Aufruf des Bündnisses „Tag der Solidarität - Kein Schlussstrich Dortmund“

Stiller Trauerzug zum Gedenken an NSU-Opfer Mehmet Kubaşık am 4. April in der Nordstadt

Das „Bündnis Tag der Solidarität – Kein Schlussstrich Dortmund“ lädt am 4. April zum 10. Mal zum Tag der Solidarität ein. Foto: Humberto Mario Consuegra-Cardoso für Nordstadtblogger.de

Von Joel Reimer

Das Bündnis „Tag der Solidarität – Kein Schlussstrich Dortmund“ ruft am Montag, den 4. April 2022 zu einem Trauerzug zum Gedenken an Mehmet Kubaşık, Opfer der Terrorzelle Nationalsozialistischer Untergrund (NSU), auf. Die Demonstration wird in der Mallinckrodtstraße 190 – dem Tatort des Mordes –  um 17 Uhr beginnen und anschließend in einer stillen Laufdemo zum NSU-Mahnmal vor der Auslandsgesellschaft am Hauptbahnhof führen, wo die Demo mit einer Kundgebung enden wird.

Kioskbesitzer wurde im April 2006 von Neonazis ermordet

Am 4. April 2006 wurde Mehmet Kubasik in seinem Kiosk in der Mallinckrodtstraße ermordet. Archivfoto: Alex Völkel
Am 4. April 2006 wurde Mehmet Kubaşık in seinem Kiosk in der Mallinckrodtstraße ermordet. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Mehmet Kubaşık war dreifacher Familienvater und Kioskbesitzer in der Nordstadt. Am 4. April 2006 wurde er von der rechtsextremen Terrorzelle NSU in seinem Kiosk an der Mallinckrodtstraße 190 erschossen. Damit wurde er zum achten Opfer der NSU-Mordserie. ___STEADY_PAYWALL___

Anfänglich wurde nur im direkten Umfeld des Opfers ermittelt. Der Mord wurde fälschlicher Weise auf die Herkunft und den familiären Hintergrund von Mehmet Kubaşık zurückgeführt. Wie bei den meisten NSU-Attentaten, wurde auch dieser Fall als „Dönermord“ abgestempelt und mit Drogenhandel, „Ehrenmorden“ und Finanzierung von türkischen Organisationen in Verbindung gebracht. Hinweisen der Familie, die auf mögliche Täter aus dem rechten Milieu hinwiesen, wurden nicht ernst genommen.

Seine Tochter Gamze Kubaşık äußerte sich bei der Einweihung des Mehmet-Kubaşık-Platzes so zu den Ermittlungsfehlern der Behörden: „Ich möchte, dass die Leute niemals vergessen, dass dieser Staat und seine Behörden uns erst ernstgenommen haben, als die Nazis sich 2011 selbst zu den Morden und den Anschlägen bekannt hatten.“

„Kein Schlussstrich“: Bündnis fordert Aktenzugang und Aufklärung

Viele Zusammenhänge wurden noch nicht aufgeklärt – die Akten wurden geschlossen. Klaus Hartmann | Nordstadtblogger

Es gibt neben dem Erinnern an Mehmet Kubaşık auch das klare Ziel, die Familie Kubaşık in ihren Forderungen nach Aufklärung zu unterstützen. „Nach wie vor sind viele Fragen offen. Zum Beispiel haben die Anwält:innen der Familie Kubaşık keinen Zugang zu den NSU-Akten. Die Frage, warum ihr Vater ausgesucht wurde, bleibt ungeklärt. Und es sind viele Helferinnen und Helfer nicht ermittelt worden“, erklärt Ali Şirin vom Bündnis „Tag der Solidarität – Kein Schlussstrich Dortmund“

Der alljährliche Demozug wurde in den letzten zwei Jahren wegen der der Coronapandemie auf eine Kundgebung am NSU-Mahnmal vor der Auslandsgesellschaft reduziert. In diesem Jahr kann zum ersten mal seit Beginn der Pandemie wieder eine Demonstration veranstaltet werden. Es wird mit 200 bis 300 Teilnehmenden gerechnet.

Die Opfer des Nationalsozialistischen Untergrunds NSU – das Dortmunder Mehmet Kubaşık ganz rechts.

 

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Reaktionen

  1. DISKUSSION/VORTRAG: Kontinuitäten des Rassismus – Betroffene berichten (PM)

    Online-Veranstaltung mit Gamze Kubaşık, Aynur Satır und Ibrahim Arslan – am 28.3. um 19 Uhr über Zoom

    Duisburg, Mölln, Dortmund – drei Orte, drei unterschiedliche Jahrzehnte und immer ein Motiv: Rassismus – mit weitreichenden Folgen, das Menschen das Leben nahm. In Duisburg kamen am 26. August 1984 sieben Menschen bei einem Brandanschlag ums Leben, Bei den Brandanschlägen von Mölln am 23. November 1992 kamen drei Menschen ums Leben und am 4. April 2006 wurde Mehmet Kubaşık vom rechtsterroristischen NSU ermordet.
     


    Gamze Kubaşık, Aynur Satır und Ibrahim Arslan berichten u.a. über ihre Erfahrungen, ihre Erinnerungs- und Gedenkarbeit und warum das Engagement gegen Rassismus ihnen und für die ganze Gesellschaft wichtig ist. Sie alle teilen die gleichen Erfahrungen: Nach den Taten und Morden wurden sie wie Beschuldigte bzw. Täter*innen behandelt und ihre Perspektiven wurden nicht ernst genommen.
 
Nach wie vor ist Rassismus und rechter Terror in Deutschland gefährliche Realität. Die Sorgen und Ängste der Menschen, die davon betroffen sind, müssen ernst genommen werden. Dazu soll diese Veranstaltung beitragen.      
 

    
Referent*innen:
    Gamze Kubaşık ist die Tochter von Mehmet Kubaşık
    Aynur Satır ist Opfer und Überlebende des Anschlages in Duisburg  
    Ibrahim Arslan ist Opfer und Überlebender des Anschlages von Mölln

    In Erinnerung an: Yeliz Arslan, Ayse Yilmaz, Bahide Arslan, Döndü Satır, Zeliha Turhan, Rasim Turhan, Tarık Turhan, Çiğdem Satır, Ümit Satır, Songül Satır, Mehmet Kubaşık und alle Opfer rechter und rassistischer Gewalt

    Teilnahme-Info: Die Veranstaltung findet über Zoom statt. Der Einladungslink wird am 28. März vormittags per Mail zugeschickt. Anmeldung: buendnis_tagdersolidaritaet@keinschlussstrich-do.de

    Eine gemeinsame Veranstaltung von Bündnis Tag der Solidarität – Kein Schlussstrich Dortmund, Auslandsgesellschaft.de, Planerladen gGmbH und Rosa-Luxemburg-Stiftung NRW

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