Weltweiter Protest gegen Gewalt an Frauen und Mädchen

Valentinstag-Flashmob: „One Billion Rising“ in Dortmund – Tanz im Takt der Gerechtigkeit

"Break the Chain": Tanz-Choreo bei OBR
„Break the Chain“: Tanz-Choreographie bei „One Billion Rising“ an der Dortmunder Katharinentreppe. Sandra Danneil | Nordstadtblogger

Von Sandra Danneil

Seit dem Jahr 2013 ist der 14. Februar ist nicht nur bekannt als absatzstärkster Tag für die Floristikbranche, sondern auch als ein Tag, an dem Menschen weltweit für Frauenrechte auf die Straße gehen. Der von der New Yorker Künstlerin und Aktivistin Eve Ensler ins Leben gerufene globale Streik „One Billion Rising“ tanzt alljährlich am Valentinstag für ein Ende der Gewalt an Frauen und Mädchen. Unter dem Motto „Tanz im Takt der Gerechtigkeit“ beteiligt sich auch Dortmund 2024 wieder an der Massenaktion.

Der Himmel weint auf eine traurige Statistik

Valentinstag ist Streiktag gegen Gewalt an Frauen
Valentinstag ist Streiktag gegen Gewalt an Frauen Sandra Danneil | Nordstadtblogger

Am allerwenigsten romantisch ist an diesem Valentinstag aber wohl das Wetter. Am Platz vor der Katharinentreppe am Dortmunder Hauptbahnhof kommen an diesem Mittwoch Nachmittag nur einige wenige, die dem starken Regen den Schirm bieten.

Der Himmel scheint dabei auf eine traurige Statistik zu weinen, denn „One Billion Rising“ basiert auf Zahlen einer UN-Statistik, nach der eine von drei Frauen im Laufe ihres Lebens Opfer von Vergewaltigung und/oder Körperverletzung wird. Bei einer Weltbevölkerung von acht Milliarden Menschen, sind das mehr als eine Milliarde Frauen und Mädchen.

Klare Botschaft: Gegen Hass hilft kein Schweigen

Flashmob-Aktivistin beim OBR 2024 in Dortmund
„Nein heißt Nein“: Flashmob-Aktivistin beim OBR 2024 in Dortmund Sandra Danneil | Nordstadtblogger

Das erschreckend Unverhältnismäßige von Zahlen zu Fakten ist ein wichtiger Bestandteil der rhetorischen Bewusstmachung, um sich „gesamtgesellschaftlich für mehr Schutz für Frauen laut und stark zu machen“. Um dies zu erreichen, zitiert Anke Urbanczyk in ihrer Eröffnungsrede aus Christina Clemms Buch „Gegen Frauenhass“:

„Würden wir am Ende eines Jahres eine Schweigeminute für jede in Deutschland von ihrem Partner oder Ex-Partner ermordete Frau halten, schwiegen wir über zwei Stunden. Würden wir aber für jeden verbalen Übergriff, jede geschlechtsspezifische Herablassung oder psychische Erniedrigung schweigen, müssten wir das Sprechen vollständig einstellen“,  schreibt die Familien- und Strafrechtlerin hier. Denn gegen Hass hilft kein Schweigen, betont Urbanczyk.

Tanz-Streik in über 150 deutschen Städten

„One Billion Rising“ ist die weltweit größte Protestaktion gegen Gewalt an Frauen und Mädchen. Von etwa 200 Ländern weltweit, wurden in Deutschland Flashmobs in zuletzt mehr als 150 Städten organisiert.

Teilnehmerinnen setzen sich für Frauenrechte in Dortmund ein
Teilnehmerinnen setzen sich für Frauenrechte in Dortmund ein Sandra Danneil | Nordstadtblogger

Gemeinsam mit engagierten Dortmunder:innen wird der Tanz-Protest auch in diesem Jahr wieder von dem gemeinnützigen Verein „Frauen helfen Frauen e.V.“ organisiert. Schon seit seiner Gründung 1977 setzen sich Mitarbeiterinnen des Frauenhauses und der Frauenberatungsstelle Dortmund hier aktiv gegen die Unterdrückung und Misshandlung von Frauen in unserer Gesellschaft ein.

Lautstarke Unterstützung bietet die Dortmunder Sambaband Até Logo. Mit energiegeladenem Percussion-Sound schaffen sie es auch bei strömendem Regen die Aufmerksamkeit der Passant:innen auf die Realität zu lenken. Nach der richtet sich die Gewalt in über 80 Prozent der Fälle von Partnerschaftsgewalt vor allem und noch immer gegen Frauen – in diese Delikt-Kategorie fallen Nötigung und Stalking genauso wie sexueller Missbrauch und Freiheitsberaubung.

„Frauen werden getötet, weil sie Frauen sind“

Sich aktiv für die Rechte und den Schutz für Frauen und Mädchen einzusetzen, ist den Dortmunder Aktivistinnen ein besonderes Anliegen. Urbanczyk betont in ihrer Ansprache, dass die Anzahl der Femizide eine deutliche Sprache spräche. „Allein im Jahre 2022 wurden 133 Frauen in Deutschland durch ihren Partner oder Ex-Partner getötet“, berichtet Urbanzyk, die selbst seit Jahren in der Frauenberatungsstelle tätig ist. „Diese Frauen wurden getötet, weil sie Frauen sind.“

Auch zu dieser Statistik des Bundeskriminalamts (BKA) wird Dortmund im kommenden Jahr seinen tragischen Beitrag geleistet haben. Die Organisatorinnen der Frauenberatungsstelle erinnern dafür an zwei Fälle aus dem Jahr 2023. Am 10. September und 26. November des vergangenen Jahres wurden zwei Mütter durch ihre Ehemänner getötet. Bei dem Versuch, ihre Mutter zu beschützen, werden auch deren Töchter dabei schwer verletzt. „Das sind keine Familiendramen. Das sind Femizide“, bekräftigt Urbanczyk.

„Walk, Dance, Rise“ mit „Break the Chain“

Der Tanz als Ausdrucksmittel ist nicht nur performatives Streiksymbol von „One Billion Rising“. Der spontane Straßentanz ist ein Zeichen von Solidarität und gewaltfreiem Protest. Zum eigens für den weltweiten Tanz-Protest komponierten Song „Break the Chain“ (deutsch „Spreng die Ketten“) lud der Flashmob Beteiligten zum Mitmachen ein.

Mehr Informationen:

  • Die Aktion „One Billion Rising“ thematisiert die Gewalt gegen Frauen. Alle Infos zur Initiative in Deutschland unter onebillionrising.de
  • Zur kriminalstatistischen Auswertung des BKA zu Partnerschaftsgewalt gibt es hier detaillierte Informationen.
  • Für einen sicheren, schnellen und unbürokratischen Zugang zu bedarfsgerechter Unterstützung bieten die Frauenhäuser und Frauenberatungsstellen Wege aus der Gewalt. Mehr Informationen: frauenberatungsstellen-nrw.de/dortmund-frauenberatungsstelle-frauen-helfen-frauen-ev (Notruf 0231 80 00 81)

Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!

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