Verkehrsbericht 2024 für Dortmund: Mehr tödliche Unfälle aber insgesamt weniger Verletzte

Die Zahl der im Straßenverkehr verunglückten Kinder ist gesunken

Im Dortmunder Straßenverkehr gab es 2024 mehr tödliche Unfälle, aber insgesamt weniger Verletzte. Karsten Wickern | Nordstadtblogger

Mit dem Ende der Pandemie stieg die Zahl der Verkehrsunfälle in Dortmund erwartbar an. Nach dem Anstieg von 21.722 Unfällen im Jahr 2022 auf 24.600 im Jahr 2023 folgte 2024 ein weiterer Zuwachs – auf 25.458 Verkehrsunfälle. Gestiegen ist leider auch die Zahl der in Dortmund getöteten Verkehrsteilnehmer:innen: von 3 (2023) auf 7 (2024). Im Vergleich zu 2023/2024 ist die Anzahl der Schwerverletzten um 11 Prozent auf 204 gesunken (Leichtverletzte: -3 %). Auch die Zahl der Verkehrsunfälle mit Motorrädern ist deutlich gestiegen: 2024 verunglückten in Dortmund 296 Motorradfahrer:innen. Das sind 8,4 Prozent mehr als 2023 und deutlich mehr als 2022 (= 192 absolut).

Die meisten Unfälle sind auf menschliches Versagen zurückzuführen

2024 verunglückten 178 Kinder in Dortmund – 2023 waren es 182. „Dass weniger Kinder im Straßenverkehr verunglückt sind, ist ganz sicher ein Lichtblick, der Ansporn für weitere Bemühungen um mehr Sicherheit im Straßenverkehr gerade für die Jüngsten sein muss“, sagte Dortmunds Polizeipräsident Gregor Lange.

Polizeipräsident Gregor Lange. Foto: Lukas Pazzini für nordstadtblogger.de

„Die allermeisten Verkehrsunfälle sind nicht auf ein Unglück, sondern auf menschliches Versagen zurückzuführen. Zu schnell mit zu geringem Abstand unterwegs, unter dem Einfluss von Rauschmitteln am Steuer, Fehler beim Abbiegen und beim Überholen – wir alle kennen die Ursachen genau und müssen feststellen: Die meisten Unfälle sind vermeidbar.“

„Wir müssen aus den Ursachen die richtigen Schlüsse ziehen. Respekt vor dem Leben ist das wichtigste Assistenzsystem im Straßenverkehr“, stellte Gregor Lange klar.

Von der „Vision Zero“ – null Tote im Straßenverkehr – sei Dortmund noch weit entfernt

Eine Botschaft richtet er an Raser: „Wer auf unseren Straßen ein Rennen fährt und einen Menschen schwer verletzt oder tötet, verursacht nicht nur einen Verkehrsunfall, sondern begeht auch ein Verbrechen.“ Am 2. Juli 2024 erfasste ein Autofahrer auf der Evinger Straße mit deutlich überhöhtem Tempo ein Kind (11) und tötete es vor den Augen der Schwester. Gregor Lange über die Folgen: „Der Junge fehlt seiner Familie. Für immer.“

Die Unfallzahlen mit E-Scootern sind deutlich gestiegen. Archivfoto: Leopold Achilles für Nordstadtblogger.de

Die Verkehrsunfallstatistik für 2024 weist auch positive Entwicklungen nach. Obwohl die Zahl der Verkehrsunfälle im Vergleich zu 2023 gestiegen ist, gab es weniger Schwerverletzte (204 statt 231). Gesunken ist auch die Zahl der Unfälle mit Radfahrenden (335 statt 356). Gestiegen ist dagegen die Zahl der verunglückten E-Scooter-Fahrer:innen (von 103 auf 123).

Beim Mobilitäts-Vergleich fällt in der Statistik auf: Kinder (0 bis 14 Jahre) verunglückten 2024 zu Fuß (59) häufiger als im Auto (50) oder auf dem Fahrrad (38). Junge Erwachsene (18 bis 24 Jahre) und Erwachsene (25 bis 64 Jahre) verunglücken dagegen deutlich häufiger im Auto (insgesamt 740) als zu Fuß (insgesamt 196).

Lange: „Den Faktor Mensch dürfen wir bei der Ursachenanalyse nicht unterschätzen“

Das Team der Verkehrsunfallprävention und der Verkehrsdienst des Polizeipräsidiums Dortmund setzen in Schulungen für alle Altersgruppen und in gezielten Verkehrskontrollen alles daran, die Erkenntnisse aus den Unfallanalysen zu nutzen. Wegen der weiter steigenden Unfallzahlen mit E-Scootern (2023/2024 = +19,4 Prozent) bietet zum Beispiel die Verkehrsunfallprävention für Jugendliche (ab 14) erstmals ein E-Scooter-Training an (in Kooperation mit der Stadt Dortmund und der Verkehrswacht).

Ausdrücklich dankte der Polizeipräsident den Menschen in Dortmund, die sich für die Sicherheit im Straßenverkehr engagieren. Foto: Leopold Achilles für die Stadt Dortmund

Polizeipräsident Gregor Lange: „Unsere Streifenteams und unser spezialisiertes Verkehrsunfall-Aufnahmeteam liefern mit jedem Einsatz wichtige Erkenntnisse zu Unfallursachen – und wir stellen festen: Den Faktor Mensch dürfen wir bei der Ursachenanalyse nicht unterschätzen. Deshalb lautet mein Appell: Rücksicht sollte immer Vorfahrt haben. Nur so kommen wir gemeinsam der Vision Zero näher.“

Ausdrücklich dankte der Polizeipräsident den vielen Bürger:innen, die als Eltern, Lehrkräfte, Ehrenamtler und in den Ämtern der Stadt Dortmund für die Sicherheit im Straßenverkehr unterwegs sind: „Da sind ausnahmslos sehr engagierte Menschen aktiv, die vor allem den Schutz der schwächsten Verkehrsteilnehmer in den Vordergrund stellen. Ohne diese Arbeit würden wir nicht vorankommen. Also: Danke!“

2024 kam es auch zu deutlich mehr Verkehrsunfälle mit Motorrädern in Dortmund

Verursachen Motorradfahrer:innen einen Unfall selbst, ermittelte die Polizei zu hohes Tempo, zu geringen Abstand und das Überholen in einer unklaren Situation als die häufigsten Gründe. Andere Verkehrsteilnehmer:innen begingen Fehler beim Abbiegen oder beim Spurwechsel, missachteten die Vorfahrt oder hielten nicht genug Abstand ein.

Ein Fahrsicherheitstraining und das Tragen einer Airbagweste können die Sicherheit für Motorradfahrende erheblich erhöhen. Foto: Leopold Achilles für Nordstadtblogger.de

2024 starben auf Dortmunds Straßen und auf den Autobahnen im Regierungsbezirk Arnsberg je ein Motorradfahrer. (Lünen: 0). Die Verkehrsunfallprävention des Polizeipräsidiums Dortmund rät dazu, die eigene Fahrkompetenz zu stärken.

„Ob gerade eben aufs Motorrad aufgestiegen, ob der Wiedereinstieg nach mehreren Jahren oder schon seit vielen Jahren auf dem Bike: Fahrsicherheitstrainings schulen auch den Umgang mit modernen Assistenzsystemen“, sagt Polizeihauptkommissarin Jutta Rengelink von der Verkehrsunfallprävention.

Außerdem stellt sie klar: „Die Fahrschule bereitet auf den Punkt für die Fahrprüfung vor. Ein ganztägiges Sicherheitstraining schafft mehr Vertrauen in die eigene Maschine, zeigt Grenzen und liefert damit mehr Sicherheit – ein Gutschein für ein Fahrsicherheitstraining könnte ein schönes Geschenk zur bestandenen Führerscheinprüfung und auch für Wiedereinsteiger oder Erfahrene sein.“ Ein Rat, den die Verkehrsunfallprävention übrigens auch Autofahrer:innen gibt.

Mehr Informationen:

  • Das nordrhein-westfälische Innenministerium produzierte angesichts landesweit gestiegener Unfallzahlen mit Motorradfahrer:innen einen kurzen Film mit emotionalen Biker-Botschaften. Hier geht es zum Film: dortmund.polizei.nrw.

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Reaktionen

  1. Cornelia Wimmer

    Wenn statt 182 im letzten Jahr 178 Kinder verunglückten, wird man dieses bescheidene Minus nicht wirklich als „Lichtblick“ bezeichnen können. Und die Anzahl der Unfälle allgemein ist einfach schrecklich hoch. – Ein „erwartbarer Anstieg“ nach der Pandemie? Das mag zutreffen, aber wie hat sich das Unfallgeschehen denn im Vergleich zu den Vor-Pandemie-Jahren entwickelt?
    Faktoren für die viel zu hohen Unfallzahlen werden genannt: Raserei, Fahren unter Einfluss von Rauschmitteln, mangelnder Respekt. – Gibt es alles, unstrittig.
    Der Faktor Mensch kommt ausgiebig zur Sprache. Was aber nicht genannt wird: Ein hinsichtlich des motorisierten Individualverkehrs und des Gütertransports völlig überlastetes System, viel zu viele Autos auf den Straßen mit den Folgen hinsichtlich Unübersichtlichkeit, Stress, Überforderung und Reizbarkeit.
    Leitbild einer Verkehrsplanung muss es werden, den MIV und den gewerblichen Gütertransport auf den Straßen signifikant zu reduzieren: Mehr Menschen in den ÖPNV, mehr Güter auf die Schiene. Dann gibt es wirklich weniger Unfälle.

  2. Präventionskampagne „E-Scooter-Fails“: Polizei Dortmund warnt in den Sozialen Medien vor völlig unterschätzten Gefahren (PM)

    E-Scooter sind aus dem Dortmunder Stadtbild nicht mehr wegzudenken. Sie sind schnell, praktisch und beliebt, auch und vor allem bei jungen Menschen. Doch die Polizei Dortmund ist besorgt über die steigende Zahl schwerer Unfälle. Allein im Jahr 2024 verunglückten in Dortmund 123 Menschen mit E-Scootern – das sind 20 Prozent mehr als im Vorjahr (2023: 103 Unfälle).

    Der sichere Umgang mit E-Scootern muss stärker ins Bewusstsein rücken. Deshalb startet die Polizei Dortmund pünktlich zu den Herbstferien die Präventionskampagne „E-Scooter-Fails“ in ihren Sozialen Medien, insbesondere bei Instagram.

    In kurzen Videos werden all‘ die „Fails“ vorgestellt, denen Polizistinnen und Polizisten im Streifenwagen während ihrer Schicht fast täglich begegnen. Die Kampagne thematisiert in mehreren kurzen Videos die größten Risiken beim E-Scooter-Fahren. Das Besondere: Die Clips entstanden im echten Leben, bei echten Schwerpunkteinsätzen, mit echten Menschen und sind daher sehr authentisch.

    Fahren unter Alkoholeinfluss: Viele (junge) Menschen sehen gern darüber hinweg, dass für E-Scooter dieselben Promillegrenzen gelten wie für Autofahrer. Schon geringe Mengen Alkohol verschlechtern die Reaktionsfähigkeit und führen zu schweren Stürzen. Wer betrunken fährt, gefährdet nicht nur sich selbst, sondern auch andere. Und: Wer erwischt wird, dessen Führerschein ist sehr wahrscheinlich weg.

    Zu zweit auf einem E-Scooter: E-Scooter sind nur für eine Person zugelassen. Wer zu zweit fährt, riskiert die Kontrolle über das Fahrzeug zu verlieren. Schon kleine Hindernisse oder Bremsmanöver können dazu führen, dass beide stürzen, sich schwer verletzen und dadurch möglicherweise auch noch andere Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer gefährden.

    Geisterfahrer im Straßenverkehr: Immer wieder kommt es vor, dass E-Scooter auf Radwegen, Gehwegen oder vereinzelt sogar auf Straßen entgegen der Fahrtrichtung genutzt werden. Das sorgt für gefährliche Situationen und erhöht das Risiko von Frontalzusammenstößen massiv.

    Rücksichtsloses Verhalten: Rasen durch Fußgängerzonen, riskante Manöver im Straßenverkehr oder das Ignorieren von Ampeln und Vorfahrtsregeln: Rücksichtslosigkeit auf dem Scooter ist eine der Hauptursachen für Unfälle und gefährdet vor allem unbeteiligte Dritte. Darüber hinaus sind schlecht abgestellte E-Scooter ein großes Ärgernis, insbesondere für mobilitätseingeschränkte Menschen im Rollstuhl oder am Rollator auf engen Gehwegen.

    Fahren ohne Helm: Zwar besteht auf E-Scootern, wie auch auf Fahrrädern, keine gesetzliche Helmpflicht. Doch gerade Kopfverletzungen gehören zu den schwersten Folgen von Stürzen. Ein Helm kann im Ernstfall den Unterschied machen zwischen einem blauen Fleck und lebensgefährlichen Verletzungen. „Weißt du, was richtig bescheuert aussieht?“, fragt daher eine Beamtin der Polizei Dortmund in einem der Videos: „Mit Helm E-Scooter fahren. Aber weißt du, was noch bescheuerter ist? Sterben.“ Mit diesen plakativen Botschaften setzt sich die Polizei Dortmund zum Ziel, die Gefahren des allzu leichtsinnigen E-Scooter-Fahrens in der Öffentlichkeit präsenter zu machen.

    „Unsere Unfallzahlen zeigen deutlich: E-Scooter sind kein harmloses Spielzeug. Sie sind Teil des Straßenverkehrs – und wer sie nutzt, trägt Verantwortung. Mit den E-Scooter-Fails wollen wir junge Menschen direkt ansprechen, aufklären und dazu motivieren, auf ihre Sicherheit zu achten. Jeder vermiedene Unfall ist ein Erfolg. Mit dieser Kampagne und der Machart der Videos gehen wir bewusst neue Wege und sind sehr gespannt, wie das bei der Bevölkerung ankommt“, sagt Polizeipräsident Gregor Lange.

    Die Videos werden in den kommenden zwei Wochen über den Instagram-Kanal der Polizei Dortmund veröffentlicht. Die Polizei Dortmund ruft insbesondere Jugendliche und junge Erwachsene, aber auch alle begeisterten E-Scooter-Fahrer jedes anderen Alters dazu auf, die Clips anzuschauen, zu teilen und die Botschaften ernst zu nehmen. Denn: Sicher fahren heißt gesund ankommen.

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