Vor 15 Jahren wurde der PHOENIX See geflutet – Dortmunder Vorzeigebeispiel für Stadtwandel

Wo früher Stahl floss, prägen heute Wohnen, Arbeiten und Freizeit das Bild

Blick auf den Phoenix See vom Kaiserberg
Vor 15 Jahren wurde der Phoenix See geflutet und ein urbanes Gebiet für Naherholung, Wassersport, Wohnen, Kultur und Arbeiten ist entstanden. Foto Stadt Dortmund / Roland Gorecki

Im Herbst 2010 wurde der Phoenix See in Dortmund-Hörde geflutet – ein Ereignis, das viele damals kaum für möglich hielten. Wo zuvor über 160 Jahre Stahl verarbeitet wurde entstand ein neues Quartier, das Naherholung, Wohnen, Kultur und Arbeiten miteinander kombiniert. Heute gilt die Entwicklung als Vorbild für Stadtumbau und Strukturwandel, weit über Dortmund hinaus.

Dortmunder Erfolgsgeschichte gilt als Vorbild

Am 1. Oktober 2010 war es soweit: Das Wasser floss in das künstlich angelegte Becken, des Phoenix Sees. Lange Zeit hatten viele Dortmunder:innen gezweifelt, ob ein solches Projekt an einem ehemaligen Stahlstandort gelingen könnte. Zur feierlichen Flutung erschienen als Stargäste unter anderem der Schauspieler Larry Hagman (bekannt aus der US-Serie Dallas) und die britische Sängerin Amy Macdonald.

Gäste freuen sich über das Wasser bei der Veranstaltung
Zur Flutung des Phoenix Sees am 1. Oktober 2010 war mit Larry Hagman („Dallas“, 2.v.re) internationale Prominenz vertreten. Foto: DSW21

Heute ist die Revitalisierung des Areals eine Erfolgsgeschichte und ein Vorbild für viele andere Industrieregionen. Spazierwege, Außengastronomie, Spielplätze und Wassersportangebote locken Besucher:innen aus ganz Dortmund und darüber hinaus. Relikte wie die Thomasbirne erinnern gleichzeitig an die industrielle Vergangenheit des Ortes.

Mit rund 100 Hektar ist die Gesamtfläche so groß wie 140 Fußballfelder, davon nimmt der See mit seiner 24 Hektar großen Wasserfläche fast 34 Fußballfelder ein. Damit hat Dortmund ein Naherholungsgebiet geschaffen, das Natur und Stadtleben eng verbindet.

Vom Stahlstandort zur neuen Stadtlandschaft

Die Geschichte des Geländes reicht weit zurück. 1840 gründete Hermann Piepenstock in Hörde die erste Eisenhütte, die heute als Wiege der deutschen Stahlindustrie gilt. Das auf Phoenix West erzeugte flüssige Roheisen wurde tagtäglich mit der Werksbahn auf eigener Trasse, dem legendären „Feurigen Elias“, zum Stahlwerk nach Phoenix Ost gefahren. Die Hörder Fackel, die Gasfackel der Hermannshütte auf Phoenix Ost, dominierte dabei lange das Ortsbild und war ein Symbol der Arbeit.

Industriedenkmal am Phoenix See
Relikte wie die Thomasbirne erinnern an die industrielle Vergangenheit. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Im Jahre 2001 erlosch die Hörder Fackel, die Stahlproduktion in Dortmund war nicht mehr wirtschaftlich. Ein Großteil der Hochöfen wurde abgebaut, nach China verkauft. Es war das Ende der Eisen- und Stahlindustrie an diesem Standort.

Der alte Stadtkern von Hörde war plötzlich umgeben von Brachflächen, die zum Teil erstmalig zugänglich wurden. Phoenix Ost (heute Phoenix See) und Phoenix West kamen zusammen auf 214 Hektar Fläche – in etwa so groß wie 300 Fußballfelder bzw. eine Fläche, die größer ist als Monaco. Eine enorme Herausforderung für die Stadtplaner:innen.

Hörder Dreiklang mit Deutschem Städtebaupreis ausgezeichnet

Eine ganzheitliche Lösung wurde mit dem „Hörder Dreiklang“ gefunden. Phoenix West wurde als Standort für Zukunftstechnologien geplant, auf dem, eingebettet in eine Parklandschaft, eine neue moderne Arbeitswelt entstehen sollte. Die denkmalgeschützten Industriebauten wurden dabei in die Planung integriert und erhalten. Heute sind die Flächen auf Phoenix West wie am Phoenix See nahezu komplett bebaut oder vergeben.

Gut besuchter Phoenix See (2018)
Der Phoenix See ist heute auch ein Ort für Freizeit und Naherholung. Foto: Sebastian Hopp

Auf Phoenix Ost sollte rund um den See eine Mischung aus Wirtschafts- und Freizeitflächen wachsen mit attraktiven Wohnquartieren, die durch zusammenhängende Grün- und Parkflächen verbunden sind.

Das Hörder Zentrum, das zunächst sehr unter dem Verlust der Arbeitsplätze gelitten hatte, wurde durch ein integriertes Entwicklungskonzept als Mitte des Stadtteiles aufgewertet. Ein flankierendes Quartiersmanagement, das für Bürger:innen-Beteiligung und Wegevernetzung innerhalb des Dreiklang-Gebietes gesorgt hat, trug viel zur Entwicklung im Stadtteil bei. Die Planung ging auf: Das Projekt „Phoenix – Eine neue Stadtlandschaft in Dortmund“ erhielt 2018 den Deutschen Städtebaupreis.

Idee und Entwicklungsziele für den Phoenix See

Die ursprüngliche Idee für den See geht zurück auf Norbert Kelzenberg, damals Mitarbeiter im Stadtplanungs- und Bauordnungsamt. Die Topografie des Geländes ließ ihn an einen See denken, an dessen Ufern Platz sein würde für neue Wohn- und-Arbeitswelten. Seine Handzeichnungen bildeten die Grundlage für die Planungen. Schon vor der Industrialisierung hatte es in Hörde Feuchtgebiete und Teiche gegeben – der See knüpft also auch an eine ältere Landschaftsgeschichte an.

Zeichnung für den Phoenix See
Die Handzeichnungen von Norbert Kelzenberg, damals Mitarbeiter im Stadtplanungs- und Bauordnungsamt, wurden Grundlage für den See. Stadt Dortmund

Das Projekt war eingebettet in das „dortmund-project“ zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts. Neben hochwertigem Wohnungsbau sollten attraktive Freizeitangebote, gute Dienstleistungen und eine nachhaltige ökologische Umgestaltung verwirklicht werden.

Um die Umsetzung der Pläne und die Entwicklung des Standorts hat sich die Dortmunder Stadtwerke AG (DSW21) gekümmert, mit der Stadt Dortmund als alleiniger Aktionärin. DSW21 gründete dafür die Phoenix-Ost-Entwicklungsgesellschaft (später Phoenix-See-Entwicklungsgesellschaft).

Der Phoenix See heute: Wohnen, Arbeiten und Freizeit am Wasser

Heute leistet der See nicht nur einen ökologischen Beitrag durch seine Wasserfläche und die Verbindung zum Emschersystem, sondern ist auch ein lebendiger Standort für Veranstaltungen. Drachenbootrennen, Sportevents oder das Brückenfest unterstreichen den Freizeitwert.

Zeichnung für den Phoenix See
Die Handzeichnungen von Norbert Kelzenberg – hier die Brückenverbindung zur Kulturinsel – wurden Grundlage für den See. Stadt Dortmund

Rund um den See entstanden etwa 1.500 Wohnungen, darunter auch geförderter Wohnraum und das gemeinschaftliche Wohnprojekt „WIR am PHOENIX See“. Ergänzt wird das Quartier durch Büros, Dienstleistungen, Hotels und Gastronomie.

Fast 5.000 Arbeitsplätze wurden hier geschaffen. Vor allem Unternehmen aus IT, Kommunikation, Beratung sowie Immobilienwirtschaft haben sich angesiedelt. Damit zählt der Standort heute zu den Schwergewichten des Dortmunder Büromarktes.

Daten und Fakten zum Phoenix See: 

  • Gesamtfläche: ca. 100 Hektar (140 Fußballfelder)
  • Wasserfläche: 24 Hektar (34 Fußballfelder)
  • Fläche PHOENIX Ost: 214 Hektar (größer als Monaco)
  • Bevölkerung (2024): 3.325 Personen
  • Neubauwohnungen (2023): 1.488 (darunter 257 Ein- und Zweifamilienhäuser, 112 Mehrfamilienhäuser)
  • Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (2023): 4.787
  • Landschaftsbauwerk im Osten: ca. 67.000 m²

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