Arbeitgeber verweisen auf den „Dauerkrisenmodus“ der Industrie

Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie: IG Metall fordert acht Prozent mehr Geld

Mit einer Forderung von 8,2 Prozent war die IG Metall in die Tarifrunde in der Eisen- und Stahlindustrie gegangen. Heraus kamen 6,5 Prozent mehr Geld für 18 Monate, dazu eine Einmalzahlung von 500 Euro. Mit einer Acht-Prozent-Forderung geht die IGM nun in die neue Tarifrunde für die Metall- und Elektroindustrie. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Die Tarifkommission der nordrheinwestfälischen Metall- und Elektroindustrie hat einstimmig die Forderung für die Tarifrunde beschlossen. Demnach sollen die Monatsentgelte und Ausbildungsvergütungen um acht Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten steigen. Postwendend weist dies die Arbeitgeberseite als nicht umsetzbar zurück.

Gute Auftrags- und Ertragslage in vielen Betrieben

„Die Beschäftigten erwarten angesichts der stark steigenden Preise und der guten Auftrags- und Ertragslage in vielen Betrieben eine ordentliche Erhöhung ihrer monatlichen Entgelte“, so Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall NRW und Verhandlungsführer.

Knut Giesler ist Verhandlungsführer der IG Metall in NRW. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Die IG Metall begründet die Forderung mit den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. So sind die Auftragseingänge im ersten Quartal gegenüber dem vierten Quartal um 4,2 Prozent gestiegen.

Die Reichweite der Aufträge in der Metall- und Elektroindustrie rangiert auf einem historischen Höchstwert. Die Produktions- und Exporterwartungen haben sich im Juni noch einmal deutlich verbessert.

Giesler verwies zur Begründung der Forderung auch auf eine Befragung von Betriebsratsgremien zur Situation im Betrieb. An dieser Befragung haben sich Ende Mai 1073 Gremien in NRW beteiligt. Demnach stufen rund 70 Prozent der Befragten die Ertragslage ihres Betriebes 2022 mit „gut“ bzw. „eher gut“ ein, nur drei Prozent als schlecht. Die betriebliche Auftragslage wird von rund 83 Prozent als „gut“ oder „eher gut“ eingeschätzt, von 2,7 Prozent als schlecht.

Tarifpolitik alleine kann kriegsbedingte Teuerungsrate nicht ausgleichen

Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Giesler betonte, dass jedem Tarifkommissionsmitglied klar sei, dass Tarifpolitik nicht alleine die kriegsbedingte Teuerungsrate ausgleichen könne. Daher sei es Aufgabe der Politik, dass sie beim Problem der großen Preisanstiege nachhaltig steuernd eingreift.

Andreas Opl, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender von Vitesco in Dortmundsagte zum Beschluss der Tarifkommission: „In den vergangenen Jahren waren wir zurück haltend, um der Krise gerecht zu werden, aber jetzt brauchen die Beschäftigten ein deutliches Plus im Portemonnaie. Das haben wir uns verdient!“

„Die Forderung nach 8 Prozent mehr Entgelt ist gerecht und notwendig. Die Lebenshaltungskosten sind stark gestiegen und die Beschäftigten brauchen eine deutliche monatliche Entgelterhöhung. Eine faire Beteiligung am Gewinn der Unternehmen ist das Gebot der Stunde.“ sagte Stefan Schneider, Betriebsratsvorsitzender der thyssen krupp rothe erde GmbH in Dortmund.

Arbeitgeberverband: Forderung acht Prozent ist nicht umsetzbar

Bevor das Angebot der IG Metall NRW überhaupt auf dem Tisch lag, wies des Unternehmensverbandes der Metallindustrie für Dortmund und Umgebung e.V. die Forderung schon zurück:  „Die Forderung nach höheren Entgelten ausschließlich an der Inflationsrate festzumachen und die Leistungsfähigkeit der Unternehmen außer Acht zu lassen, wird Arbeitsplätze kosten“, kritisiert deren Geschäftsführer Ernst-Peter Brasse.

Ernst-Peter Brasse
Ernst-Peter Brasse ist Geschäftsführer des Unternehmensverbandes der Metallindustrie für Dortmund und Umgebung e.V..

„Die Lage der Branche ist schwierig. Die Industrie befindet sich praktisch seit drei Jahren im Dauerkrisenmodus. Steigende Energiekosten, die Pandemie, der Ukraine-Krieg, Lieferengpässe bei Vorprodukten, Preiserhöhungen bei Rohstoffen sowie ein erhöhter Investitionsbedarf für Digitalisierungs- und T ransformationsprozesse belasten die Unternehmen“, so Brasse.

Hinzu kämen die Aufwendungen für die Dekarbonisierung der Produktion und die kostenintensive Reduzierung des Gasverbrauchs, zeigt er sich besorgt über den Auftakt der Tarifrunde, wohl wissen, dass auf der anderen Seite die Arbeitnehmer:innen stark steigenden Preisen ausgesetzt seien.

„Diese Positionen unter einen Hut zu bringen wird sehr schwierig“, so Brasse, der mit einer maßvolleren Forderung der Gewerkschaft gerechnet hatte. Er befürchtet, dass bei den Belegschaften Erwartungen geweckt werden, die die Unternehmen schlicht nicht erfüllen können. „Zu so einer Forderung gehört auch die Bereitschaft, einfache Lösungsmöglichkeiten für Unternehmen zu schaffen, die um ihre Wettbewerbsfähigkeit kämpfen müssen.“

Brasse hofft auf eine sozialpartnerschaftliche Lösung der Tarifrunde. Die Aufgabe von Gewerkschaften und Verbänden sei es, einfache tarifliche Regelungen für eine heterogene Branche im Umbruch zu finden. „Das wird schwierig genug“, so Brasse abschließend.

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