
Von Susanne Schulte
Der Weg aus der Einsamkeit ist weit, auch wenn ein Treffpunkt gleich um die Ecke ist. Silvia Koslowski und ihr Team rund um die Nachbarbude auf dem Platz vor der Kirche St. Joseph an der Münsterstraße wissen das aus ihrer nunmehr zweijährigen Arbeit. Die kann nun drei Jahre fortgesetzt, oder besser, vertieft werden. Die Stiftung Wohlfahrtspflege NRW entschied Anfang des Monats positiv über den Antrag des Trägers, des SKM (Sozialdienst katholischer Männer, heute Verein für soziale Dienst) und gibt diesem Geld, damit die Nachbarbude samt dem ganzen Angebot im Hintergrund nicht verschwindet.
Ehrenamtliche werden in Seminaren auch fürs eigene Leben fit gemacht
Am Mittwoch (23. Juli) übergab der Stiftungsratsvorsitzende und Landtagsabgeordnete Marco Schmitz den Förderbescheid an den SKM-Vorsitzenden Peter Schweißinger. „Budenfreunde – Deine Vielfalt. Deine Power“, so der neue Projektname. Einiges bleibt beim Alten.

Die Nachbarbude vor der Kirche, in der Jürgen Grewe als erster Ansprechpartner sitzt, ist für viele Menschen rund um die Münsterstraße ein fast täglicher Treffpunkt. Hier gibt`s einen Kaffee und einen Plausch. Wer Hilfe braucht, um eine klemmende Tür wieder ans Laufen zu bringen oder bei der Sparkasse sprachlich nicht klarkommt, weiß, dass die Hilfe nah ist.
Eine Liste mit mehreren Dutzend Ehrenamtlichen liegt bei Silvia Koslowski im Büro. Da jedoch auch ein Teil der Ehrenamtlichen häufig ein Päckchen zu tragen hat, ist geplant, diese Frauen und Männer in Seminaren und Workshops fit zu machen, deren ganzes Wissen und Können abzurufen und zu vertiefen. Mit den gut 600.000 Euro der genannten Stiftung ist dieses möglich, da nun die Stellen von drei Buden-Team-Mitarbeitenden aufgestockt werden.
Viele Helfende suchen Gesprächspartner*innen zum Lernen der deutschen Sprache
„Die Helfenden fühlen sich mittlerweile zugehörig zu einer Gruppe, reden anders miteinander und über sich“, so Koslowski. Die Vielfalt, die meist vor der Bude herrscht, soll sich auch wertschätzend in der Sprache aller wiederfinden. „Bei Nordstadt together hatten wir Menschen vieler Nationen am Stand“, erzählt sie und nennt Länder aus Afrika, Asien und Europa.

„Vor allem die Frauen möchten gerne älteren deutschen Frauen im Haushalt helfen, wenn diese sich dafür mit ihnen auf Deutsch unterhalten.“ Das Lernen der deutschen Sprache ist vielen Gästen an der Nachbarbude und zukünftigen Ehrenamtlichen, darunter sehr viele junge Leute, ein großes Anliegen. „Einige setzen sich hier zusammen und büffeln gemeinsam für den Deutschkurs“, so erlebt es die Projektleiterin.
Das Ehrenamt als Schritt in den Dortmunder Alltag und hinaus aus der Einsamkeit: Die Frauen, die gerne ihre Hilfe anbieten, aber noch nicht genug Deutsch sprechen, lassen sich nicht entmutigen. „Kommen Sie mal zum Mittwochscafé. Da gibt es immer Selbstgebackenes, spendiert von vielen der Frauen“, lädt Koslowski ein.
Bezirksvertretung gab zum zweiten Mal Überbrückungsgeld
Die Idee der barrierefreien Kontaktstelle für Hilfe suchende und Hilfe gebende Menschen aus der Nachbarschaft, die bereits ausgezeichnet wurde, scheint auch Ämter und Ärzt*innen überzeugt zu haben. „Jobcenter, Praxen und Migrationsberatungsstellen verweisen Ratsuchende an uns, wenn diese Hilfe benötigen: eine neue Waschmaschine günstig kaufen und die alte entsorgen, tropfende Wasserhähne reparieren oder auch das Internet einrichten.“

Dass die Nachbarbude nun mit ihren erweiterten Programm der Budenfreunde für mindestens drei Jahre den Kirchenvorplatz an der Münsterstraße belebt, freut sicher auch die Mitglieder der Bezirksvertretung Nordstadt. Sie hatten nach langer Diskussion während ihrer letzten Sitzung vor der Sommerpause im Juni mehrheitlich entschieden, die Kosten für das bisherige Projekt für den Juli zu übernehmen.
Denn das war nur bis einschließlich Juni finanziell abgesichert, und mit dem Geld der Stiftung war, wenn überhaupt, erst ab August zu rechnen. Bereits Ende 2024 sprang das politische Gremium ein, um die ungewisse Zeit bis zur nächsten Förderzusage zu überbrücken. Die dann auch kam.
Die Summe, die jetzt die Stiftung Wohlfahrtspflege NRW dem Projekt zugesagt hat, deckt auch eine Mini-Stelle für eine*n ausgebildete*n Elektriker*in ab. Sieben Stunden pro Woche können bezahlt werden. „Womöglich interessiert sich ein*e Rentner*in dafür“, sagt Silvia Koslowski. Denn an elektrischen Leitungen in den Haushalten von Hilfesuchenden lässt das Budenfreunde-Team nur Fachleute arbeiten.
Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!
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