Logistischer und finanzieller Kraftakt: Schul-Campus Münsterstraße kostet 250 Millionen Euro

Die Nordstadt-BV beschäftigt sich mit der „Großbaustelle Schule“

So könnte ein Teil des Schul-Campus Münsterstraße nach der Fertigstellung aussehen. Doch es werden noch viele Jahre ins Land gehen. Quelle: rendertaxi - RKW Architektur +

Die Dortmunder Nordstadt bleibt aus schulischer Sicht auf Jahre eine Großbaustelle: Kaum ein Schulstandort bleibt unberührt, wenn die Stadt ihr umfangreiches Bau- und Sanierungsprogramm umsetzt. Ziel ist es, zusätzliche Schulplätze zu schaffen, alte Gebäude durch Neubauten zu ersetzen und die Bildungsinfrastruktur insgesamt auf ein neues Niveau zu heben. Schon jetzt ist klar: Das Projekt ist Mammutaufgabe und Kraftakt zugleich – für Verwaltung, Baufirmen, Lehrkräfte, Eltern und Kinder. Größtes Vorhaben ist der Schul-Campus Münsterstraße. Das Vorhaben wird rund 250 Millionen Euro kosten.

Neubau- und Erweiterungsvorhaben an nahezu allen Schulstandorten

Martin Schaefer Teamleiter Projektmanagment für Jugend- und Bildungseinrichtungen in der städtischen Immobilienwirtschaft und  Michael Bonan, Bereichsleiter Schulorganisation im Fachbereich Schule, waren in der Bezirksvertretung der Nordstadt über die Planungen für den neuen Schul-Campus an der Münsterstraße zu berichten. Dazu gehören u.a. das Helmholtz-Gymnasium und die Gertrud-Bäumer-Realschule sowie die Albrecht-Brinkmann-Grundschule.

Das an sich schon gewaltige Vorhaben steht aber in einem noch größeren Zusammenhang und Plan: Im Primarbereich allein in der Nordstadt entstehen insgesamt 7,5 zusätzliche Schulzüge. Ein Schulzug umfasst im Primarbereich vier Klassen – jeweils eine von der ersten bis zur vierten Klasse. In weiterführenden Schulen umfasst ein Schulzug eine Klasse pro Jahrgangstufe bis zum jeweiligen Abschluss – also zwischen sechs und neun Klassen.

Es ist ein echtes Vorzeigegebäude, welches die Stadt ämterübergreifend in Eigenregie nach der eigenen Schulbaurichtlinie geplant hat: Die Grundschüler:innen lernen nun in modernen und technisch gut ausgestatteten Klassenräumen.
Die neue Lessing-Grundschule ist ein echtes Vorzeigegebäude, welches die Stadt ämterübergreifend in Eigenregie nach der eigenen Schulbaurichtlinie geplant hat. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Bereits abgeschlossen ist die Erweiterung der Lessing-Grundschule, die seit dem Schuljahr 2023/24 in neuem Glanz erstrahlt. Für die Libellen-Grundschule läuft die Erweiterung, die 2024/25 fertig werden soll. Das größte Projekt ist ein vierzügiger Neubau an der Burgholzstraße. Dort fand jüngst das Richtfest statt – hier werden rund 99 Millionen Euro verbaut. Fertigstellung soll voraussichtlich 2027/28 sein. 

Übergangsweise nutzen die Schülerinnen und Schüler der neu gegründeten Grundschule am Blücherpark seit diesem Jahr das alte Lessing-Gebäude. Wenn der Neubau an der Burgholzstraße fertig ist, zieht die zweizügige Schule dorthin um. Auch an der Diesterweg-Grundschule entsteht zusätzlicher Platz – Ende 2027 soll hier die Erweiterung abgeschlossen sein. Die Oesterholz-Grundschule wird im Zuge eines Neubaus an der Stahlwerkstraße erweitert, wobei sich die Fertigstellung noch nicht genau absehen lässt.

Auch im Sekundarbereich investiert die Stadt massiv in der Nordstadt

Auch die weiterführenden Schulen wachsen. Die Anne-Frank-Gesamtschule bekommt zwei zusätzliche Züge. Bis Sommer 2027 ist sie dafür noch im Ausweichquartier an der Langestraße untergebracht. Erst nach ihrem Auszug kann an der Kleinen Kielstraße eine neue Grundschule gebaut werden.

Schaulustige vor dem Baukomplex an der Burgholzstraße 150 schauen sich den Richtkranz an.
Der Richtkranz wehte in diesem Monat über dem Neubau in der Burgholzstraße. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Groß ist die Liste weiterer Projekte ohne Zügigkeitserweiterung. An der Nordmarkt-Grundschule plant die Stadt einen kompletten Neubau, der zum Schuljahr 2031/32 fertig sein soll. Als Übergangsquartier ist das alte Kielhorn-Förderschulgebäude vorgesehen. 

An der Hauptschule am Hafen wird in zwei Bauabschnitten saniert. Frühester Abschluss: 2032. Die Albrecht-Brinkmann-Grundschule erhält einen Ersatzneubau, ohne dass ein Interim nötig wird.

Am Helmholtz-Gymnasium wiederum entsteht ein Ergänzungsbau, während das Bestandsgebäude saniert wird. Für die Übergangszeit ziehen Teile der Schülerschaft in ein Gebäude der Gertrud-Bäumer-Realschule um – die allerdings selbst ebenfalls einen Ersatzneubau erhält.

Die Stadt Dortmund hat eine komplexe Baustellenlogistik entwickelt

Das größte und komplizierteste Vorhaben ist der neue Schul-Campus an der Münsterstraße. Dazu gehören u.a. das Helmholtz-Gymnasium, die Gertrud-Bäumer-Realschule sowie die Albrecht-Brinkmann-Grundschule. Das Besondere: Die Realisierung der Neubauten und Abrisse von Bestandsgebäuden sollen ohne Umzüge an andere Standorte auskommen. Das soll durch eine umfangreiche Rochade in elf Teilprojekten gelingen, wozu auch drei Abbrüche gehören. 

Damit die Bauvorhaben reibungslos umgesetzt werden können, hat die Stadt eine komplexe Baustellenlogistik entwickelt. Die Arbeiten sind eng miteinander verzahnt: Neubauten erfordern erst Umzüge in Interimsgebäude, Rückbauarbeiten schaffen Platz für neue Baukörper, und selbst Sporthallen und Parkflächen werden in die Planung einbezogen. Zwei neue Sporthallen sowie eine Parkpalette ergänzen das Programm. Der Zeitplan reicht bis ins Jahr 2038 (!).  

Der Parkhaus-Neubau wird nicht als Quartiersgarage dienen

Die Bezirksvertretung Innenstadt-Nord nahm die Planungen interessiert zur Kenntnis. Diskussionen löste die künftige Wegeführung. Hans-Georg Schwinn (Grüne) wollte wissen, ob der Fußweg über das Schulgelände auch nach Abschluss der Arbeiten wieder zur Verfügung stehen werde, was die städtischen Planer bejahten. 

Lageplan zum Realisierungskonzept Schulzentrum Münsterstraße
. Quelle: ,RKW Architektur +

Widersprüche zu den Aussagen der beiden Berichterstatter deckte Julia Rüding (Die Partei) auf: Denn anders als in der BV sei im Schulausschuss ausdrücklich ausgeschlossen worden, dass der Neubau des Parkhauses auch als Quartiersgarage genutzt werden könne. Dies widerspreche wohl der Nutzung für Besucher:innen der beiden Sporthallen, so Rüding. 

Zumindest den Erhalt des alten Baumbestandes auf dem Schulgelände konnten die beiden Berichterstatter zusagen. Es gebe keinen Grund, diese zu fällen.

Reicht die Schaffung von Schulplätzen in Zeiten internationaler Krisen?

Dr. Andreas Kloth (Grüne) wollte wissen, in wie weit die Vorratsplanung von Schulplätzen reiche: „Gibt es noch Raum für weitere Schüler, für Zuwanderung und nach internationalen Konflikten?” Michael Bonan als Bereichsleiter für Schulorganisation im Fachbereich Schule, machte deutlich, dass es schon noch Raum nach oben gebe. „Und Wanderungsbewegungen sind berücksichtigt.“

Das Helmholtz-Gymnasium in der Nordstadt
Das denkmalgeschützte Gebäude des Helmholtz-Gymnasiums in der Nordstadt ist Teil des neuen Schul-Campus. Foto: HGDO/Kuhn

Aber einen Zustrom von neuen Schüler:innen, wenn es „regelmäßig zu neuen Ukraine-Krisen“ komme, könne keine Stadt bei der Schulplanung berücksichtigen, betonte Bonan. Das reichte dem Grünen-Politiker als Antwort nicht. „Man muss immer mit Krisen und Kriegen rechnen“, verwies Kloth auf die politische Großwetterlage. 

Dem folgte Dorian Marius Vornweg (CDU) nicht: Er hielt die „Prognose-Fähigkeit“ der Schulplanung für gut und ausreichend. Und Bonan machte deutlich, dass die Prognose auf einem bewährten wissenschaftlichem Verfahren beruhe: „Das hat sich nicht die Stadt ausgedacht und die Zahlen waren immer sehr valide.”

Dortmund stemmt Schulbaumaßnahmen im Volumen von 1,8 Milliarden Euro

Den Praxistest wird die Nordstadt in den kommenden Jahren erleben. Bis dahin werden Bagger, Kräne und Baucontainer das Bild an vielen Standorten prägen. Doch die Investition soll sich lohnen: Mehr Platz für wachsende Schülerzahlen, moderne Gebäude für einen zeitgemäßen Unterricht und eine Aufwertung ganzer Stadtteile. 

Die Innenstadt-Nord wird so zur größten Schulinvestition der Stadt – und zu einem Vorzeigeprojekt, wie Bildung in Dortmund künftig aussehen kann. Das Thema Schulbau ist das größte in Dortmund: Aktuell gibt es 109 aktive Schulbaumaßnahmen mit einem Gesamt-Investitionsvolumen von ca. 1,8 Milliarden Euro.


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