blØff – Die Frauen-Künstlergemeinschaft in der Nordstadt

Ideen für neue blØff-Projekte entstehen nahezu rund um die Uhr in Tatzes „Rauberhöhle“, einer gemütlichen Wohnung im Hafenviertel der Nordstadt.
Ideen für neue blØff-Projekte entstehen nahezu rund um die Uhr in einer gemütlichen Wohnung im Hafenviertel der Nordstadt.

blØff. Der Name ist Programm. Diese vier jungen Künstlerinnen fallen aus dem Rahmen. Sie sind kein „Mainstream“. „blØff (gesprochen wird es Blöff) ist an Grenzen gehen und noch weiter“, steht auf ihrer Homepage.

 „Wir probieren einfach alles aus. Da sind wir furchtlos“

„Wir probieren einfach alles aus. Da sind wir furchtlos“, schildert Lisa Dünnwald. Malen, sprühen, bedrucken, fotografieren, Musik machen, Videos drehen, Poesie, Collagen, Arbeiten mit Speckstein… Die Kreativität der Frauen ist scheinbar grenzenlos.  „Wir leben von unseren kreativen Eingebungen“, sagt Janina Trienekens. „Unsere Kunst lebt von unserer Lust, alle kreativen Disziplinen auszuprobieren.“

Im Jahr 2014 haben sie diese ganz spezielle Kunst-Vielfalt im Rahmen ihrer zweiten Ausstellung „100 Unikate“ präsentiert – und dies im Dortmunder U. Die Veranstalterin hatte die blØff-Kunst im „Sissikingkong“ gesehen. Dort hatten die Frauen für eine Party mit der Band „aniYo kore“ ein Video gedreht und Plattencover gestaltet.

„Die Nordstadt ist großartig. Hier ist ganz viel los.“

Ideen für neue blØff-Projekte entstehen nahezu rund um die Uhr in Tatzes „Rauberhöhle“, einer gemütlichen Wohnung im Hafenviertel der Nordstadt. Dorthin hat es die Frauen nicht ohne Grund verschlagen.

„Die Nordstadt ist großartig. Hier ist ganz viel los. Es gibt Künstlerkneipen. Und es  gibt viel unkonventionelle Kunst, hier ist kein Establishment. Hier sind alle kooperativ und es entsteht gerade ein riesiges Netzwerk“, schildert Lia Lenz. „Hier kann man sich als Künstler etablieren und muss nicht wie in Düsseldorf oder Berlin gegen eine Ellbogen-Mentalität ankämpfen.“

Die Stadt Essen, wo Janina und Lisa  – beide vom Niederrhein – völlig artfremd Philosophie und Germanistik studiert haben, konnte das nicht bieten. Bochum, wo die Castrop-Rauxlerin Tatze Konrad gemeinsam mit Lia Lenz Literaturwissenschaft studierte, ebenfalls nicht. „Die Nordstadt ist halt viel cooler“, stellten die vier Frauen fest – und zogen um.

Noch reicht die eigene Kunst, um die sich alles im Leben der vier blØff-Frauen dreht, nicht für den Lebensunterhalt. Den verdienen sich die Frauen anderweitig, allerdings auch mit Projekten im kreativen Bereich.

„blØff kommt von ‚bleu œuf’. Blaues Ei. Das erklärt sich doch fast von selbst.“ 

Janina etwa bietet in Zusammenarbeit mit der FH Dortmund das Projekt „Herbe Kunst“ an, bei dem alle Altersgruppen aus der Nordstadt zum Arbeiten mit unterschiedlichen Materialien aus dem breiten Spektrum der Kunst eingeladen werden. Und sie bietet Führungen im Lichtkunstzentrum Unna an.

Tatze – die Poetin – hat gerade ihr erstes Kinderbuch fertig gestellt, das von Lisa nun illustriert wird. Lia wiederum versucht mit sozialkritischen Arbeiten ihren Platz in der Gesellschaft zu finden. „Ich will keine schöne Kunst darstellen. Ich will verstören und zu Diskussionen anregen“, erläutert sie etwa ihre Bilder von Hungerkindern.

Bleibt zu klären, wie es zum Namen blØff und vor allem zu dem skandinavischen Ö kam. „Ich hab’ halt eine Abneigung gegen Umlaute“, erläutert Tatze. „Aber mit dieser Schreibweise sind wir alle d’accord.“ Und Lisa grinst: „blØff kommt von ‚bleu œuf’. Blaues Ei. Das erklärt sich doch fast von selbst.“

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HINWEIS:

Nordstadt-Logo farbig

– Der Artikel von Claudia Behlau ist ein Beitrag aus dem Buch “Wir: Echt Nordstadt”.

– Das Buch mit 106 Gruppenportraits ist kostenlos beim Quartiersmanagement Nordstadt, Mallinckrodtstraße 56, 44147 Dortmund, erhältlich. (Mail: info@nordstadt-qm.de)

– Eine große Ausstellung mit Bildern und Texten zu  “Wir: Echt Nordstadt” ist bis Ende September 2015 am Big Tipi im Fredenbaumpark zu sehen.

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