
Die Industriegeschichte Dortmunds kann besonders anschaulich im Hoesch-Museum nachvollzogen werden. Das erlebten die Teilnehmer:innen an einer eigens organisierten Führung, die eine Veranstaltung im Rahmenprogramm zur Verleihung des LWL-Wissenschaftspreises an das ehrenamtlich arbeitende Nordstadtblogger-Team war.
Die Geschichte von Hoesch ist ein Stück Dortmunder Stadtgeschichte

Das Stahlunternehmen Hoesch, 1871 gegründet, war bis zu seiner Übernahme durch Thyssenkrupp im Jahr 1992 ein bedeutendes Unternehmen der Montanindustrie. Die Keimzelle dafür war das Eisen- und Stahlwerk Westfalenhütte in Dortmund.
Die Standortvorteile zeigten sich bald nach der Unternehmensgründung, nachdem die Zeche und Kokerei Kaiserstuhl übernommen worden waren. Die Industriegeschichte wurde durch den Hoesch-Konzern maßgeblich geprägt.

Viele Menschen – in den 1960er Jahren waren es knapp 50.000 – fanden in ihm Arbeit und Auskommen.
In gewisser Weise unrühmlich gestaltete sich die Übernahme durch den seinerzeit wirtschaftlich angeschlagenen Krupp-Konzern im Jahr 1992. Durch eine fremdfinanzierte Übernahme – die erste ihrer Art in Deutschland – gelang es danach, die Gewinne der Hoesch AG zum eigenen Vorteil abzuschöpfen.

Als die Westfalenhütte 2001 geschlossen wurde, war es dann mit der Roheisen- und Stahlproduktion in Dortmund vorbei.
Die Industrieanlagen wurden in einer spektakulären Aktion demontiert, nach China gebracht und dort wieder in Betrieb genommen. Aber die über einhundert Jahre umfassende Geschichte sollte nicht vergessen werden.

Engagierte Dortmunder:innen beschlossen, einen Ort zu schaffen, an dem künftige Generationen nachvollziehen können, welchen Einfluss die Stahlindustrie auf auf das Leben im Ruhrgebiet gehabt hat.
Im heutigen Hoesch-Museum können darum heutzutage anhand von 13.000 Exponaten, davon über 150 Regalmeter Archivmaterial, die Facetten dieser Industriegeschichte nachvollzogen werden.
Ehrenamtliches Engagement gibt es seit über 20 Jahren
Es war einer feierlicher Moment, als am 23. Oktober 2005 durch Franz-Josef Kniola, dem damaligen Präsidenten des Fördervereins der NRW-Stiftung für Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege, der Schlüssel zum Hoesch-Museum übergeben wurde. Zwei Jahre hatten die Aktiven des Fördervereins Freunde des Hoesch-Museums e.V. auf diesen Moment hin gearbeitet, sich handwerklich eingebracht, Fördermittel beantragt und Sponsoren gewonnen.
Das ist nun bereits zwei Jahrzehnte her. Das Hoesch-Museum ist in dieser Zeit zum unverzichtbaren Teil der Dortmunder Museumslandschaft geworden. Die Ausstellung zur Geschichte und Gegenwart der Stahlindustrie im Ruhrgebiet sowie zu ihrer Bedeutung für die Region Dortmund lockt Jahr für Jahr zahlreiche Besucher:innen an.
Ergänzend zu den Exponaten werden regelmäßig Führungen, Vorträge, Lesungen und Sonderausstellungen zu thematischen Schwerpunkten angeboten.

Von den jährlich 300.000 Besucher:innen der Dortmunder Museen finden nicht wenige den Weg in die Eberhardstraße, zum Gelände der ehemaligen Westfalenhütte. Dass so ein Museum überhaupt in dieser Art möglich ist, beruht auf dem Engagement von etwa 70 ehrenamtlich Engagierten. Alljährlich leisten sie unbezahlte Arbeit in einem Umfang von sieben Vollzeitstellen.
„Das Hoesch-Museum ist mehr als ein Ort der Erinnerung – es ist ein Ort, an dem die Menschen die Geschichte ihrer Stadt lebendig halten“, sagt Isolde Parussel, Leiterin des Hoesch-Museums. „Ohne das Engagement der Ehrenamtlichen und die Unterstützung durch unsere Partner wäre diese Erfolgsgeschichte nicht denkbar.“
Eindrücke von der Geschichte der Stahlindustrie
Unter fachkundiger Führung durch Isolde Parussel und Karl Lauschke, dem Vorsitzenden der Freunde des Hoeschmuseums, nahm die Gruppe der Besucher:innen das Museum in Augenschein. Der ehemalige Werkseingang mit dem Portierhaus ist markante Eingangszone des Museums.
Hier gab es bereits in den 1980er Jahren ein Museum, dessen Betrieb aber im Zuge der Übernahme durch den Krupp-Konzern 1992 eingestellt worden war.
Erst durch die Zusammenarbeit ehemaliger Hoeschianer, des Museums für Kunst- und Kulturgeschichte Dortmund und der Stiftung Westfälisches Wirtschaftsarchiv konnte das Museum dreizehn Jahre später wiedereröffnet werden.
Nun bietet es eine facettenreiche Ausstellung mit kleinen und großen Exponaten, die auch schon mal unter denkwürdigen Bedingungen ihren Weg aus Nachlässen in die Ausstellung gefunden haben.
Das Stahlhaus – ein begehbares Museumsexponat
Ein besonderes Highlight kann seit Mai diesen Jahres besucht werden. Aus Hombruch hatte man das Stahlhaus, einen weitgehend im Originalzustand erhaltenen 60er-Jahre-Bungalow, zum Gelände in der Nordstadt transportiert. Es war ein ambitioniertes Vorhaben, das seinerzeit moderne Fertighaus ab- und wiederaufzubauen.

Aber es gelang, und darauf ist der Museumsverein mit Recht stolz! In einer kulturhistorischen Dauerausstellung kann nun auch die Geschichte des industriellen Wohnens, die Entwicklung von Fertig- und Stahlhäusern sowie die Rolle von Stahl in Architektur und Bauwesen nachvollzogen werden.
Als der Besuch in einer gemütlichen Kaffee-Runde ausklang, konnten noch Fragen gestellt und Eindrücke besprochen werden. Isolde Parussel und Karl Lauschke nutzten die Gelegenheit, um zur Mitarbeit im Verein einzuladen. In der vielfältigen Vereinsarbeit sind neue Helfer:innen stets willkommen.
Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!
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