Klimawandel: Rund 1,4 Millionen Euro für gemeinsamen Aktionsplan

Kommunen und Emschergenossenschaft arbeiten an einer regionalen Strategie gegen Hitzestress 

Immer häufiger kommt es vor, dass das Thermometer gerade in dicht bebauten Städten im Sommer die 40-Grad-Marke knackt. Foto: Pixabay

Drückende Hitze am Tag und tropische Nächte sind im Sommer keine Seltenheit mehr. Folgen des Klimawandels, die für das Wohlergehen und die Gesundheit von Menschen ein Risiko sind. Um die Bevölkerung zu schützen, zu informieren und langfristig für Abkühlung zu sorgen, arbeiten die Städte der Emscher-Region, darunter auch Dortmund, mit der Emschergenossenschaft an gemeinsamen Standards bei der Hitzeaktionsplanung. Das Klimaschutzministerium NRW fördert das Vorhaben mit rund 1,4 Millionen Euro.

Städtische Ballungsräume besonders betroffen – Gesundheit schützen und Städte kühlen

Die Hitzewellen in Deutschland nehmen schon seit Jahren zu, das zeigen die Daten der Wetterbeobachtung und Klimaforschung. Auch in den Städten des Ruhrgebiets waren die Sommer 2018, 2019 und 2022 besonders heiß, die Hitzerekorde gerade in Innenstädten erreichten punktuell die 40-Grad-Celsius-Marke.

Die Warming Stripes veranschaulichen eindringlich, wie sich das Klima mit Blick auf die Temperatur in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat.
Die Warming Stripes veranschaulichen eindringlich, wie sich das Klima mit Blick auf die Temperatur in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat. Grafik: Deutscher Wetterdienst/LANUV NRW

Wissenschaftler:innen prognostizieren: Auch wenn der Klimawandel abgebremst werden könnte, wird es häufigere, längere und intensivere Wetterextreme geben. Hitzephasen wirken sich in dicht bebauten und stark versiegelten Städten besonders unangenehm für Menschen und Tiere aus.

Urbane Ballungsräume sind also besonders betroffen. Für die Emscher-Kommunen und den Kreis Recklinghausen Anlass zu handeln und gemeinsam mit der Emschergenossenschaft in der Zukunftsinitiative Klima.Werk an einer regionalen Abstimmung zu kommunalen Hitzeaktionsplänen zu arbeiten (HAP.regio). 

Bisher keine verpflichtenden Schutzpläne für Hitzeperioden

„Für Hochwasser-Lagen gibt es Einsatz- und Katastrophenschutzpläne, für belastende Hitzewetterlagen sind diese bisher nicht verpflichtend“, sagt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft.

Der Vorstandsvorsitzende der Emschergenossenschaft, Prof. Dr. Uli Paetzel. Archivfoto: Celina Winter / EGL

„Genau wie Starkregen macht jedoch auch Hitze nicht an den Stadtgrenzen halt, deshalb ist es sinnvoll, eine gemeinsame, abgestimmte Strategie zu entwickeln“, so Uli Paetzel.

Der Wasserwirtschaftsverband und die Kommunen setzen sich in der Zukunftsinitiative Klima.Werk gemeinsam für den klimarobusten Umbau der Region ein. Das Netzwerk für Klimaanpassung und dessen Serviceorganisation sind deshalb bestens dafür geeignet, auch die regionale Hitzeprävention mit den Partnern zu entwickeln.

Gemeinsam Vorsorge treffen für vulnerable Gruppen

„Wir übernehmen gemeinsam Verantwortung und treffen gemeinsam Vorsorge“, sagt Sören Link, Oberbürgermeister der Stadt Duisburg, stellvertretend für seine Amtskolleginnen und -kollegen in den anderen Emscher-Kommunen und Städten des Kreises Recklinghausen.

Rund 1,4 Millionen Euro fließen in die Hitzeaktionsplanung. Grafik: MWIKE/EU

„Unser Ziel ist es, eine Blaupause mit einheitlichen Standards zu entwickeln, die als Basis für die Aufstellung von Hitzeaktionsplänen in den Kommunen dient. Im Fokus steht dabei besonders der Schutz und die Aufklärung vulnerabler Gruppen.“

Gefördert wird die Hitzeaktionsplanung mit rund 1,4 Millionen Euro durch das Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen (MWIKE). Das Ministerium setzt dafür Fördergelder aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE/Regio.NRW – Transformation) ein.

Bei Hitzewarnung abgestimmtes Vorgehen im Ernstfall

Die gemeinsame Strategie soll dafür sorgen, Tipps und Verhaltensempfehlungen in die Breite zu tragen und für den Ernstfall Vorsorge zu treffen sowie längerfristig die Hitze in den Städten zu reduzieren (Klimaanpassung).

Sommertag im Freibad Stockheide. Die strahlende Sonne über Neptuns Kopf
Archivfoto: Klaus Hartmann für Nordstadtblogger.de

Das bedeutet: Im Falle einer Hitzewarnung des Deutschen Wetterdienstes soll es in Zukunft ein abgestimmtes Vorgehen in den Kommunen und auch untereinander geben. Festgelegt werden sollte zum Beispiel, welche Einheit in den Städten als zentrale Koordinierungsstelle fungiert oder wie die Meldekette ist (Kommunikationskaskade), um Schaden von Einwohner:innen abzuwenden.

Auf städtischer Seite sind viele Akteure einzubinden, dazu gehören die Bereiche Gesundheit, Klima, Umwelt, Planung, Bevölkerungsschutz, Soziales u.a. mit Kita und Schule sowie Tiefbau. Auf der nicht-öffentlichen Seite gehören Ärzte, Pflegeeinrichtungen, Krankhäuser, Arbeitsschutz oder Sozialeinrichtungen zu den Zielgruppen.

Ergebnisse können alle Kommunen übernehmen

An der Hitzeaktionsplanung wird zeitnah in verschiedenen Arbeitspaketen gearbeitet, bis Anfang 2027 gibt es weitere Etappen zur Umsetzung von mittel- und langfristigen Maßnahmen. Die Ergebnisse können alle beteiligten Kommunen für ihre konkrete Hitzeaktionsplanung vor Ort übernehmen und sich die Bausteine und Maßnahmen heraussuchen, die lokal passen. 

Die im Zuge des Klimawandels steigenden Temperaturen machen besonders in den Ballungsgebieten Mensch und Tier zu schaffen. Foto: Olga Yastremska / Depositphotos.com

Die Übertragung der Erkenntnisse auf weitere Städte zum Beispiel im Lippeverbandsgebiet wird im Rahmen des Projektes mitgedacht.

Partner in dem Projekt sind Bundes- und Landesorganisationen wie der Deutsche Wetterdienst (DWD), das Landeszentrum Gesundheit NRW (LZG.NRW), das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) oder der Regionalverband Ruhr (RVR), der Betriebskassen Landesverband Nordwest (BKK), das Deutsche Institut für Normung (DIN) sowie aus der Wissenschaft (Hochschule für Gesundheit Bochum, Hochschule für Ökonomie und Management (FOM) u.a.).

Weitere Informationen zur Zukunftsinitiative Klima.Werk

In der Zukunftsinitiative Klima.Werk arbeiten Emschergenossenschaft und Lippeverband gemeinsam mit Städten der Emscher-Lippe-Region an einer wasserbewussten Stadt- und Raumentwicklung, um die Folgen des Klimawandels abzumildern und die Lebensqualität in den Quartieren zu steigern. 

Der grün-blaue Umbau startete 2005 mit der Zukunftsvereinbarung Regenwasser (ZVR) von Emschergenossenschaft, Emscher-Kommunen und dem Land NRW und entwickelte sich 2014 zur Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von morgen“ weiter, jetzt Zukunftsinitiative Klima.Werk.

Unter dem Dach des Klima.Werks wird das Ruhrkonferenz-Projekt „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“ des Landes Nordrhein-Westfalen umgesetzt, an dem sich seit 2020 alle Wasserverbände der Region beteiligen. 

Die Förderkulisse des Projekts umfasst das Gebiet des Regionalverbandes Ruhr (53 Städte und Gemeinden). In den klimafesten Wandel sollen bis 2030 rund 250 Millionen Euro investiert und in ausgewiesenen Gebieten 25 Prozent der befestigten Flächen abgekoppelt und die Verdunstungsrate um 10 Prozentpunkte gesteigert werden. 

Die Serviceorganisation der Zukunftsinitiative bei Emschergenossenschaft und Lippeverband setzt mit den Städten die Maßnahmen zur Klimafolgenanpassung um. Weitere Informationen auch zur Förderung von Projekten auf www.klima-werk.de.

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