
Yazan Issa – besser bekannt als Dr. Issa – arbeitet als Radiologe in der Hausarztpraxis Arkin Kara und Kollegen am Borsigplatz. Der 35-jährige Palästinenser floh 2022 aus der Ukraine, wo er sich sein Leben in Kiew aufgebaut hatte. In Palästina hatte er noch Journalist oder Fotograf werden wollen. Aber das untersagte seine Mutter: zu gefährlich. Also wurde er Arzt in der Ukraine, bis er dort auch vor dem Krieg flüchten musste.
Kiew zu verlassen war nie sein Ziel
Issas Leben in Kiew war schön. Er hatte dort seine Freunde, gründete eine Familie, heiratete und studierte Medizin. 2022 beendete der Krieg dieses Leben und er floh nach Deutschland.

Nicht zuletzt, weil das Land einen sehr guten Ruf unter Ukrainern hatte: Hier erhofften sie sich eine stabile Wirtschaft und Issa zählte auf Möglichkeiten, seine Karriere in der Medizin fortzusetzen.
Die Ankunft war aber ein hartes Erwachen: Die Bürokratie macht es ihnen schwer, schnell Fuß zu fassen. Deutschland als analoges Land kam vielen Flüchtenden auch im Vergleich zur Ukraine rückschrittlich vor. Sie hatten eine deutlich digitalere und schnellere Verwaltung erwartet, erzählt Issa.
Wo es an Unterstützung für Neuankömmlinge noch fehlt
In Dortmund meldete sich Issa erst bei Bekannten. Trotz seiner Kontakte war der Anfang schwer. Das Jobcenter bot nur simple Sprachkurse an. Es fehlte auch an psychologischer Unterstützung, bis Train of Hope sich einschaltete. Dort konnten sich die Kriegsflüchtlinge nicht nur informieren, sondern auch Mut und Freunde finden.

Bei Train of Hope setzten sich die Leute zusammen und tauschten Ideen, aber auch Gefühle aus, erzählt Issa. Das war aber auch notwendig: Die Leute in Deutschland seien verschlossener als in anderen Ländern.
Es sei für viele Zuwanderer nicht einfach, sich an Gesprächen mit Einheimischen zu beteiligen und die Kultur von innen zu erleben. Das macht die Integration noch schwerer: Die Praxis beim Sprechen fehlt den Geflüchteten.
Der Glaube an sich selbst als Antriebsfeder
Issa hat sein Leben schon zwei Mal in neuen Ländern neu aufgebaut. Er ist aus zwei zerstörten Städten geflohen – eine in den palästinensischen Autonomiegebieten, eine in der Ukraine – und hat sich wieder an die Arbeit gemacht. Er hat gelernt, dass Frieden nicht selbstverständlich ist – weder auf der Welt, noch in einem selbst.

Heute ist er Radiologe in der Praxis Arkin Kara und Kollegen. Hier möchte er zweite Chancen geben, gesund machen und Patient:innen einen Neustart ermöglichen. Um es wirklich geschafft zu haben, fehlt ihm noch ein haptischer Nachweis: die Approbation.
Der Antrag dafür muss noch von deutschen Behörden bewilligt werden, sodass er danach selbständig seiner ärztlichen Tätigkeit nachgehen kann und eine Praxis eröffnen darf.
Danach will er die deutsche Staatsbürgerschaft beantragen. Schritt für Schritt. Zu Merkels „Wir schaffen das!“ Und die damit verbundene Hoffnung möchte er nur eines sagen: „Danke.“
Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!