
Die andauernde Seitwärtsbewegung des Dortmunder Arbeitsmarkts scheint sich weiter fortzusetzen, allerdings mit verhalten positiver Tendenz. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung steigt erneut leicht an und liegt NRW-weit im vorderen Drittel. Die Zahl der arbeitslosen Menschen in Dortmund geht um 286 Personen bzw. 0,7 Prozent zurück.
Sorgen bereiten der Arbeitsagentur die Schwankungen am Stellenmarkt
„Trotz multipler Krisen, schwächelnder Konjunktur und vielfacher politischer Unsicherheiten steigt die Zahl der in Dortmund Beschäftigten weiter an, während gleichzeitig die Arbeitslosigkeit etwas sinkt. Dass die Zahl der Abgänge aus Arbeitslosigkeit seit Längerem wieder die Zahl der Zugänge in Arbeitslosigkeit übersteigt, ist eine erfreuliche Nachrichten: Bewerben Sie sich, und sollten Sie dabei Hilfe benötigen, sprechen Sie Ihre Berufsberatung an. Es lohnt sich auf jeden Fall!“ kommentiert Arbeitsagenturchefin Heike Bettermann die Situation auf dem Dortmunder Arbeitsmarkt.
„Sorgen machen uns allerdings die Schwankungen am Stellenmarkt: Wurden in den vergangenen Monaten noch deutlich mehr offene Stellen gemeldet, hat sich dieser Trend im April nicht fortgesetzt, im Gegenteil. Mit Blick auf die laufenden Transformationsprozesse in vielen Branchen bieten wir ratsuchenden Unternehmen wie auch Arbeitsuchenden umfassende Beratung an: Unsere Teams im Arbeitgeber-Service und in der Berufsberatung für Erwerbstätige informieren gerne zu Maßnahmen der Qualifizierung und Weiterbildung sowie zu Möglichkeiten der Kostenübernahme“, so Bettermann.

„Besonders freut uns die Entwicklung bei den jungen Leuten unter 25 Jahren, die den größten Rückgang an Arbeitslosen verzeichnen können. Hier kommt sicher die Zahl derjenigen zum Tragen, die zum Sommer einen Ausbildungsvertrag abgeschlossen haben. Wir können gar nicht oft genug betonen, wie wichtig eine gute Qualifikation für den Einstieg ins Berufsleben ist: In Westdeutschland haben 76 Prozent der arbeitslos gemeldeten 16- bis 24-Jährigen keinen Berufsabschluss, in Ostdeutschland sind es sogar 80 Prozent“, so die Chefin der Dortmunder Arbeitsagentur.
„Auch später im Erwerbsleben zeigt sich, dass vor allem Menschen ohne Berufsabschluss eher Gefahr laufen, arbeitslos zu werden. Daher wiederhole ich gerne meinen Appell an alle, die einen Ausbildungsplatz suchen: Bewerben Sie sich, und sollten Sie dabei Hilfe benötigen, sprechen Sie Ihre Berufsberatung an. Es lohnt sich auf jeden Fall!“, betont Heike Bettermann.
Angebote zur Qualifizierung und Integrationsförderung noch gezielter einsetzen
„In der Arbeitslosenstatistik des Jobcenters Dortmund sehen wir im April eine erfreuliche Entwicklung. Trotz der anhaltenden Herausforderungen durch die Krise in der Industrie und internationale Handelskonflikte ist die Zahl der arbeitslosen Menschen gegenüber dem Vormonat um 222 gesunken. Erfreulicherweise betrifft dies auch die Gruppe der Menschen, die schon länger auf Unterstützung angewiesen sind: Die Zahl der Langzeitarbeitslosen verringert sich um 31 Personen“, ergänzt Marcus Weichert, Geschäftsführer des Jobcenters Dortmund.

„Diese Entwicklung ist einerseits auf die übliche saisonale Frühjahrsbelebung zurückzuführen, die derzeit die angespannte wirtschaftliche Lage etwas überdeckt. Andererseits gibt es auch auf nationaler Ebene positive Signale: Das Arbeitsmarktbarometer des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung ist erstmals seit sieben Monaten wieder gestiegen und deutet auf eine leichte Verbesserung der Perspektiven hin. Gleichzeitig bleibt der Dortmunder Arbeitsmarkt im Umbruch. Angesichts einer weiterhin unsicheren konjunkturellen Lage wird 2025 ein weiteres herausforderndes Jahr für unsere regionale Wirtschaft – und damit auch für unsere Arbeit“, so Weichert.
„Unser Ziel ist es daher, unsere Angebote zur Qualifizierung und Integrationsförderung noch gezielter einzusetzen. Gemeinsam mit unseren Netzwerkpartnern wollen wir Unternehmen in Dortmund dabei unterstützen, den Strukturwandel zu bewältigen und den Fachkräftebedarf nachhaltig zu sichern“, so der Chef des Dortmunder Jobcenters.
Leichter Rückgang der Arbeitslosigkeit – Unterbeschäftigung leicht niedriger als im März
Im April wurden 39.542 Menschen in Dortmund arbeitslos gezählt. Davon waren 9.167 Personen bei der Arbeitsagentur und 30.375 Menschen beim Jobcenter Dortmund gemeldet. Damit ist die Gesamtzahl der Arbeitslosen in der Stadt im Vergleich zum Vormonat um 286 Personen gesunken. Die Arbeitslosenquote für alle bei Agentur und Jobcenter gemeldeten Arbeitslosen geht um 0,1 Prozentpunkte zurück auf 12,0 Prozent (April 2024: 11,7 Prozent). Die spezifische Arbeitslosenquote für die Agentur liegt unverändert bei 2,8 Prozent, für das Jobcenter sinkt sie um 0,1 Prozentpunkte auf bei 9,2 Prozent.

Arbeitslosigkeit ist kein starrer Block. Vielmehr herrscht durch die Zu- und Abgänge in bzw. aus Arbeitslosigkeit viel Bewegung. In der Stadt Dortmund wurden im April 5.827 Männer und Frauen erstmals oder erneut arbeitslos registriert. 1.724 Personen davon kamen aus einer Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt. Das sind 52 Personen mehr als im Vormonat.
6.142 Personen meldeten sich im April bei der Arbeitsagentur und dem Jobcenter aus der Arbeitslosigkeit ab. Von ihnen beendeten 1.521 Menschen ihre Arbeitslosigkeit wegen der Aufnahme einer Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt. Das sind 141 Personen mehr als im Vormonat.
In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den registrierten Arbeitslosen auch die Personen abgebildet, die nicht als arbeitslos gelten, weil sie Teilnehmer an einer Maßnahme der Arbeitsmarktpolitik sind oder sich in einem arbeitsbedingten Sonderstatus befinden. Diese Personen werden zur Unterbeschäftigung gerechnet, weil es sich dabei um Menschen handelt, denen ein reguläres Beschäftigungs-verhältnis fehlt. Insgesamt werden in diesem Monat 48.979 Personen in der Unterbeschäftigung registriert. Das sind im Vergleich zum Vormonat 446 Personen weniger.
Jugendarbeitslosigkeit und Arbeitskräftenachfrage erneut rückläufig

Im April waren 3.407 junge Menschen unter 25 Jahren arbeitslos gemeldet. Das sind 151 Personen bzw. 4,2 Prozent weniger als im Vormonat, allerdings 194 Personen bzw. 6,0 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Jugendarbeitslosenquote liegt im April bei 9,6 Prozent (März: 10,0 Prozent).
Nach Anstiegen in den vergangenen Monaten ist die Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskräften im Vergleich zum Vormonat deutlich zurückgegangen. Der Agentur für Arbeit wurden im aktuellen Berichtsmonat 604 neue Stellen gemeldet. Das sind 86 Stellen weniger als im März und 191 weniger Stellenmeldungen als im Vorjahresmonat.
Der aktuelle Stellenbestand hat sich mit 4.004 offenen Stellen im Vergleich zum Vormonat weiter verringert – minus 85 Stellen. Die meisten der Agentur für Arbeit gemeldeten offenen Stellen entfallen auf die Berufsgruppen Verkauf, Lagerwirtschaft/Post/Zustellung sowie Büro und Sekretariat.
Ausbildungsmarkt 2024/2025: Weiterhin gute Ausgangslage für Jugendliche
Jugendliche auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz haben aktuell noch vielfach gute Aussichten. Auf dem Dortmunder Ausbildungsmarkt gibt es Ende April mehr offene Stellen als Bewerber:innen.
Mehr als die Hälfte der gemeldeten Ausbildungsplätze sind noch unbesetzt
Die Zahl der gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen seit Beginn des Berichtsjahres liegt Ende April bei 3.367 Dies sind im Vorjahresvergleich 59 Stellen weniger. Aktuell stehen davon noch mehr als die Hälfte zur Besetzung offen. Seit Oktober 2024 meldeten sich 2.823 Jugendliche bei der Berufsberatung als Bewerberin oder Bewerber. Das sind 9,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Rund 1.500 sind aktuell noch auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Generell ist in den kommenden Monaten noch viel Bewegung am Ausbildungsmarkt zu erwarten.

„Die aktuelle Situation auf dem Dortmunder Ausbildungsmarkt stimmt durchaus positiv, auch wenn die anhaltende schwierige wirtschaftliche Lage der Unternehmen ihre Spuren hinterlässt. So liegt die Zahl der gemeldeten freien Ausbildungsstellen leicht unter der des Vorjahres. Erfreulich ist es, dass das Ansehen der dualen Berufsausbildung unter Jugendlichen weiter zugenommen hat“, so Heike Bettermann zur aktuellen Lage auf dem Dortmunder Ausbildungsmarkt.
„Unter den jungen Menschen spricht sich zunehmend herum, dass eine duale Berufsausbildung einen guten Start ins Berufsleben mit allen Karrierechancen bietet. Wir verzeichnen im Jugendberufshaus Dortmund einen Anstieg der Bewerberinnen und Bewerber um einen Ausbildungsplatz um fast zehn Prozent“, so die Chefin der Arbeitsagentur.
„In den kommenden Monaten erwarten wird noch viel Bewegung. Viele Jugendliche und viele Betriebe haben ihre Entscheidung noch nicht getroffen. Unsere Berufsberaterinnen und Berater fokussieren sich in den nächsten Wochen auf die persönliche Beratung der jungen Menschen in den Schulen und Berufskollegs, um noch viele Schülerinnen und Schüler für eine Berufsausbildung zu begeistern“, so Bettermann.
Reaktionen
KI in der Berufsorientierung: Testphase soll nach den Sommerferien starten (PM)
Groß war das Interesse an der 2. Follow Up „Fokus Konferenz“ am vergangenen Dienstag (29. April). Die Plätze im Berufsinformationszentrum (BIZ) waren gut gefüllt, denn das Thema war extra spannend: Künstliche Intelligenz (KI) in der Berufsorientierung.
Die Veranstaltung wurde stellvertretend für den Beirat „Regionales Übergangsmanagement Schule-Arbeitswelt“ vom Regionalen Bildungsbüro organisiert. KI wird die kommenden zehn Jahre prägen – da waren sich meisten Teilnehmer*innen der Fachkonferenz wohl einig. Martin Depenbrock, stellvertretender Leiter des Schulverwaltungsamts und digitaler Fachmann bei der Stadt Dortmund, brachte es schon vor der Talkrunde auf den Punkt: „Ich bin mir sicher, es wird in Zukunft keinen Beruf geben, der nicht durch KI beeinflusst wird.“
Die Talkrunde selbst war mit Spannung erwartet worden, weil die Mitarbeiter*innen vom Regionalen Bildungsbüro einen sehr besonderen Gast eingeladen hatten: Clemens Clever ist ein KI-Voice-Bot, also eine spezialisierte computergesteuerte Internet-Suchmaschine, die „hören“ und „sprechen“ kann.
Charmanter Plauderer: Clemens Clever
Herr Clever hat im Talk sehr offen über seine Stärken und Schwächen in der Berufsorientierung geplaudert: „Junge Menschen können von KI-gestützter Beratung profitieren, in dem sie eine Bestandsaufnahme ihrer Interessen, Stärken und Werte machen. KI kann dann auf Basis dieser Daten zusammen mit schulischen Leistungen und Interessenstests passende Berufe vorschlagen“, beschrieb er seine Arbeitsleistung selbst. Außerdem schwärmte er von KI-gesteuerten Job-Plattformen, die Praktika und Ausbildungsplätze vermitteln können.
Der KI-Bot kannte aber auch seine Grenzen: „Menschen können in der Berufsorientierung persönliche Erfahrungen, Empathie und Intuition einbringen. Sie können motivieren, inspirieren und individuelle Lebensumstände berücksichtigen. KI ist ein tolles Hilfsmittel, aber die menschliche Komponente ist unverzichtbar.“ Darüber waren sich auch Gastgeberin Heike Bettermann (Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit in Dortmund), Martin Depenbrock und Friedrich-Wilhelm Corzilius (stellvertretender Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Dortmund) einig.
Die nächste Generation
Daran wird auch die nächste Generation der KI-Bots nichts ändern. Sie wird gerade in Zusammenarbeit vom Regionalen Bildungsbüro, dem Projekt „Ausbildungspakt Dortmund“ und der xpand Deutschland GmbH entwickelt. Wenn alles glatt läuft, geht sie nach den Sommerferien in einen ersten Testlauf: Rund 200 Schüler*innen im Ausbildungspakt der 9. und 10. Klassen sollen die neue Version dann auf ihre iPads bekommen. Der Ausbildungspakt soll jungen Menschen helfen, den Übergang von Schule in einen Beruf zu meistern. Dafür arbeiten Dortmunder Betriebe, bislang drei verschiedene Schulen und verschiedene Institutionen Hand in Hand.
Klar ist schon jetzt, dass der Nachfolger von Herrn Clever ein Chatbot werden wird – also ein System, das über schriftliche Eingabe funktioniert. Klar ist auch, dass er nur lokal arbeiten soll. „Wir wollen eine KI-Unterstützung für Jugendliche schaffen, mit der sie ihren Interessen und Fähigkeiten entsprechend passende Berufsfelder und Unternehmen aus Dortmund entdecken können“, sagt Simone Goßling, die im Regionalen Bildungsbüro mit dem Projekt betraut ist.
Die Datenbasis für den neuen KI-Bot wird deshalb eingeschränkt sein: Die Daten liefert Dortmund at work. Goßling: „So erreichen wir eine lokale Aussagefähigkeit. Und die Schüler*innen haben konkrete Ergebnisse aus ihrer Umgebung.“ Ihre Erfahrungen werden wiederum für die Entwicklungen der nächsten KI-Bots goldwert sein.
KI kann nur Vorschläge machen
Klingt nach einem unschlagbaren System. Denn schon bald werden die KI-Bots den Schüler*innen passende Stellen suchen und auch direkt individualisierte Bewerbungen verschicken können. Heike Bettermann: „Medienkompetenz ist heute wichtiger denn je. Daher ist es notwendig, dass die Jugendlichen über die Funktionsweise von KI aufgeklärt werden, um kritisch damit umgehen zu können. Sie müssen die Ergebnisse von KI-Systemen hinterfragen. Und sie müssen wissen, dass die KI nur Vorschläge machen kann. Über ihre Berufswahl müssen die jungen Leute selbst entscheiden.“