Trotz deutlicher Verluste der Grünen: Rosenbaum ist erneut Bürgermeisterin der Nordstadt

SPD und Linke stellen die stellvertretenden Bezirksbürgermeister

Bezirksbürgermeisterin Hannah Rosenbaum mit ihren Stellvertretern Thomas Oppermann (SPD, li.) und Bert Elya-Noah Rozowski (Linke). Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Die Bezirksvertretung der nördlichen Dortmunder Innenstadt ist mit vielen neuen Mitgliedern zu ihrer ersten Sitzung zusammengekommen. Im Mittelpunkt stand die Wahl der Bezirksbürgermeisterin. Hannah Rosenbaum von den Grünen wurde im Amt bestätigt. Sie wird aber wohl nicht die ganze Wahlperiode im Amt bleiben. Ein Wechsel ist bereits vereinbart.

Viele neue Gesichter in der Bezirksvertretung – Wechsel an der Spitze geplant

Bei der Kommunalwahl im September verloren die Grünen deutlich. In der Nordstadt verloren sie mehr als die Hälfte der Prozente und die Zahl ihrer Sitze halbierte sich von sechs auf drei. Die Linke ging als großer Gewinner aus der Wahl in der Nordstadt hervor. Die SPD blieb auf dem zweiten Platz. Dennoch ist Rosenbaum sie alte und die neue Bezirksbürgermeisterin. Obwohl nur noch dritte Kraft, einigten sie sich mit den Linken und mit der Partei „Die Partei“ auf eine Zusammenarbeit.

Bert Elya-Noah Rozowski (Die Linke) soll nach zwei Jahren als Bezirksbürgermeister übernehmen. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Hannah Rosenbaum soll das Amt der Bezirksbürgermeisterin noch zwei Jahre weiterführen. Danach ist ein Wechsel vorgesehen. Bert Elya-Noah Rozowski – erst seit diesem Jahr in der Bezirksvertretung – soll dann übernehmen.

Insgesamt gehören 17 Mitglieder der Bezirksvertretung an. Eigentlich sind 19 Sitze vorgesehen. Die AfD konnte ihre Liste jedoch nicht vollständig besetzen – zwei Plätze blieben vakant. Zur konstituierenden Sitzung erschienen alle gewählten Mitglieder. Viele von ihnen sind neu im Gremium und vergleichsweise jung. Die Wahl hat in der Nordstadt zu einem deutlichen Generationenwechsel geführt.

Zwei Wahlvorschläge eingereicht

Zu Beginn ist die Spannung im Saal spürbar. Die Sitzungsleitung übernimmt zunächst Dorian Marius Vornweg von der CDU. Er ist das dienstälteste Mitglied der Bezirksvertretung. Nach Abschluss der Formalitäten können die Fraktionen ihre Wahllisten einreichen.

Dorian Marius Vornweg (CDU) bekam als Dienstältester die Funktion des Alterspräsidenten und leitete somit die Sitzung. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Die Bezirksbürgermeisterin und ihre Stellvertreter werden zu Beginn der Sitzung in geheimer Wahl bestimmt. Alle Fraktionen dürfen dafür Vorschläge einreichen. Rosenbaum beantragt für die Fraktion von Grünen und „Die Partei“ die Wahl von zwei Stellvertretern. Der Antrag wird angenommen. Die Vertreter von AfD und BSW enthalten sich.

Zusammen mit den Linken schläft die neue Fraktion von den Grünen und dem Vertreter von „Die Partei“ eine gemeinsame Wahlliste vor. Kandidatin für das Amt des Bezirksbürgermeisters ist die aktuelle Amtsinhaberin Rosenbaum von den Grünen. Das Stellvertreter:innen Amt soll Bert Rozowski von den Linken übernehmen.

Die Sozialdemokraten schicken den bisherigen stellvertretenden Bezirksbürgermeister Thomas Oppermann ins Rennen. Die Fraktion der CDU reichte keine eigene Liste ein.

Überparteiliche Mehrheit für Rosenbaum

Auf den gemeinsamen Listenvorschlag von Linken und Grünen entfallen elf Stimmen. Das sind drei Stimmen mehr, als Linke, Grüne und die Partei in der Bezirksvertretung zusammen haben. Auf den Vorschlag der Sozialdemokraten entfallen sechs Stimmen. Die Sozialdemokraten halten allerdings nur vier der 17 Sitze.

Wahlen, Wahlkabine
Die schäbigste Wahlkabine Dortmunds kam bei der Konstituierung der Bezirksvertretung Innenstadt-Nord zum Einsatz. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Damit ist Rosenbaum für eine weitere Amtszeit wiedergewählt. Ihr erster Stellvertreter wird Oppermann von der SPD. Der zweite Stellvertreterposten wird durch Rozowski besetzt. Rosenbaum wird verpflichtet, ihr Amt zum Wohle der Stadt und im Einklang mit den Gesetzen auszuüben.

Danach übernimmt sie die Sitzungsleitung. Es folgen die Verpflichtung ihrer Stellvertreter:innen sowie aller Mitglieder der Bezirksvertretung. Anschließend geht die Sitzung ihren gewohnten Gang. Ausschüsse und Beiratsposten werden besetzt und Anträge zur Abstimmung gestellt.

Geringe Wahlbeteiligung: Kontakt zu den Menschen muss verbessert werden

Der neu gewählte SPD-Fraktionssprecher Shaban Idrizi hofft, dass die neu gewählten Vertreter:innen in den nächsten fünf Jahren zum Wohle der Nordstadt zusammenarbeiten werden. Der Schwerpunkt der SPD werde dabei auf den Themen Sicherheit, Sauberkeit und Ordnung liegen. Dabei wolle man den Dialog mit den lokalen Vereinen, Schulen und Kindertagesstätten fortsetzen.

Shaban Idrizi (Vorsitzender SPD-Fraktion) kritisierte die Grünen, die – obwohl nur noch dritte Kraft – den Spitzenposten beanspruchen. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Kritisch blickt er dagegen auf die Wahl Rosenbaums: „Es ist sehr bedenklich, dass eine Partei wie die Grünen, die praktisch die Hälfte ihrer Sitze in der Bezirksvertretung verloren hat, jetzt wieder die Bezirksbürgermeisterin stellt“, betont Idrizi. Das sende auch keine guten Zeichen an die Wähler:innen in der Nordstadt. „Da fühlt sich der Bürger auch irgendwie betrogen“, erklärt er.

Oppermann äußert seine Sorgen wegen der niedrigen Wahlbeteiligung in der Nordstadt: Gerade einmal 24 Prozent der Wahlberechtigten machten von ihrem Wahlrecht Gebrauch. Die Bezirksvertretung müsse sich daher Gedanken machen, wie sie mit ihrer Arbeit die Menschen erreichen könne. Dafür müssten den Nordstädter:innen Gesprächsangebote gemacht werden. „Unsere Ideen sind gut, aber wir müssen sie kommunizieren und mit den Menschen ins Gespräch kommen“, macht er deutlich. Sonst drohe bei der nächsten Wahl eine noch geringere Wahlbeteiligung.


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Reaktionen

  1. Stellungnahme von Shaban Idrizi (SPD-Fraktionssprecher Dortmund Innenstadt-Nord)

    Die Bezirksvertretung Innenstadt Nord hat sich am 20.11.2025 unter ganz besonderen Voraussetzungen konstituiert.

    Wir gratulieren Hannah Rosenbaum die nun für die kommenden 2 Jahre erneut als Bezirksbürgermeisterin gewählt wurde und Bert Rozowski der als 2. Stellv. Bezirksbürgermeister gewählt wurde und nach 2 Jahren auf Hannah Rosenbaum folgen soll. Ganz besonders freuen wir uns das Thomas Oppermann als Stellv. Bezirksbürgermeister erneut gewählt worden ist für die kommende Amtszeit.

    Leider war es im Vorfeld nicht möglich zwischen den drei stärksten Fraktionen in der Bezirksvertretung (SPD, Die Linke und Bündnis 90 Die Grünen und Partei) eine gemeinsame Wahlliste zu erstellen und damit auch eine gemeinsame Stärke als Demokratische Parteien zu dokumentieren.

    In den intensiven Verhandlungen vor dieser Sitzung haben wir versucht eine Basis für die Arbeit zu finden, die insbesondere berücksichtigt, dass eine 25% Wahlbeteiligung in der Nordstadt kaum als Legitimierung für politische Vorhaben gelten kann, sondern in besonderem Maße Aufforderung ist, die Arbeit der Bezirksvertretung radikal neu zu denken. Um die Akzeptanz der Bezirksvertretung als wichtiges politisches Gremium zu stärken und als ein kommunikatives Parlament der Nordstadt aufzustellen.

    Leider hat sich dafür keine vertrauensvolle Basis finden lassen. Dies hat zu dem obigen Wahlergebnis in der Sitzung der Bezirksvertretung Innenstadt Nord geführt. Mit diesem Ergebnis zu arbeiten ist die Herausforderung der wir uns stellen.

    Uns ist bewusst das Linke und Bd90 Die Grünen/die Partei einen stellvertretenden Bezirksbürgermeister der SPD verhindern wollten, da sie dadurch ihr Konzept der geteilten Amtszeit und einer Heranführung an das Amt für Bert Rozowski gefährdet sehen. Vielleicht muss tatsächlich ein solches Konzept überdacht werden,
    wenn zum einen die Wahlverlierer nun trotzdem die Bezirksbürgermeisterin stellen und zum anderen die Wahlgewinner den daraus erwachsenen Gestaltungsanspruch offenbar nicht wahrnehmen können oder wollen. Das Ganze vor dem Hintergrund, das offenbar 75% der Wählerinnen und Wähler diese Bezirksvertretung und ihre Zusammensetzung vollkommen egal war.

    Wir werden alles daran setzen in den kommenden Jahren diese Egal-Haltung zu verändern, trotz der schweren Hypothek, mit der diese Bezirksvertretung in ihre neue Amtszeit gestartet ist. Trotz aller Probleme gab es für viele Ideen und Vorschläge zur zukünftigen Arbeit der Bezirksvertretung in den Verhandlungen durchaus Zustimmung. Daran wollen wir anknüpfen.

    Shaban Idrizi
    SPD-Fraktionssprecher
    Dortmund Innenstadt-Nord

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