Konjunkturumfrage im Handwerk im Frühjahr 2022

Starke Verunsicherung bei den Betrieben vor allem durch steigende Energiekosten

Die niedrige Erwartungshaltung der Betriebe zeugt von großer Verunsicherung in der aktuellen Situation. Die Erwartungen zur Entwicklung der Geschäftslage im nächsten halben Jahr liegen mit 79 Prozent deutlich unter dem Wert der aktuellen Geschäftslage und sogar unter den Tiefstwerten aus den vergangenen Jahren zu Zeiten der Hochphase der Corona-Pandemie. Das Klima, als Mittelwert aus Erwartungen und Geschäftslage, liegt bei 83 Prozent und damit exakt bei dem Wert, der im Frühjahr 2021 verzeichnet wurde. Grafik: HWK Dortmund

Die Stimmungslage im Handwerk hat laut Handwerkskammer (HWK) und Kreishandwerkerschaft durch den Ukraine-Krieg und die damit einhergehenden Preissteigerungen einen Dämpfer erlitten. Die aktuelle Geschäftslage schätzen 87 Prozent der Betriebe (Herbst 2021: 91 Prozent) gut bis zufriedenstellend ein. Im Bauhaupt- und Ausbaugewerbe ist die aktuelle Stimmungslage gut (92 Prozent und 97 Prozent). Ganz anders sieht es bei den Personenbezogenen Dienstleistungen aus: Nur 56 Prozent bewerten ihre derzeitige Situation gut bis zufriedenstellend. Preissteigerungen gab es über alle Gewerke hinweg bei 70 Prozent der Unternehmen. Besonders stark fielen die Anpassungen im Nahrungsmittelgewerbe und im Ausbaugewerbe aus. 95 Prozent aller Handwerksbetriebe rechnen damit, dass die Energiepreise als direkte Folge des Ukraine- Kriegs weiter anziehen werden.

Erwartungen zur Entwicklung der Geschäftslage liegen unter Pandemie-Niveau

Grafik: HWK Dortmund

Der Auftragsbestand, der aktuell bei durchschnittlich 8,8 Wochen liegt, ist bei 28 Prozent der Betriebe rückläufig gewesen (46 Prozent gleichgeblieben, 26 Prozent gestiegen), ebenso der Gesamtumsatz (50 Prozent gleichgeblieben, 22 Prozent gestiegen).

Mehr investiert haben seit letztem Herbst 24 Prozent der Unternehmen (56 Prozent gleichgeblieben, 20 Prozent weniger). Die Zahl der Beschäftigten ist bei 18 Prozent der Betriebe gesunken (67 Prozent gleichgeblieben, 15 Prozent gestiegen).

Die Erwartungen zur Entwicklung der Geschäftslage im nächsten halben Jahr liegen mit 79 Prozent (Frühjahr 2021: 85 Prozent) sogar unter den Werten zu Zeiten der Pandemie-Hochphase in den vergangenen beiden Jahren.

Krieg in der Ukraine bremst Aufholdynamik der vorherigen Quartale

„Die Umfrageergebnisse spiegeln die unsichere Lage wider, in der sich unsere Betriebe derzeit befinden. Nachdem sich die Situation zum Ende des Jahres etwas entspannt hatte, wird die Aufholdynamik der vorherigen Quartale durch den Ukraine- Krieg deutlich abgebremst“, kommentiert der Präsident der HWK Dortmund die Ergebnisse der Konjunkturumfrage.

HWK-Präsident Berthold Schröder
HWK-Präsident Berthold Schröder Foto: Kusch/ HWK Dortmund

Angesichts der unvorhersehbaren wirtschaftlichen Entwicklungen fehle den Betrieben die nötige Planungssicherheit, was wiederum zu deutlich verhaltenen Erwartungen für die kommenden Monate führe. Nach zwei Jahren Corona-Pandemie seien zudem die finanziellen Polster vieler Handwerksbetriebe aufgebraucht und es bleibe wenig Spielraum, um weitere Härten abzufedern.

„Vor allem die Personenbezogenen Dienstleistungen, die schon während der Pandemie von Schließungen betroffen waren, sind aktuell stark belastet. Aber auch die Gewerke, die weitestgehend gut durch die Corona-Krise gekommen sind, wie das Bauhaupt- und Ausbaugewerbe, erhalten durch Preissteigerungen bei Energie und Baustoffen einen Dämpfer“, so Schröder.

Darüber hinaus dürfe nicht vergessen werden, dass die Corona-Pandemie noch nicht vorbei ist. Viele Betriebe hätten mit Personalausfällen zu kämpfen, weil ihre Mitarbeiter:innen in Quarantäne müssen. Das verschärfe die ohnehin angespannte Fachkräftesituation im personalintensiven Handwerk zusätzlich und führe zu längeren Wartezeiten.

Gute Stimmungslage im Bauhauptgewerbe

Grafik: HWK Dortmund

Die Stimmung im Bauhauptgewerbe ist mit 92 Prozent (Frühjahr und Herbst 2021: 94 Prozent) anhaltend gut. Die Auftragsreichweite liegt hier bei 13,7 Wochen (Frühjahr 2021: 10,2 Wochen).

Dank gleichzeitig hoher Auslastung (91 Prozent) haben 18 Prozent der Betriebe ihren Mitarbeiterstamm vergrößert.

Besonders auffällig ist der mit 68 Prozent weiterhin hohe Anteil von Betrieben, der Preiserhöhungen vorgenommen hat. Die Erwartungen für eine gute Geschäftsentwicklung bis zum Herbst liegen bei 79 Prozent.

Umsatzsteigerungen und mehr Aufträge im Ausbaugewerbe

Grafik: HWK Dortmund

Mit 97 Prozent (Herbst 2021: 96 Prozent) beurteilt diese Gewerbegruppe ihre aktuelle Lage erneut so positiv wie keine andere. Für 36 Prozent der Betriebe hat sich die Auftragslage verbessert, 26 Prozent haben ihren Umsatz gesteigert.

Mehr noch als im Bauhauptgewerbe führten Preissteigerungen für Baustoffe und Energie bei 83 Prozent der Unternehmen zu erhöhten Verkaufspreisen. Die durchschnittliche Auslastung liegt derzeit bei 90 Prozent; 21 Prozent arbeiten sogar mit einem Auslastungsgrad von über 100 Prozent. Die Erwartungen für das kommende halbe Jahr sind mit 81 Prozent etwas positiver als im übrigen Handwerk (79 Prozent).

„Die vorliegenden Zahlenwerke und Umfrageergebnisse sind unter dem Eindruck des Krieges in der Ukraine und der nach wie vor präsenten Corona-Pandemie in diesem Jahr nur mit Vorsicht zu betrachten. Denn die wirtschaftliche Entwicklung unterliegt derzeit in Abhängigkeit von tagesaktuellen Ereignissen einer hohen Dynamik, die die Handwerksbetriebe in Dortmund und Lünen deutlich zu spüren bekommen“, erläutert Kreishandwerksmeister Christian Sprenger von der Kreishandwerkerschaft Dortmund/Lünen die Umfrageergebnisse.

Zahlen sind aufgrund tagesaktueller Entwicklungen mit Vorsicht zu betrachten

Wer heute noch eine gute Auftragslage vorweisen könne, müsse möglicherweise schon morgen angesichts gestörter Lieferketten oder rasanter Materialpreisentwicklungen Aufträge stornieren oder Verluste verkraften.

Langfristig kalkulierte Preise ließen sich unter Umständen nicht mehr halten und auch die oft diskutierte Preisgleitklausel werde zum wirtschaftlichen Bumerang, wenn Preise am Markt unerwartet sinken und Handwerksbetriebe Preisanpassungen vornehmen müssten.

Außerdem seien Schwierigkeiten oder Irritationen bei der Preiskalkulation zu erwarten. Dies könne bei der Auftragsvergabe zu Überraschungen führen, bis alle Beteiligten mit der neuen Vergabe klarkommen.

Umfrage als Momentaufnahme – allgemeine Geschäftslage wird schlechter eingeschätzt

„Die tatsächliche Belastung der Betriebe ist nach Einschätzung der Kreishandwerkerschaft Dortmund und Lünen aktuell hoch und die Geschäftslage dürfte nach unserer Einschätzung schlechter sein, als sie aus der Momentaufnahme einer Umfrage ablesbar ist“ so Sprenger.

Kreishandwerksmeister Dipl.-Ing. Christian Sprenger
Kreishandwerksmeister Dipl.-Ing. Christian Sprenger Foto: Kreishandwerkerschaft Dortmund und Lünen

Dabei seien die Gewerke mit sehr unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert. Im Straßenbau sei der Diesel-Preis ein entscheidender Faktor, bei den Zimmerern die Lieferung von Holz und bei den Friseuren die Preisentwicklung für Energiekosten und Kosmetika.

Über allem schwebe zusätzlich die Erhöhung des Mindestlohns im Oktober, der auch für eine Lohnspirale in anderen Gehaltsgruppen sorgen würde und im Fall des personalstarken Gebäudereinigerhandwerks sogar die komplette Tarifautonomie aushebeln würde.

„Unter dem Strich ist in diesen Zeiten eher an Konsolidierung als an Wachstum zu denken. An der Börse würden man von einer Seitwärtsbewegung sprechen. Trotzdem wird das Handwerk sich auch in diesem Jahr als ein Stabilitätsanker der Region erweisen und sich auch weiterhin seiner Ausbildungsverantwortung stellen, um möglichst vielen jungen Menschen eine sichere berufliche Perspektive bieten zu können“, wagt Sprenger einen zuversichtlichen Blick in die Zukunft.

„Denn wir wissen, welche großen Aufgaben in den kommenden Jahren mit der beschleunigten Energiewende in Deutschland dem Handwerk ins Haus stehen und, dass Fachkräfte weiterhin gebraucht werden.“

Schlechte Lage bei den Personenbezogene Dienstleistungen

Grafik: HWK Dortmund

Die aktuelle Geschäftslage wird nur von 56 Prozent (Frühjahr 2021: 48 Prozent) der Betriebe gut bis zufriedenstellend eingeschätzt. Sämtliche Konjunkturindikatoren sind hier wesentlich schwächer als im übrigen Handwerk.

Gerade bei der Auftragslage und dem Gesamtumsatz bleibt der Anteil derer, die einen Anstieg verzeichnen (8 und 7 Prozent) hinter denen, die Rückgänge verzeichnen mussten (22 und 59 Prozent), zurück.

Die Auftragsreichweite liegt bei derzeit 2,7 Wochen (Herbst 2019/vor Corona: 2,8 Wochen). Mit einer positiven Entwicklung in den nächsten sechs Monaten rechnen 74 Prozent der Betriebe.

Gedämpfte Stimmung bei den Handwerken für den Gewerblichen Bedarf

Grafik: HWK Dortmund

87 Prozent (Frühjahr 2021: 84 Prozent) sind mit ihrer aktuellen Situation zufrieden. Ein Viertel der Unternehmen hatte mehr Aufträge und 23 Prozent konnten ihren Umsatz steigern.

Die Auftragsreichweite liegt derzeit bei durchschnittlich 10,5 Wochen und 17 Prozent der Betriebe haben ihre Beschäftigtenzahlen erhöht. Die Erwartungen bis zum Herbst sind mit 86 Prozent etwas besser als im übrigen Handwerk.

Abgeschwächte Erholung im KFZ-Handwerk

Grafik: HWK Dortmund

In dieser Gruppe gibt es derzeit (89 Prozent) eine leichte Erholung der aktuellen Geschäftslage (Herbst 2021: 87 Prozent). Doch die Indikator-Werte fallen schwächer aus als in den übrigen Gewerken. Auftragsbestand, Beschäftigte und Umsatz sind jeweils nur bei 16 Prozent der Betriebe gestiegen.

Die Auftragsreichweite liegt bei 2,8 Wochen. Nur 71 Prozent blicken der Entwicklung der Geschäftslage in den nächsten Monaten positiv entgegen.

Verbesserte Situation im Nahrungsmittelhandwerk

Grafik: HWK Dortmund

In dieser Gruppe hat sich die Situation verbessert. 93 Prozent der Unternehmen sind mit ihrer derzeitigen Situation zufrieden (Herbst 2021: 88 Prozent). Auftragsbestand und Beschäftigtenzahlen sind bei jeweils einem Fünftel der Unternehmen gestiegen, der Gesamtumsatz nur bei 13 Prozent.

Die Verkaufspreise wurden bei 87 Prozent erhöht – so stark wie in keiner anderen Gruppe. Für die nächsten sechs Monate gehen lediglich 67 Prozent der Betriebe davon aus, dass sich ihre Lage nicht verschlechtert. Und kein einziges Unternehmen erwartet Preissenkungen.

Gesundheitshandwerke erwarten positive Entwicklung bis Herbst

Grafik: HWK Dortmund

87 Prozent schätzen ihre aktuelle Geschäftslage gut bis zufriedenstellend ein (Herbst 2021: 88 Prozent). 17 Prozent verzeichneten mehr Aufträge, 13 Prozent erhöhten ihre Mitarbeiterzahl, 23 Prozent erzielten im vergangenen halben Jahr höhere Umsätze.

Die Steigerung der Verkaufspreise blieb mit 43 Prozent im Vergleich zum übrigen Handwerk (70 Prozent) eher moderat. Die Auftragsreichweite ist mit 2,3 Wochen pro Betrieb die Geringste aller Gruppen. 74 Prozent der Unternehmen rechnen mit einer guten Entwicklung ihrer Geschäftslage bis zum Herbst.

Entwicklung der Energiekosten setzt Handwerksbetrieben massiv zu

HWK-Abteilungsleiter Gabor Leisten Foto: HWK Dortmund

Steigende Energiekosten, gestörte Lieferketten und Engpässe bei der Rohstoffversorgung belasten das Handwerk in der Region erheblich. So machen die Energiekosten derzeit schon 16 Prozent der Gesamtkosten aus.

95 Prozent aller Handwerksbetriebe rechnen damit, dass die Energiepreise als direkte Folge des Ukraine- Kriegs weiter anziehen werden. Um gegenzusteuern haben bereits zwei von drei Unternehmen Maßnahmen zur verbesserten Energieeffizienz umgesetzt oder planen diese. Das geht aus einer Sonderumfrage hervor, die parallel zur Frühjahrs-Konjunktur von der HWK Dortmund durchgeführt wurde.

„Nach den Folgen der Corona-Pandemie und den erheblichen Einschränkungen im Rahmen der Pandemie nahm die wirtschaftliche Erholung des Handwerks in den letzten Monaten wieder an Fahrt auf. Das hat der russische Angriffskrieg zunichte gemacht“, kommentiert der
Abteilungsleiter Betriebswirtschaftliche und Technische Unternehmensberatung der HWK Dortmund Gabor Leisten die Ergebnisse.

„Die Betriebe in unserem Kammerbezirk sind mit Blick auf ihre Zukunftsplanung stark verunsichert. Der Wert der erwarteten Geschäftsentwicklung liegt mit 79 Prozent weit unter dem Wert der Einschätzung der aktuellen Lage (87 Prozent) und sogar niedriger als zu Beginn der Corona-Pandemie.“

Schon seit den letzten fünf Jahren steigt der Anteil an Energiekosten für die Betriebe

Ergebnisse zur Befragung: Welche Folgen erwarten Sie für Ihren Betrieb aus dem russischen Angriff auf die Ukraine? Grafik: HWK Dortmund

Die Entwicklung der Energiekosten setze sehr vielen Betrieben massiv zu – umso mehr, als sie noch oben draufgesattelt wird auf die ohnehin schon explosionsartigen Preisanstiege bei vielen Materialien und auf die Lieferengpässe in den vergangenen Monaten.

Bereits jetzt sei der Anteil der Energiekosten im Gesamthandwerk innerhalb der letzten fünf Jahre von 10 auf 16 Prozent gestiegen. Besonders hoch sei der Anstieg z. B. in den Gewerken der Personenbezogenen Dienstleistungen mit einem Anstieg von 14 auf 22 Prozent.

Als Antwort auf die steigenden Energiekosten und als Beitrag zum Klimaschutz haben 25 Prozent der Betriebe Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz geplant und sogar 38 Prozent haben Maßnahmen bereits umgesetzt. Dazu gehören z. B. Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz der Maschinen und Anlagen (42 Prozent) sowie die energetische Sanierung von Betriebsgebäuden (24 Prozent).

Alle Zahlen und Daten zur Konjunkturumfrage und zur Sonderumfrage Ukraine-Krieg und Enrgiekostenbelastung finden Interessierte unter: www.hwk-do.de/konjunktur

Ergebnis zur Befragung: Wie hoch schätzen Sie den Anteil der Energiekosten an den Gesamtkosten Ihres Betriebes und wie hoch lag dieser Anteil schätzungsweise vor fünf Jahren? Grafik: HWK Dortmund
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Reaktionen

  1. IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber zum Ausrufen der Alarmstufe des Notfallplans Gas: Jetzt ist ein fairer Ausgleich zwischen den Gasversorgern und den Gaskunden nötig (PM)

    „Zwar ist die Versorgung mit Gas kurzfristig noch gesichert, dennoch sind die Unternehmen über die Branchen hinweg in allerhöchster Sorge. Es ist gut, dass die Bundesregierung die Weitergabe der höheren Gaspreise an die Kunden trotz bestehender Verträge aktuell nicht ermöglicht und selbst inzwischen die großen Nachteile eines solchen Verfahrens sieht. Es muss jetzt bei den unvermeidbaren Kostenbelastungen ein fairer Ausgleich zwischen
    den Gasversorgern und den Gaskunden geschaffen werden. Sonst besteht die Gefahr, dass insbesondere Unternehmen in der energieintensiven Industrie ihre Produktion einstellen und in der Folge Insolvenzen drohen.

    In unserer aktuellen IHK-Konjunkturumfrage, an der sich in Dortmund und Hamm sowie im Kreis Unna mehr als 430 Unternehmen beteiligt haben, geben 93 Prozent an, von steigenden Energiepreisen betroffen zu sein. Für die Industriebetriebe sind diese Kosten schon jetzt das mit Abstand größte Geschäftsrisiko. Zudem laufen immer mehr Verträge mit niedrigen Gaspreisen aus. Damit wächst die Belastung der Wirtschaft jeden Tag ohnehin weiter.

    Letztlich treffen die höheren Preise auch die Verbraucher. Nach den Rückmeldungen aus den Unternehmen sehen sich viele der Betriebe schon jetzt gezwungen, die gestiegenen Kosten an ihre Kunden weiterzugeben. Viele Branchen haben dazu aber keine oder nur begrenzte Möglichkeiten.

      Angesichts dieser dunklen Wolken müssen wir nun gemeinsam alles tun, um für den Winter Gas einzusparen. Die Pläne der Bundesregierung, Gaseinsparungen in der Industrie zu belohnen, sind richtig. Sie müssen nun aber rasch an den Start gehen. Außerdem sollte es den Unternehmen erlaubt werden, kurzfristig von Gas auf Heizöl oder Kohle umzusteigen. Dem stehen bislang aber noch umweltrechtliche Vorschiften im Weg. Auch sollten die staatlichen Notfallzahlungen kurzfristig auf gasintensive Betriebe ausgeweitet werden.“

  2. Forderungen der IG Metall zur Senkung der Energiekosten (PM)

    Über 100 Metallerinnen und Metaller haben sich Ruhrstadion in Bochum zur Delegiertenversammlung der IG Metall Ruhrgebiet Mitte getroffen. Neben der aktuellen Tarifpolitik wurde intensiv die Kampagne der IG Metall zur Senkung der Energiekosten, Erweiterung der Entlastungspakete auch auf Rentnerinnen und Rentner, Studierende und Erwerbslose diskutiert.

    Bisher konnte die Tarifpolitik der IG Metall die Preissteigerungen für ihre Mitglieder meistens ausgleichen. In diesem Jahr stehen neben dem bereits erzielten, guten Ergebnis in der Eisen- und Stahlindustrie und der noch anstehenden Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie auch Forderungen an die Bundesregierung im Mittelpunkt der Forderungsdiskussion.

    Die IG Metall hat unter dem Titel „Krisengewinne abschöpfen – Kosten deckeln! Deine Stimme für mehr Gerechtigkeit“ eine großangelegte Kampagne gestartet. Mit ihren Forderungen ruft die IG Metall die Bundesregierung dazu auf, die Bevölkerung durch weitere Maßnahmen von dem enormen Kostendruck zu entlasten, der vor allem in diesem Jahr die Menschen umtreibt.

    Die Forderungen sind:

    Krisengewinne abschöpfen!
    Zahlreiche Unternehmen nutzen die Krise aus, um ihre Profite auf Kosten der Allgemeinheit zu
    steigern und heizen damit die Inflation noch an. Das darf die Bundesregierung nicht länger zulassen. Die IG Metall fordert, dass diese Übergewinne zusätzlich besteuert werden.

    Gaspreis deckeln, Strompreise senken!
    Der rasante Anstieg der Gaspreise ist zum Teil noch gar nicht spürbar, aber enorm. Die Mehrkosten können sich für eine durchschnittliche Familie rasch auf 100 Euro pro Monat summieren. Die IG Metall fordert deshalb eine Deckelung des Gaspreises. Übrigens auch, damit der Gaspreis nicht länger die Strompreise nach oben treibt.

    Entlastung für alle!
    Die bisherigen Entlastungspakete der Bundesregierung waren teilweise unausgeglichen: Die
    Energiepreispauschale richtete sich zum Beispiel nur an einkommensteuerpflichtige Erwerbstätige – Rentner*innen, Studierende und Erwerbslose gingen dabei leer aus. Das ist nicht gerecht.

    Bisher haben sich über 80.000 Metallerinnen und Metaller an der Unterschriftenkampagne beteiligt.

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