„Exile Talks“: Repression, Widerstand und der Kampf um freie Medien im Südkaukasus

Journalist:innen im Exil berichten bei Correctiv.Exile im Keuning-Haus

Impression vom Exile Talk zum Iran und Frauenrechten im September in Berlin. Foto: Baris Paksoy/CORRECTIV

Repression, Widerstand und der Kampf um freie Medien – darum geht es bei der Dortmunder Ausgabe der Reihe „Exile Talks“. Sie findet am 28. Oktober um 19.30 Uhr im Bistro des Keuning-Hauses (Leopoldstraße 50–58) in der Nordstadt statt und bringt exilierte Medienschaffende auf die Bühne, die über ihre Arbeit unter Zensur, politischem Druck und im Exil sprechen. Zu Gast sind Fatima Karimova (Mikroskop Media, Aserbaidschan) und Gaga Gogoladze (GZA – Georgisches Zentrum im Ausland). Beide berichten über die Situation unabhängiger Medien im Südkaukasus – und darüber, wie Gesetze, Kriegsfolgen und staatliche Repressionen ihren journalistischen Alltag prägen.

Exilierte Medienschaffende als Pioniere des Journalismus

Die Gesprächsreihe „Exile Talks“ wurde im vergangenen Jahr ins Leben gerufen.

Nora Pohl ist Projektmanagerin bei CORRECTIV.Exile. Foto: Ivo Mayr/CORRECTIV

„Wir haben sie gestartet, als wir mit afghanischen Journalistinnen und Journalisten gesprochen haben, die nach dem Sieg der Taliban aus dem Land fliehen mussten und jetzt versuchen, aus Deutschland heraus und mit afghanischen Kolleginnen und Kollegen in anderen Ländern sowie Quellen vor Ort weiterhin über afghanische Themen zu berichten“, erklärt Nora Pohl, Projektmanagerin bei CORRECTIV.Exile.

„Wir haben gemerkt, dass exilierte Journalistinnen und Journalisten in Bezug auf Innovation, digitale Lösungen und die Beteiligung ihrer Leserschaft den deutschen Medien oft meilenweit voraus sind“, so Pohl weiter. Das gelte nicht nur für afghanische Medienschaffende, sondern auch für ihre Kolleginnen und Kollegen aus Ländern wie Belarus, Iran, Aserbaidschan, Russland und der Türkei.

David Schraven ist CEO von CORRECTIV. Foto: Ivo Mayr/CORRECTIV

David Schraven, CEO von CORRECTIV, beschreibt es so: „Wir haben hier Menschen, die unser Verständnis von der Welt bereichern. Sie berichten aus ihren Ländern – und erklären autoritäre Entwicklungen, die sie erlebt haben und die auch bei uns zu beobachten sind. Sie sind unsere Übersetzer, Explorer, Pioniere. Sie sind hochtalentiert, sie sind mutig. Sie sind Journalisten. Sie sitzen im Ausguck unseres Schiffes und weisen uns einen Weg.“

Austausch über Journalismus, Repression und Innovation

„Aus dieser Feststellung – dass diese Menschen uns sowohl über die politische Situation in ihren Herkunftsländern als auch über journalistische Methoden, über den Kampf gegen Desinformation und Propaganda und über autoritäre Strukturen weltweit viel erzählen können – haben wir dann die Veranstaltungsreihe Exile Talks entwickelt“, sagt Nora Pohl.

Jeden Monat findet eine öffentliche Veranstaltung in Berlin statt, etwa zu Themen wie den gefälschten Wahlen in Belarus, Kunst und Journalismus, autoritären Systemen in Russland, der Türkei und den USA oder Journalismus über die Ukraine. In diesem Herbst gibt es zusätzlich eine kleine NRW-Reihe.

LogoIm September fand ein Exile Talk mit Journalistinnen und Journalisten aus der Türkei in Essen statt, im Oktober folgt nun Dortmund mit dem Schwerpunkt Südkaukasus. Am Mittwoch, 20. November, steht dann in Köln in Kooperation mit dem dortigen Schauspiel eine Veranstaltung zum Südsudan auf dem Programm. Am 28. Oktober um 19:30 Uhr gibt es dann die Veranstaltung in Dortmund.

Diese drei NRW-Veranstaltungen werden finanziell von Engagement Global mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt. Veranstalter ist CORRECTIV. „Die Idee der Reihe ist es, die Expertise zu all diesen Ländern, die ja in Form von Exiljournalistinnen und -journalisten schon in Deutschland vorhanden ist, auf die Bühne und in Kontakt mit den Menschen vor Ort zu bringen“, betont Pohl.

Die Gäste des Abends kommen aus Aserbaidschan und Georgien

Fatima Karimova ist eine aserbaidschanische Journalistin, die im Exil in Berlin lebt. Mit über 13 Jahren Erfahrung im Journalismus verfügt sie über einen Bachelor- und einen Masterabschluss in diesem Fachgebiet. Sie ist Mitbegründerin und Chefredakteurin von Mikroskop Media, einem Exilmedium, das 2018 gegründet wurde, während sie sich in einem Flüchtlingslager befand.

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Fatima Karimova ist eine aserbaidschanische Journalistin, die im Exil in Berlin lebt. Foto: privat

Karimova hat ihre investigativen Fähigkeiten durch Stipendien und internationale Kooperationen, unter anderem mit dem Organized Crime and Corruption Reporting Project (OCCRP), weiterentwickelt, wo sie zu grenzüberschreitenden Recherchen beigetragen hat. Ihre Arbeiten wurden außerdem in internationalen Medien wie Der Spiegel und VICE Media veröffentlicht.

Engagiert für Medieninnovation und Nachhaltigkeit setzt sie sich dafür ein, den Exiljournalismus zu stärken und sicherzustellen, dass unabhängige Medien trotz anhaltender Repressionen überleben und gedeihen können.

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Gaga Gogoladze ist ein georgischer Aktivist. Foto: privat

Gaga Gogoladze ist ein georgischer politischer Aktivist bei GZA (Georgisches Zentrum im Ausland). Er hat einen Hintergrund in Politikwissenschaft und internationalen Beziehungen mit einem Schwerpunkt auf privaten Stiftungen, Städten und Entwicklungszusammenarbeit.

Er hat zu verschiedenen öffentlichen und öffentlich-privaten Projekten beigetragen, die darauf abzielen, Netzwerke von Führungspersönlichkeiten aufzubauen, die sich globalen Herausforderungen widmen. Derzeit widmet er seine gesamte freie Zeit dem Einsatz für eine demokratische und unabhängige Zukunft Georgiens als Teil der europäischen Gemeinschaft.

Die Moderatorin widmet sich Themen aus Kultur, Gesellschaftspolitik und internationalen Entwicklungen

Moderiert wird der Abend von Marianna Deinyan, Journalistin und Moderatorin aus Köln. Sie arbeitet als Redakteurin im Digitalteam von COSMO (Westdeutscher Rundfunk, WDR). Als langjährige Radiomoderatorin, Podcast-Host und Reporterin befasst sie sich mit Themen aus Kultur, Gesellschaftspolitik und internationalen Entwicklungen, unter anderem in den WDR-Podcast-Formaten „Amnestie Deutschland“, „CUT“, „Iran im Herzen“ und „Schwarz Rot Blut“.

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Marianna Deinyan Foto: privat

Ein weiterer Fokus ihrer Arbeit ist die Berichterstattung aus und über Armenien. Zuletzt hat sie sich intensiv mit dem zweiten Bergkarabach-Krieg, der Blockade der Region und der Vertreibung der dort lebenden Armenierinnen und Armenier befasst.

Die Veranstaltungssprache ist Englisch. Nach dem Panel gibt es Snacks, Getränke und Zeit für Austausch und Networking.

Der Eintritt ist frei, eine vorherige Anmeldung ist jedoch erforderlich. Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung gibt es unter diesem Link.


Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!

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