Der Humanistische Verband kritisiert den interkulturellen Kalender

„Ein toller Kalender unter falschem Namen“

Der „INKA“ ist ein sicht- und greifbares Zeichen gelebter Integration und Weltoffenheit in Dortmund und erfreut sich großer Beliebtheit.
Der „INKA“ ist als Zeichen gelebter Integration und Weltoffenheit in Dortmund gedacht und erfreut sich großer Beliebtheit. Kalender: Stadt Dortmund/ MIA-DO-KI

Das kommunale Integrationszentrum MIA-DO-KI und der Integrationsrat haben – wie in jedem Jahr – den „Interkulturelle Kalender“ vorgestellt. Doch daran gibt es jetzt Kritik. Sie kommt von der Gemeinschaft Dortmund-Ruhr-Lippe des Humanistischen Verbandes NRW (HVD NRW).

Alle nicht-religiösen bzw. weltlichen Feiertage fehlen – sie hätten einende Wirkung

„Wir begrüßen die Veröffentlichung des interkulturellen Kalenders auf dem wichtigsten Feiertage der unterschiedlichen Kulturen verzeichnet sind, sie sollen zum Verständnis zwischen den Kulturen beitragen, wenn es denn Feiertage der verschiedenen Kulturen wären, es sind leider ausschließlich religiöse Feiertage verzeichnet“, kritisiert Jens Hebebrand, Vorsitzender der Gemeinschaft Dortmund-Ruhr-Lippe des humanistischen Verbandes NRW.

So fehlten alle weltlichen bzw. nicht religiösen Feiertage, die in Deutschland gefeiert werden – unter anderem der Tag der Arbeit am 1. Mai, der 3. Oktober als Tag der deutschen Einheit, der Volkstrauertag und der Totensonntag. Aber auch den Weltfrauentag am 8. März, den Welthumanistentag am 21. Juni, dem 8. Mai als Tag der Befreiung oder den Internationalen Antikriegstag am 1. September vermissen die Humanist:innen.

„Der Kalender ist damit kein interkultureller sondern höchstens ein interreligiöser der nur die Feiertage der verschiedene Religionen verzeichnet. Dabei sind gerade die Feiertage die von allen gefeiert werden, diejenigen die besondere Erwähnung finden sollten, wie der 1. Mai und der 3. Oktober, da ihnen eine besondere integrative Bedeutung zu kommt. Zum Beispiel der 3. Oktober, an dem die Muslime ihre Moscheen öffnen“, findet Jens Hebebrand.

„Die Bedeutung von Religion für gesellschaftliche Teilhabe wird überschätzt“

Jens Hebebrand ist der Vorsitzende der Gemeinschaft Dortmund-Ruhr-Lippe des humanistischen Verbandes NRW.
Jens Hebebrand ist der Vorsitzende der Gemeinschaft Dortmund-Ruhr-Lippe des humanistischen Verbandes NRW.

Eine besondere Integrationskraft von Religionen lässt sich nach Ansicht des HVDnicht belegen. Darüber hinaus legten empirische Befunde nahe, dass die individuelle Religiosität bzw. die Religionszugehörigkeit so gut wie keinen Effekt auf die gesellschaftliche Teilhabe der Gläubigen habe, wenn ihr sozialer Hintergrund berücksichtigt werde.

„Anhand der Erkenntnisse zum Zusammenhang von Religion und Teilhabe lässt sich abschließend festhalten, dass die Bedeutung von Religion für gesellschaftliche Teilhabe allgemein überschätzt wird. Stattdessen ist es vielmehr die soziale Herkunft, die über Teilhabechancen bestimmt“, so der Humanistische Verband.

„Deswegen muss das kulturelle Integrationszentrum Dortmund bei der Erstellung des nächsten „Interkulturellen Kalenders“ auch die weltlichen, nicht religiösen Feiertage berücksichtigen, oder überlegen den Kalender umzubenennen in „Kalender der Feiertage von Religionen. „Als interkultureller Kalender der integrativ wirken soll, ist er in der jetzigen Form nicht sinnvoll“, so Jens Hebebrand.

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Reaktionen

  1. Silvya Ixkes-Henkemeier

    Genau aus dem Grunde hat der IR in einer seiner letzten Sitzungen auf Antrag der SPD-Liste eine entsprechende Weiterentwicklung beschlossen, die hoffentlich 2023 dann umgesetzt wird. Gruß Silvya Ixkes-Henkemeier

  2. Miller

    Naja, dann ändert man eben den Namen in „Der große Kalender der Hauptreligionen“. Als bekennender Diskordianer vermisse ich auch die diskordianischen Feiertage darin.

    Der „Humanistische Verband NRW “ kann dann einen eigenen Kalender als „interkulturell“ erstellen und produzieren. Aber bitte mit *sämtlichen* weltlichen und nicht religiösen Feier- und Gedenktagen, inklusive UN-Jahrestagen.
    Solch ein Kalender würde dann vielleicht 30 pdf-Seiten umfassen, aber wäre immer noch kreativer und produktiver, als sich lediglich bei Anderen über das Wörtchen „interkulturell“ zu echauffieren.
    Nicht nörgeln, sondern selber besser machen.

  3. Carsten Klink

    Erstaunlich auch, dass sich auf dem interkulturellen INKA Kalender nicht ein Feiertag dieser präkolumbianischen Zivilisation Südamerikas befindet!

    Schließlich war doch auch schon damals im 13. bis 16. Jahrhundert nach unserer Zeit die Religion das Opium des Volkes…

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