wenige empirische Studien gebe.

Am Ende seines Vortrags richtete Fratzscher Zuversicht und Optimismus an die Zuhörer:innen: Er verwies auf die Stärken des LAndes – Rechtsstaatlichkeit, wirtschaftliche Struktur und gesellschaftliche Solidarität – und ermutigte zu Reformen und Transformationen.

Forderung nach Reformen und Konsens

Nach dem Vortrag dankte Dr. Thomas Bach, Hauptgeschäftsführer von Haus & Grund Dortmund, Fratzscher für seine Ausführungen. In seiner Ansprache griff Bach zentrale Punkte auf und appellierte an die Anwesenden: „In einer solchen Zeit ist verantwortungsvolles sowie sachorientiertes und parteiübergreifendes Handeln gefordert. Die Politik, aber auch die Wirtschaft und die unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen, müssen eng zusammenrücken und gemeinsam an Lösungen arbeiten.“

Dr. Thomas Bach bei Ansprache
Dr. Thomas Bach, Hauptgeschäftsführer von Haus & Grund Dortmund. Foto: Stephan Schuetze

Dazu bedürfe es laut Bach „in der Innen- und Wirtschaftspolitik dringend struktureller Veränderungen“. Einzelmaßnahmen hingegen lenkten seiner Meinung nach nur von den eigentlichen Problemen ab und seien nicht ansatzweise nachhaltig. Verändern müssten sich unter anderem „die augenblicklich bestehenden Systeme in den Bereichen Soziales, Wirtschaft, Bildung, Gesundheit, Rente und Sicherheit.“

Notwendig seien dazu „einschneidende Reformen, nötigenfalls auch mit Hilfe von Grundgesetzänderungen, um das Land wieder wettbewerbsfähig zu machen und den Bürgerinnen und Bürgern vernünftige Zukunftsperspektiven zu eröffnen.“

Wie schon in den Vorjahren nahmen an der Veranstaltung des Eigentümerverbandes wieder zahlreiche Vertreter der Dortmunder Stadtgesellschaft teil. Als Redner:innen waren unter anderem bereits die Journalistinnen Sabine Christiansen und Dunja Hayali, die Journalisten Theo Koll, Hajo Schumacher und Robin Alexander, der Fernsehmoderator Cerno Jobatey sowie der Meteorologe Sven Plöger zu Gast.

Zur Person: Prof. Marcel Fratzscher

  • Zusätzlich zu seinem Amt als Präsident des DIW Berlin ist Prof. Fratzscher Professor für Makroökonomie an der Humboldt-Universität zu Berlin sowie Kolumnist und Autor zu wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Themen.
  • Seine Forschung und Publikationen widmen sich unter anderem den Themen Makroökonomie, Ungleichheit, Globalisierung sowie Europas wirtschaftlicher Zukunft.
  • Er schreibt regelmäßig für ZEIT Online, die Financial Times und Project Syndicate.

Unterstütze uns auf Steady

Reaktion schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert