Die Botschaft: „Die autogerechte Stadt ist kein Modell für die Zukunft“

Demonstrant:innen fordern mehr Mut von der Stadt und mehr Tempo bei der Verkehrswende

„Unser Weihnachtswunsch – Tempo bei der Verkehrswende“ war das Motto einer Aktion von Parents for Future Dortmund.
„Unser Weihnachtswunsch – Tempo bei der Verkehrswende“ war das Motto einer Aktion von Parents for Future Dortmund. Foto: Andrea Bausmann

Rund 100 Dortmunder:innen haben am Sonntag (11. Dezember 2022) für mehr Tempo bei der städtischen Verkehrswende protestiert. Trotz der Kälte kamen viele Teilnehmer:innen mit ihren Rädern auf den Friedensplatz, um die Stadt zu mutigeren Schritten auf dem Weg zu einer klimaverträglichen Mobilität aufzufordern.

Kritik am langsamen Tempo bei der Umsetzung von Tempo 30 und Radwall

Christopher Ising

„Uns war klar, dass Mitte Dezember kein günstiger Zeitpunkt für eine Kundgebung ist“, äußert sich Astrid Kleine-Löchner von Parents for Future Dortmund mit einem Augenzwinkern. „Umso mehr sind wir mit der Resonanz zufrieden. Uns war es wichtig, vor den Ratsbeschlüssen diese Woche öffentlich Stellung zu beziehen.“ Die Kritik richtet sich dabei vor allem gegen das langsame Tempo bei der geplanten Umsetzung von Tempo 30 und dem Radwall.

„Die Mobilitätswende ist kein Kuschelthema für die Radfahr-Bubble. Ohne eine deutliche Reduzierung des PKW-Verkehrs ist schlicht das städtische Ziel der Klimaneutralität 2035 nicht erreichbar“, macht Parents-Mitglied Marc Schmitt-Weigand in seinem Redebeitrag deutlich. „Außerdem braucht eine lebenswerte Stadt eine Mobilität, die alle Bürgerinnen und Bürger im Blick hat. Egal ob Kinder, alte Menschen oder Mobilitätseingeschränkte – die autogerechte Stadt ist kein Modell für die Zukunft.“

Aktivist:innen fürchten „Flickwerk von unterschiedlichsten Tempo-Abschnitten“

Trotz der Kälte kamen viele Teilnehmer:innen mit ihren Rädern auf den Friedensplatz.
Trotz der Kälte kamen viele Teilnehmer:innen mit ihren Rädern auf den Friedensplatz. Fotos: Andrea Bausmann

Die Vorlage zu Tempo 30 auf Straßen des Vorrangnetztes kritisieren die Organisatoren besonders. Hier entstehe ein Flickwerk von unterschiedlichsten Tempo-Abschnitten, das niemand mehr durchblicke. Damit werde jede Akzeptanz für das Thema auch bei den Autofahrenden von vornherein verhindert.

Außerdem sei gerade einmal ein Drittel der ausgewählten Straßen überhaupt geprüft worden. Für die vom Lärm betroffenen Menschen heiße das, dass noch viele Jahre ihre Gesundheit ruiniert werde, weil die Verwaltung verzagt und ängstlich agiere.

Bei den Weihnachtswünschen, die die Teilnehmenden abschließend an Politik und Verwaltung formulierten, lag ein Anliegen klar vorne: Mehr Sicherheit für Kinder im Straßenverkehr.

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Reaktionen

  1. VCD fordert mehr Mut und Konsequenz bei Tempo 30 (PM)

    Der VCD Dortmund-Unna fordert anlässlich der Demonstration am 11.12. auf dem Dortmunder Friedensplatz und der anstehenden Entscheidungen des Dortmunder Stadtrates mehr Tempo bei der Verkehrswende und kritisiert den geplanten Flickenteppich bei Tempo 30 aus Lärmschutzgründen. Die Stadt ist endlich der Tempo- 30-Initiative des Deutschen Städtetages beigetreten, als 270. Kommune in Deutschland, ganz knapp zählen wir hier nicht zu den Vorreitern. Und was sagt der OB: Er halte nichts von Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit in der Stadt, das müsse man vom Einzelfall abhängig machen.

    Genau so sehen dann leider auch die Tempo-30- Pläne der Stadt aus, kritisiert der Kreisverbandsvorditzende des VCD, Lorenz Redicker: auf der Mallinckrodtstraße gilt mal 30, mal 50, sogar 40 soll es an einem Abschnitt sein. Mal gilt Tempo 30 ganztägig, mal von 6-24 Uhr, mal von 22 bis 6 Uhr. Auch auf dem Wall gilt Tempo 30, aber nur nachts von 21 bis 5 Uhr. „Es entsteht ein Flickenteppich an Regelungen, die am Ende kaum noch jemand versteht“, so der VCD.

    Weiterer Kritikpunkt des Verbandes: der Zeitplan. Entgegen der Forderung auch des Lärmaktionsrates wird Tempo teilweise erst 2026 umgesetzt, an zahlreichen Straßenabschnitten wird zudem weiter geprüft, Umsetzung mithin ungewiss. Tempo 30 als Regel- geschwindigkeit hingegen wäre nicht nur eingängiger für die Autofahrer:innen und dürfte entsprechend eher eingehalten werden, sondern würde auch das Klima schützen und die Verkehrssicherheit fördern. Die Stadt sollte sich entsprechend für ein Modellprojekt mit Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit in der Stadt einsetzen, fordert der VCD – so, wie es auch schon der Beirat Nahmobilität beschlossen hatte, übrigens mit Zustimmung aus Reihen der Verwaltung.

    Beim Radwall begrüßt der VCD die Grundsatzentscheidung der Verwaltung, auf dem Wall eine Kfz-Spur je Fahrtrichtung für den Radverkehr vorzusehen. Auch die Ankündigung einer temporären Lösung trifft auf die Zustimmung des Vereins. Aufgrund leidiger Erfahrungen aus zahlreichen anderen Projekten der Verkehrswende mahnt der Verein aber die Zusicherung eines festen Zeitplans an. „Wir haben genug von den ewigen Ankündigungen, die dann nicht eingehalten werden“, sagt dazu der VCD-Vorsitzende Redicker. „Jetzt ist die Zeit zu handeln!“

    Der ökologische Verband fordert auf der Verkehrswende-Demo am 11.12. (wie zahlreiche weitere Initiativen, u. a. For-Future- Gruppierungen, Klimabündnis Dortmund, Aufbruch Fahrrad Dortmund) hier einen ambitionierteren Zeitplan, ebenso wie in weiteren Projekten wie beim Radschnellweg oder auch bei der Umsetzung des Anwohnerparkens. Da gab es Ende 2017 einen Ratsbeschluss, zwei bis drei Zonen sollten jährlich umgesetzt werden. Zwei bis drei hat man geschafft, leider nicht jährlich, sondern insgesamt in den fünf Jahren seither. Das sei ein Armutszeugnis, erklärt Redicker.

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