KUNST.TRANSFER 2024: Die Künstler:innen stehen fest.

Kunst baut Brücken in die Partnerstädte: Urbane Sounds, Fotografie und neue Stadtwappen

Steffen Mischke hat sein Atelier in der Nordstadt. Er ist einer von drei Künstler:innen, die für den KUNST.TRANSFER ausgesucht wurden und fährt 2024 in Dortmunds Partnerstadt Leeds. Hier gestaltet er eine Wandarbeit in San Francisco (2018). Photo Oanh Nguyen

KUNST.TRANSFER ist eine Initiative des Kulturbüros – sie fördert Künstler:innen und baut mit Hilfe der Kultur eine Brücke in Dortmunds Partnerstädte. Jetzt stehen die drei Dortmunder Künstler:innen fest, die nach Leeds und Novi Sad reisen werden – es geht um Gastgeschenke, urbane Sounds und die Neuinterpretation alter Symbole.

Individuelle Förderung für professionelle Künstler:innen

„Wir wollten die Idee der Partnerstädte auf neue Beine stellen und sie zukunftsfähig machen,“ erklärt Annika Schmermbeck das Konzept hinter dem KUNST.TRANSFER. Sie ist Referentin im Dortmunder Kulturbüro, verantwortlich für das Förderprogramm und auch Mitglied der Auswahl-Jury.

Fotografin Anja Bohnhof wird für den Kunst:Transfer 2024 nach Novi Sad reisen. Anja Bohnhof_privat

Bereits 2022 wurde der Bereich neu konzipiert: „Es gibt nun eine Projektförderung für Kulturverein oder Kollektive und eine eher dem individuellen Stipendium vergleichbare Werkförderung“, so Schmermbeck. So sollen internationale Netzwerke gestärkt und die Zusammenarbeit (wieder) belebt werden.___STEADY_PAYWALL___

KUNST.TRANSFER setzt auf echte Begegnung und fördert einen Arbeitsaufenthalt in der Partnerstadt von bis zu zehn Tagen. Die Dortmunder Künstler:innen – und auch die in den Partnerstädten – erhalten ein festes Honorar. Das soll die Begegnung „auf Augenhöhe“ ermöglichen, trotz ggf. prekäre Strukturen vor Ort. Klingt gut – aber wie findet man seine Projektpartner:innen? „Das ist bereits Teil der Aufgabe“, sagt Schmermbeck.

Fotoserie widmet sich dem Thema der „Gastgeschenke“

Anja Bohnhof kannte zwar Künstler:innen in Amiens, aber sie wollte „ins Unbekannte“. Ihr Wunsch: Novi Sad. Die Dortmunder Fotografin platzierte einen Aufruf über ihr Netzwerk bei Linked.In und skizzierte ihre ersten Ideen für die Zusammenarbeit. Anika Radosevic Basic, Professorin für Grafik an der Akademie der Künste in Novi Sad, meldete sich.

Typosphere – aktuelle Arbeit von Anja Bohnhof über die gegenwärtige Nutzung analoger Technik Anja Bohnhof

Die Idee gemeinsam zum Thema „Gastgeschenke“ zu arbeiten fand sie spannend, denn: „(…) it includes sociological, anthropological and other fields from which we can draw inspiration for creative work.”

Diese soziologischen, politischen oder auch kulturhistorischen Aspekte interessieren auch Bohnhof: „Gastgeschenke sind nicht nur diplomatische Gesten der Höflichkeit, sondern erzählen auch etwas über die politische Lage, in der sie ausgewählt wurden.“

Was genau entsteht, ist offen. Bohnhof hat ihre Idee zu „A Present For You“ bereits formuliert, aber sie will „Raum für Anika lassen.“ Spielerisch wollen sie herangehen und die künstlerischen Mittel können vielfältig sein – auch wenn Fotografie und Druckgrafik aufgrund der Arbeitsweisen der beiden Künstler:innen nahe liegen. Im Frühjahr geht es los mit der gemeinsamen Recherche, ab Mai ist dann ein erster Besuch in Serbien geplant.

Leeds und Dortmund – wie ist der Sound der Städte?

Musiker und Filmemacher Philipp Bückle Philipp Bückle_privat

Philipp Bückle ist DJ, Filmemacher und Vorstandsvorsitzender der IG Dortmunder Club- & Konzertkultur. Seine Szene verfügt häufig bereits über ein großes internationales Netzwerk und der Musiker Richard Adams aus Leeds war für ihn kein Unbekannter.

Trotzdem wird es spannend, denn neu ist ihre Form der Zusammenarbeit: Bückle und Adams wollen sich „urbanen Schallereignissen“ widmen und dem besonderen Sound der beiden Städte nachspüren.

Das Projekt „The Tired Sounds Of Our Cities“ will die Klanglandschaften von Dortmund und Leeds auf besondere Weise vereinen und wird von einer interdisziplinären filmischen Umsetzung begleitet.

Gegensätze ziehen sich an: Neue Stadtwappen bringen Freundschaft zum Ausdruck

Auch Steffen Mischke fährt nach Leeds. Aber erst wenn Rufus Newell wieder im Atelier ist, denn der ist gerade Vater geworden. Die beiden kennen sich noch nicht persönlich, der Austausch fand bisher über Instagram statt. „Freunde aus Frankreich haben mir den Kontakt gemacht, da gab es bereits eine Kooperation,“ berichtet Mischke. Manchmal ist die Welt dann doch wieder klein.

Steffen Mischke: Nach mir die Ölflut (160×190) / 2020 Steffen Mischke

Mischke hat sein Atelier in der Nordstadt. Er studierte Malerei in Dortmund, an der Kunstakademie Düsseldorf und machte 2023 seinen Abschluss an der Kunstakademie Münster. Seine Malerei ist abstrakt – die von Newell eher figürlich. Aber das finden beide gerade spannend. Gemeinsam haben sie überlegt, was ihr Thema sein könnte und die Bewerbung zusammen entwickelt. Ihr Ausgangsmotiv: Stadtwappen.

Es könnten „malerische Wappen der Freundschaft“ entstehen, findet Mischke: „Die bildnerische Grundlage hierfür werde ich durch Anordnung und Komposition geben, worauf Rufus mit figurativen Elementen reagiert.“ Die Stadtwappen sollen als Ausgangspunkt dienen und auch Fußball soll als wichtiges Phänomen beider Städte nicht vergessen werden. Ein Bild pro Aufenthaltstag ist geplant. Mindestens,

„Wichtiger als das Ergebnis, sind der Prozess und die Begegnungen.“

„Wichtiger als das Ergebnis, sind der Prozess und die Begegnungen, die der KUNST.TRANSFER ermöglicht“, ist Annika Schmermbeck überzeugt. Das Konzept der Partnerstädte – entwickelt maßgeblich am Ende des Zweiten Weltkriegs mit dem Ziel der Völkerverständigung – mag in die Jahre gekommen sein, aber in einer Zeit, in der Kriege wieder zunehmen und die Zuversicht schwindet, gewinnt es wieder an Relevanz.

Sich mit den Mitteln der Kunst für den Zusammenhalt einzusetzen, das motiviert auch Steffen Mischke: „Partnerstädte in China, Israel und Russland brechen weg – umso wichtiger ist die Pflege bestehender Freundschaften.“ Er hat zumindest „ein bisschen Hoffnung, mit der Macht der Kunst Einfluss zu nehmen.“

Weitere Informationen zum KULTUR.TRANSFER auf der Internetseite des Kulturbüros. Im Sommer 2024 werden wieder Bewerbungen entgegengenommen.

Unterstütze uns auf Steady
Print Friendly, PDF & Email

Reaktion schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert