
Von Susanne Schulte
Ein Basar will vorbereitet sein. Und so sitzen gut zwei Dutzend Frauen und manchmal auch ein Mann seit Februar jede Woche drei Stunden zusammen, stricken und häkeln, basteln und quatschen und planen: „Was bieten wir denn beim Basar zu essen an?“ „Waffeln, aber nur mit Puderzucker“, lautet ein Vorschlag, der allgemein Zustimmung in der Mittwochsrunde findet.
Die ersten Strickwaren erhielt der Wärmebus zum Verteilen
Die Mittwochsrunde trifft sich um 14 Uhr in der AWO-Begegnungsstätte Nachbarschaftshaus Fürst Hardenberg in Lindenhorst, die Donnerstagsrunde zur selben Zeit in der AWO-Begegnungsstätte Brechten. Die Idee, diese beiden Gruppen zu starten, hatte Katharina Sonnet, die als Beschäftigte der Arbeiterwohlfahrt im Stadtbezirk Eving für das Projekt Begegnung VorOrt zuständig ist. „Ich liebe Handarbeiten“, sagt sie und machte somit ihr Hobby zum Teil ihres Berufs.

Mit kleinen Bastelangeboten fing es an. Katharina Sonnet liegt daran, nicht mehr genutzte Sachen, wie Tetrapakts, in neue Gebrauchsgegenstände, wie Geldbörsen umzuwandeln. Die ersten Teilnehmerinnen fragte sie dann, was diese denn gerne tun würden: Übereinstimmend wurde Handarbeit genannt.
So wird seit Oktober des vergangenen Jahres gestrickt und gehäkelt. Und mit der Menge der Socken, Schals und Handschuhe in vielen Größen wuchs auch die Zahl der Frauen an den beiden Standorten.
Die ersten Wollwaren erhielten Menschen, die ohne Obdach leben. „Die habe ich beim Wärmebus der Johanniter abgegeben“, sagt Sonnet. „Die haben sich sehr gefreut.“ So war es sicher auch im Gasthaus an der Rheinischen Straße, das eine Lieferung von 20 Paar Socken erhielt, die eine Lindenhorsterin extra für diese Einrichtung strickte und persönlich ablieferte, aber ohne den Dank abzuwarten. „Ich drückte die Tüte nur einem der Helfer in die Hand.“
Die nächste Kollektion wird auf einem Basar feilgeboten
Die nächste Kollektion wird jetzt nicht verschenkt, sondern verkauft. Der Basar im Nachbarschaftshaus an der Herrekestraße ist für Samstag, 29. November, geplant. Was nach dem Verkauf noch auf den Tischen übrig bleibt, erhalten wieder Wärmebus und Gasthaus.

Die Frauen fühlen sich dennoch nicht als Wohltäterinnen. Ja, sie machen es ehrenamtlich, aber auch für sich. „Ich war froh, dass ich die Runde hier gefunden habe. Denn die Enkelkinder ziehen ja nichts Gestricktes mehr an“, sagt eine Frau. „Und wegen der Gesellschaft“, lautet ein weiterer Kommentar.
Die anderen nicken. Manche kannten sich vorher, manche nicht. Sie hatten die Meldung in der Zeitung gelesen oder beim Spaziergang mit dem Hund im Schaukasten vor dem Haus. Oder über die AWO davon erfahren, in der ein Teil von ihnen Mitglied ist.
Hunde müssen im Nachbarschaftshaus nicht draußen bleiben
Während die Hände in Aktion sind, unterhält man sich. Über Gesundheit und Haushalt, über Pflegestufen und Entlastungsbeträge, über Familie und Hunde. Letztere sind an den Nachmittagen ebenfalls willkommen. Angelika Kiefer bringt Ipsi mit, Hannelore Morg Gustaf. „Wir sind froh, dass wir die mitbringen können, sonst könnten wir nicht kommen.“

Die Gruppe in Lindenhorst hat wie die in Brechten gut zusammengefunden. „Als ich jetzt im Urlaub war, treffen die Frauen sich auch ohne mich“, sagt Katharina Sonnet. Weitere Handarbeiter*innen werden gerne aufgenommen. Das Alter spielt keine Rolle. In der Lindenhorster Gruppe ist die jüngste Teilnehmerin 65 Jahre alt, die älteste 90. Und wer nicht stricken oder häkeln kann, bekommt es beigebracht.
Auch Kreativität ohne Wolle kann in ausgelebt werden. Katharina Sonnet, die ja gerne upcycelt, das heißt, aus nicht mehr Gebrauchtem Neues macht, zeigt, wie ein alter Schmöker zum Blickfang wird. Mit Batterie und Zeigern präsentiert sich das Buch dann als Uhr – und kann dennoch gelesen werden.
Kontakt:
Katharina Sonnet, Telefon 0160-5802535, begegnungeving@awo-dortmund.de, Nachbarschaftshaus Fürst Hardenberg, Herrekestraße 66 und AWO-Begegnungsstätte Brechten, Brambauer Straße 49.
Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!
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