Ökumenischer Gottesdienst zum Tag der Gründung des BVB in der Dreifaltigkeitskirche

Feierliches Gedenken an ein historisches Dortmunder Ereignis

Der ökumenische BVB-Gottesdienst.
Der ökumenische BVB-Gottesdienst mit dem Chor „The Phoenix Harmonists“. Foto: Javad Mohammadpour für Nordstadtblogger.de

Vor nunmehr 116 Jahren wurde der „Ballspielverein Borussia 09 e.V. Dortmund“ (kurz BVB) gegründet. Schauplatz vom denkwürdigen Ereignis war die Nordstadt. Heutzutage pflegt eine kirchliche Initiative an der römisch-katholischen Dreifaltigkeitskirche auf ihre Weise die Erinnerung an die Anfänge. Am 19. Dezember, dem Gründungstag des BVB, war dem eine festliche Zusammenkunft gewidmet.

Ein Konflikt führte zur Vereinsgründung

Damals, im Jahr 1909, war das Kirchengebäude erst wenige Jahre alt. Man hatte das Gotteshaus für jene Arbeitskräfte der Montanindustrie errichtet, die katholischen Glaubens waren. Im ansonsten überwiegend protestantisch geprägten Dortmund wollte man so eine geistliche Heimat für die meist polnischen Migrant:innen schaffen.

Zum Gemeindeleben gehörte bald auch eine Gemeinschaft Jugendlicher, die sich am Fußballspiel erfreuten. Einer der Jugendlichen hatte einen englischen Lederball geschenkt bekommen, mit dem die Sodalen nach Herzenslust bolzten. Aber dass man sich dafür bevorzugt am Sonntagnachmittag traf, rief den Unmut des Gemeindepfarrers hervor.

Zwischen kirchlichen Interessen und sportlicher Begeisterung kam es schließlich zu einem Konflikt, der erst gelöst wurde, als 18 junge Männer am 19. Dezember 1909 einen eigenen Verein gründeten. Von diesem Moment an nahm die Geschichte ihren Lauf, der bis in die Gegenwart des BVB reicht.

Die Dreifaltigkeitskirche wird zur Gründerkirche

Obwohl es seinerzeit in gewisser Weise zum Bruch mit der Kirche gekommen war, wollten die jungen Leute in der Kirche beheimatet bleiben. Die Kirche am Borsigplatz blieb für die Erinnerung so gesehen eine Art geistliches Zentrum, schon allein deswegen, weil sie nach wie vor als Gründerkirche des BVB verstanden wird.

Oberbürgermeister Alexander Kalouti (CDU) mit BVB-Schal.
Oberbürgermeister Alexander Kalouti (CDU) mit BVB-Schal. Foto: Javad Mohammadpour für Nordstadtblogger.de

Zu einem für die Vereinsgeschichte ähnlich bedeutenden Ort wurde die Gaststätte „Zum Wildschütz“ in der Oesterholzstraße. Heutzutage ein Imbisslokal, erinnert nur eine Gedenktafel an der Hauswand an die Ereignisse vor 116 Jahren.

Damals hatte man sich im Saal der Gastwirtschaft im ersten Stock getroffen und debattiert. Franz Jacobi, einer der erste Borussen, erinnerte sich daran, dass man angesichts des kirchlichen Widerstands gar nicht anders konnte, als einen eigenen Verein zu gründen. „Die Vereinsgründung war zwingend!“, sagte er.

In den folgenden Jahren und Jahrzehnten wuchs der Verein. Eine Entfernung von den religiös- katholischen Wurzeln trat ein, nicht zuletzt auch, weil sich im BVB immer mehr Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und religiösen Kontexten einfanden. Auch die Farbe der Trikots veränderte sich, hin zum heutigen Schwarz-Gelb, das für eine multikulturelle Offenheit für alle Menschen steht, die sich mit dem BVB verbunden fühlen.

Ökumenischer Gottesdienst mit prominenten Gästen

Im Rahmen des einhundertjährigen Jubiläums wurde dann in der Dreifaltigkeitskirche die Ausstellung „Kirche, Fußball, Gottvertrauen“ eröffnet, die der Verbundenheit des BVB mit diesem Ort seiner Gründung gewidmet ist. Viel ist seitdem geschehen. Die Kirche wird seit über einem Jahr einer ausführlichen Sanierung und Neugestaltung unterzogen.

Die einst konfliktbeladene Verbindung vom Fußballsport mit dem geistlichen Leben bekommt einen angemessenen, würdigen Ort.  Neben unübersehbaren Bezügen zum BVB wird die Kirche aber auch Raum für das sakrale Leben bleiben.

Udo Markus Bentz bei seiner Ansprache.
Udo Markus Bentz ist deutscher römisch-katholischer Geistlicher und Erzbischof von Paderborn. Foto: Javad Mohammadpour für Nordstadtblogger.de

Unter dem Motto „Glaube, Liebe, Fußball“ wird die Fankultur des BVB in der Dreifaltigkeitskirche mit der Religion verbunden. Dabei wird niemand ausgeschlossen, denn es geht „um die Liebe zu den Menschen gleich welcher Kultur, Hautfarbe, sexuellen Orientierung, Religionszugehörigkeit – gleich welcher Lebensgeschichte.“

Bereits jetzt besuchen jährlich etwa 4.000 Menschen diesen besonderen, multikulturellen und interreligiösen Ort. Ermöglicht und getragen wird das durch viele Menschen, die sich haupt- und ehrenamtlich begeistert in das Projekt einbringen.

Bei einer Baustellenbesichtigung in der Kirche, an der unter anderem auch der Oberbürgermeister Alexander Kalouti teilnahm, zeigte sich Udo Markus Bentz, seit 2024 geistliches Oberhaupt vom Erzbistum Paderborn, vom Konzept und Baufortschritt beeindruckt. Bereits im kommenden Jahr soll der Gottesdienst zum Gründungstag des BVB im renovierten und neugestalteten Gotteshaus stattfinden.

„Fußball ist eine Schule des Friedens!“

Im „Studio41“, einem Gemeindesaal, der während der Bauarbeiten an der Kirche als Übergangslösung genutzt wird, fand dann der gut besuchte ökumenische Gottesdienst statt.

Hans-Joachim Watzke beim Gottesdienst.
Hans-Joachim Watzke, Präsident vom BVB, nahm ebenfalls teil. Foto: Javad Mohammadpour für Nordstadtblogger.de

Unter dem aus dem Matthäusevangelium entlehnten Motto „Ihr seid das Salz der Erde!“ In seiner Festansprache sprach Erzbischof Bentz von der Verbindung der christlichen Religion mit dem Fußball. Dafür zitierte er Papst Franziskus mit den Worten: „Fußball ist eine Schule des Friedens!“ Es ist ein Spiel, in dem sich die Mannschaften im Wettkampf respektieren.

Das, so Bentz, kann zu beispielhaften Einsichten führen. „Besser eine saubere Niederlage“, zitierte er zum Beleg wiederum Franziskus, „als ein schmutziger Sieg“. Durch interaktive Formate wurden die Besucher:innen in den Gottesdienst einbezogen, für die musikalische Begleitung sorgte der Chor „The Phoenix Harmonists“. Auch Hans-Joachim Watzke, Präsident des BVB, fand sichtlich Gefallen an allem. Und als abschließend gemeinsam „You’ll never walk alone“ gesungen wurde, war gänzlich klar, wie verwoben die Welten des Glaubens und des Fußballs sein können.


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