Die Metamorphosen von Ovid – eine antike Erzählung über die Megatrends unserer Zeit?

Dortmunder Sprechchor präsentiert eigene Produktion im dott.werk

Zarte Begegnung zwischen Apoll und seinem toten Geliebten Hyacinthos – der hier nicht nur eine:r ist, sondern viele. Der Sprechchor Dortmund präsentiert „Echos“, eine Lesung nach den Metamorphosen von Ovid. Am 24. und 25. Mai ist die Verwandlung im dott.werk zu bestaunen. © Guntram Walter 2024

Am Samstag, 24. Mai, und am Sonntag, 25. Mai, präsentiert der Sprechchor Dortmund im dott.werk, Düsseldorfer Straße 18, seine Interpretation der Metamorphosen von Ovid als szenische Lesung. Es geht um Narzissmus, Selbstermächtigung und die Befreiung von Göttern, die wir selbst geschaffen haben.

Antike Mythen mit Tiefgründigkeit und Humor präsentieren

Apoll, Gott der Künste, ist zu Gast in Dortmund und inspiriert die Freie Szene. Der Dortmunder Sprechchor hat sich Ovids Metamorphosen gewidmet und setzt Teile daraus als szenische Lesung unter dem Titel „Echos“ um.

Wieso dieses Stück? „Der antike Stoff der Metamorphosen liest sich wie die Megatrends unserer Zeit“, findet Regine Anacker, die gemeinsam mit Ludwig Juhrich für Übersetzung, Text und Dramaturgie verantwortlich ist. Es gehe um Verwandlung und Identität, Solidarität und Selbstermächtigung, Echoraum und Resonanz.

Der Sprechchor Dortmund 2023 mit dem Stück „Halbwache Geister“ Florian Dürkopp

„Echos“  ist eine aktuelle Sprechchor-Eigenproduktion. Längst hat sich der Chor auch außerhalb des Schauspiels einen Namen gemacht und setzt auf eigene Ideen und Texte.

Das Netzwerk funktioniert – man kennt sich von der Produktion „Halbwache Geister“, die 2023 erfolgreich am Schauspiel Dortmund lief. Ludwig Juhrich hatte damals die Regie übernommen und Roman D. Metzner – der bei „Echos“ für Musik und Soundesgin verantwortlich ist – war musikalischer Leiter und spielte auch selbst mit.

Gemeinsam wollen sie nun ihre Interpretation der Metamorphosen mit Tiefgründigkeit und Humor präsentieren und „die Wirkkraft antiker Texte und Bezüge zum eigenen Erleben zeigen“, so Anacker.

Der Chor ist vielstimmig – er verwandelt sich in Ovids Figuren

Ein Beispiel ist die Liebe zwischen der Bergnymphe Echo und Narziss. Eine grausame Geschichte – denn Narziss liebt nur sich selbst. Der Begriff Narzissmus für die übersteigerte Selbstliebe geht auf diesen Mythos zurück. „Ein individualpsychologisches Phänomen, das aktuell gesellschaftspolitische Dimensionen entwickelt“, findet Anacker.

Der Chor ist Narziss, aber er ist auch mehr als eine Perspektive. Die Sprecher:innen verwandeln sich in Ovids Figuren, in Pygmalion und seine Statue, in Göttinnen und Götter, in die Nymphe Echo. Er will Geschichten erzählen, aber auch die andere Seite zeigen und sich am Ende von den Mythen befreien.

„Das ist ein weiterer Aspekt unserer Adaption“, so Anacker. Er betrifft die Menschen als Erschaffende, die selbst Götter und Göttinnen – und damit die Mächte ihrer eigenen Unterdrückung – geschaffen haben. „Ein Gedanke, von dem wir hoffen, ihn dem Publikum mit auf den Weg geben zu können: Wir müssen uns nicht hinter Traditionen, Ritualen und vermeintlich etablierten Rollenbildern verstecken. Wir sind allein durch unsere Menschlichkeit freier und stärker, als wir vielleicht denken.“

Mehr Informationen:

  • Aufführungen am Samstag, 24. Mai 2025 um 20 Uhr und Sonntag, 25. Mai 2025 um 19 Uhr
  • Ort: dott.werk, Düsseldorfer Straße 18, 44143 Dortmund
  • Der Eintritt ist frei, Spende erwünscht.
  • Informortionen zum Sprechchor Dortmund auch auf seiner Website.

Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!

Unterstütze uns auf Steady

 Mehr auf dazu auf Nordstadtblogger:

Where is my mind? Das Theater Dortmund lädt zur Spurensuche mit dem Recht auf Vergessen

 

Reaktion schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert