„Systemfehler“-Podcast zur Kommunalwahl: Wie steht es um den Dortmunder Stadtrat?

Kommunalpolitik als Ehrenamt und „Jungbrunnen der Demokratie“

Blick in den Ratssaal von oben
Blick in den Ratssaal: Bis auf die Position des Oberbürgermeisters sind alle Ratsmitglieder ehrenamtlich tätig. Foto: Alexander Völkel für die nordstadtblogger.de

Wie steht es eigentlich um das Ehrenamt Kommunalpolitiker:in in Dortmund? Am 14. September 2025 sind 443.000 Dortmunder:innen zur Wahl des:der neuen Oberbürgermeister:in, des Stadtrats, der Bezirksvertretungen, der RVR-Mitgliederversammlung und 170.000 Dortmunder:innen zur Wahl des Integrationsrats aufgerufen. Doch viele wissen immer noch nicht: Bis auf den Posten des:der Oberbürgermeister:in ist jedes dieser Ämter ein Ehrenamt. Deshalb haben wir in unserem Systemfehler-Podcast für die Kommunalwahl mit Menschen gesprochen, die sich für ihre Stadt ehrenamtlich engagiert haben und dies noch wollen.

Versiegender „Jungbrunnen der Demokratie“

Im März 2025 warnte der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Herfried Münkler im Dortmunder Rathaus davor, dass der „Jungbrunnen der Demokratie“, also die Kommunalpolitik, versiegen könnte. Das liegt vor allem daran, dass das Ehrenamt Kommunalpollitiker:in immer unattraktiver wird.

Feier zum 50-jährigen Bestehen der Dortmunder Stadtbezirke im Rathaus. Prof. Dr. Herfried Münkler Klaus Hartmann | Nordstadtblogger

Ein „Jungbrunnen“ ist die Kommunalpolitik deswegen, weil hier direkt von Bürger:innen der Stadt entschieden wird, was Vorhaben in ihrer Stadt, direkt vor ihrer Haustür betrifft. Hier wird Demokratie direkt gelebt, direkt sichtbar.

Wenn allerdings die Handlungsräume – wie aktuell in finanzieller Hinsicht – enger werden, so wirkt sich das negativ auf das Ansehen der Lokalpolitik aus.

Und bedeutet für die ehrenamtlichen Kommunalpolitiker:innen vor allem eins: mehr Stress. Dazu tragen Berge an Vorlagen für Beschlüsse bei, Sitzungen, die meist während der Arbeitszeit beginnen, und zuletzt auch immer mehr Beleidigungen und Drohungen gegenüber Lokalpolitiker:innen.

Kommunalpolitiker:innen sind für die Menschen vor Ort da

Doch wie hat sich die Kommunalpolitik in den letzten Jahrzehnten verändert? Das fragt Nordstadtbloggerin Amelie Borggrefe im Systemfehler-Podcast Ratsmitglied Udo Reppin (CDU). Dieser ist seit 1994 im Stadtrat und scheidet nun auf eigenen Wunsch aus Altersgründen aus.

Udo Reppin (CDU) Bild: Lukas Pazzini für Nordstadtblogger.de

Vieles habe sich verändert, erklärt Reppin. „Als ich angefangen habe, hatte die SPD ein absolute Mehrheit. Heute gibt es viel mehr Fraktion und dadurch auch viel mehr Meinungen.“ Das bereichere, mache aber natürlich auch Abläufe komplexer.

Rückblickend sieht Reppin die Konsolidierung und Sanierung des Dortmunder Haushalts durch die Jahre als Erfolg an. „Da waren wir die einzigen im Ruhrgebiet, die das geschafft haben,“ betont der CDU-Politiker schuld.

Viele Erfolge erlebt, aber auch Anfeindungen

Auch die Grünen-Politikerin Elisabeth Brenker wird nicht mehr dem nächsten Stadtrat angehören. „Das hat sich so ergeben. Ich finde es sehr schade“, erklärt sie im Systemfehler-Podcast. Es habe sich leider herausgestellt, dass Elternschaft, Job und Stadtpolitik nicht unter einen Hut passen.

Elisabeth Brenker (Bündnis 90/ Die Grünen) Bild: Lukas Pazzini für Nordstadtblogger.de

Ob sie schon mal Anfeindungen erlebt habe? Das bejaht Brenker. Vor allem von der AfD gebe es immer wieder Sticheleien und inakzeptables Verhalten im Rat. Die demokratischen Parteien stärkten sich da aber immer gegenseitig.

„Persönlich finde ich es schade, dass ich aufhöre“, sagt Brenker. Sie verweist auf sehr viele Erfolge und ruft andere dazu auf, sich auch für die Stadtpolitik zu engagieren. „Es gibt ein unglaublich gutes Gefühl, sich für seine Stadt zu engagieren“, auch wenn es auch herausfordernd sein kann.

Frischen Wind in den Rat bringen

Doch wie sieht es bei den Menschen aus, die jetzt neu in der Rat drängen? Die Partei „Die Linke“ verzeichnete in Dortmund um die Bundestagswahl einen Zugang von 1000 neuen Parteimitgliedern. Einer davon war Daniel Tsvelenev. „Ich wollte mich für meine Stadt engagieren und dann habe ich mich für den Rat aufstellen lassen.“

Daniel Tselenev (Die Linke) Bild: Lukas Pazzini für Nordstadtblogger.de

Tsvelenev, Student der Raumplanung an der TU Dortmund, möchte soziale Politik für die Menschen in Dortmund machen.

Als Mitglied im Stadtrat will er sich in der Nordstadt für Mobilität abseits des Autos einsetzen. „Es ist schade, dass auf den Straßen Autos und nicht spielende Kinder das Straßenbild dominieren.“

Engagement vor Ort notwendig für die Demokratie

Das Ehrenamt Stadträt:In ist ein sehr zeitintensives. Das haben wir in dieser Folge von unserne Gesprächspartner:innen erfahren. Gleichzeitig hoben aber alle hervor, dass es auch Spaß macht, so konkret in seiner Stadt mitgestalten zu können.

Nordstadtbloggerin Amelie Borggrefe interviewte die Kommunalpolitiker:innen Bild: Lukas Pazzini für Nordstadtblogger.de

In der Kommunalpolitik muss sich allerdings viel ändern, damit der „Jungbrunnen der Demokratie“ wieder unbekümmert sprudelt.

Das Ehrenamt muss besser mit Beruf und Elternschaft vereinbar sein und so möglichst vielen Menschen zugänglich werden, erfahren wir in unseren Gesprächen mit den Kommunalpolitiker:innen.


Ihr wollt noch mehr über das Ehrenamt Kommunalpolitiker:in erfahren? Hört in unsere neue Systemfehler-Podcast-Folge rein. Überall dort, wo es Podcasts gibt!


Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!

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