Studierende der FH Dortmund überarbeiten die Friedenssäule

Ein Zeichen gegen Krieg: Von der Zerbrechlichkeit des Friedens und der Macht der Bilder

10 Tonnen Sand, 1000 Säcke – die Ummantelung der Friedenssäule ist nicht nur ein starkes Bild, sondern auch eine logistische Leistung der Studierenden. Karsten Wickern | Nordstadtblogger

Alles begann mit einem Foto aus Kiew, berichtet Saskia Geiken. Es zeigte eine Kirche, die mit Sandsäcken vor Angriffen durch Bomben geschützt werden sollte. Sack um Sack schichteten die Menschen auf, um ein Kulturgut zu schützen, das ihnen wichtig war. Die Idee zu einem Anti-Kriegsbild in Dortmund war geboren.

Welche Bilder bestimmen unsere Wahrnehmung?

FH-Aktion an der Friedenssäule. Vier Meter hoch werden die Sandsäcke gestapelt. Karsten Wickern | Nordstadtblogger

Saskia Geiken und ihre Mitstreiter:innen studieren Design an der Fachhochschule Dortmund. Objektdesign, Fotodesign, Kommunikationsdesign – im interdisziplinären Seminar von Prof. Achim Mohné entwickelten sie gemeinsam ein vielschichtiges Konzept.

Unser Thema war das Verhältnis Bild-Macht-Krieg, erläutert Mohné. Die Fragen waren: Wie bestimmen Bilder unsere Wahrnehmung vom Krieg? Wer hat Macht über die Bilder, wie werden sie benutzt oder auch verhindert?

Eine komplexe Diskussion, die nicht nur den Krieg in der Ukraine betrifft und bei der es häufig um starke Symbole geht.

Bereits die zweite Verhüllung der Friedenssäule in Dortmund

Architecture of War: Die künstlerische Intervention interpretiert die Friedenssäule neu. Karsten Wickern | Nordstadtblogger

Mit der Friedenssäule der Berliner Künstlerin Susanne Wehland fand sich mitten in Dortmund ein Symbol, das Anlass und Schauplatz für die künstlerische Intervention der Studierenden werden sollte. Wehland stimmte dem Eingriff zu.

Es ist das zweite Mal, dass ihre Skulptur zum Gegenstand künstlerischer Auseinandersetzung wird, denn bereits während des Irak-Kriegs kam es zu einer Verhüllung.

Und nun Sandsäcke. 1000 Stück, gesponsert von der Baufirma Küchler. Gestapelt quer und längst im Wechsel, damit die Säcke auch stabil stehen – so haben die Studierenden es sich vom Technischen Hilfswerk erklären lassen.

Stunde um Stunde füllen sie  zehn Tonnen Sand in Säcke und schichten sie auf eine Höhe von vier Metern, bis der Schriftzug Peace (Frieden) nicht mehr sichtbar ist. Stück für Stück entsteht ein neues, ein überzeugendes Bild für die Fragilität des Friedens. Und es entsteht ganz ohne Kamera.

„Das ist für mich ganz Wesentlich an diesem Projekt“, erklärt Mohné. „Es geht um die Mechanik, wie Bilder wirken. Hier wurde ein Bild geschaffen, das nun durch andere fotografiert wird und wieder Teil der Bildwelt ist. Der QR-Code an der Säule und der Hashtag #architectureofwar führen uns direkt in die Welt der sozialen Medien. Ein weiteres Bild des Kriegs, der Trauer, aber auch der Solidarität geht aus Dortmund um die Welt und will unseren Blick für die besonderen Architekturen des Kriegs schärfen.


UPDATE:

Die Kunstinstallation wurde Montagnacht bereits beschädigt. Die Polizei sucht nach möglichen Zeug:innen. Mehr dazu unter dem Artikel im Kommentarbereich.


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Mehr Informationen:

    • Die Intervention ist noch bis Sonntag, den 30.10.2022 auf dem Friedensplatz zu sehen. 
    • ARCHITECTURE OF WAR sind die Studierenden: Marlene Sievert, Vanessa Kuczera, Saskia Geiken, Fabian Jurk, Joshua Martin, Mia Terhorst, Ibrahim Gonzalo, Alex Sierra, Thomas Nixon, Manjiao Lei, Christian Kamphuis, Anastasiya Pilipas, Max Knechten, Julius Schwarz und V. Prof. Achim Mohné. 
    • Instagram: @architectureofwar  
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Reaktionen

  1. Kunst auf dem Friedensplatz in Dortmund beschädigt: Zeuge beobachtet Tat auf einer Webcam und informiert die Polizei (PM)

    Wegen Sachbeschädigung an einem Kunstwerk auf dem Friedensplatz in Dortmund ermittelt die Polizei nach einer Tat am Montagabend (24.10.2022). Die Polizei sucht weitere Zeugen.

    Studierende der Fachhochschule Dortmund bauten rund um die Friedenssäule in der Innenstadt zahlreiche Sandsäcke auf, um mit dieser „Architecture of War“ auf den Krieg in der Ukraine hinzuweisen.

    Kurz nach 23 Uhr betrachtete am Montag ein Zeuge die Bilder einer öffentlichen Webcam. Darauf war zu sehen, wie zunächst bis zu fünf Personen an den Sandsäcken hinaufstiegen und Säcke herauszogen.

    Der 24-Jährige verständigte die Polizei. Bei Eintreffen eines Streifenteams auf dem Friedensplatz waren die Täter nicht mehr vor Ort. Die inzwischen zehn Tatverdächtigen liefen zuvor in Richtung Olpe, Balkenstraße und durch den Stadtgarten davon.

    Die Dortmunder Polizei ermittelt wegen Sachbeschädigung und fragt: Wer hat auf dem Friedensplatz und im Umfeld verdächtige Personen gesehen und kann Angaben zu diesen Personen machen?

    Hinweise bitte an die Kriminalwache unter Tel. 0231/132 7441.

  2. “Architecture of War”: ein Schützengraben aus Sandsäcken – Neuinterpretation der Kunstinstallation an der Friedenssäule (PM)

    Anknüpfend an die Kunstaktion im Herbst 2022, bei der die Dortmunder Friedenssäule als Zeichen gegen den Krieg mit über 1000 Sandsäcken verhüllt wurde, werden dieselben Sandsäcke nun in den alten Bunkerräumen im Keller der Fachhochschule Dortmund neu inszeniert.

    Bei der diesjährigen PODEST Ausstellung am kommenden Wochenende, der Werkschau des Fachbereichs Design an der FH Dortmund, wird vom 30. März bis zum 2. April 2023 die schützengrabenähnliche Installation aus den Sandsäcken zu sehen sein.

    Die Bilder des Krieges und der Gewalt sind nach wie vor hochaktuell, weshalb die KünstlerInnen Gruppe „Architecture of War“ gemeinsam mit weiteren KünstlerInnen erneut zur Auseinandersetzung aufruft. Durch verschiedene künstlerische Mittel (Artificial Intelligence, Remote-Fotografie, Soundinstallation u.v.m.) wird die öffentliche Installation zu einer multi-medialen-Erfahrung mit neuen Blickwinkeln.

    Die Werkschau und die Installation in den alten Bunkerräumen im Fachbereichsgebäude Max- Ophüls-Platz sind am Freitag und Samstag von 10 bis 18 Uhr geöffnet, am Sonntag von 10 bis 15 Uhr. Der Eintritt ist kostenlos.
    An der Ausstellung sind Beteiligt: Abraham Nielebock, Achim Mohne, Alex Sierra Naughton, Anja Guschtscha, Anastasiya Pilipas, Christian Kamphuis, Curth Moritz Voß, Emma Marou Wunsch, Ibrahim Gonzalo, Joshua Martin, Julius Balthasar Schwarz, Julius Haasch, Manjiao Lei, Mia ter Horst, Oxana Guryanova, Rebecca Viefhues, Saskia Geiken, Vanessa Kuszera, Marlene Sievert, Thomas Nixon

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