KUNST.TRANSFER ist eine Initiative des Kulturbüros – sie fördert Künstler:innen und baut mit Hilfe der Kultur eine Brücke in Dortmunds Partnerstädte. Jetzt stehen die drei Dortmunder Künstler:innen fest, die nach Leeds und Novi Sad reisen werden – es geht um Gastgeschenke, urbane Sounds und die Neuinterpretation alter Symbole.
Individuelle Förderung für professionelle Künstler:innen
„Wir wollten die Idee der Partnerstädte auf neue Beine stellen und sie zukunftsfähig machen,“ erklärt Annika Schmermbeck das Konzept hinter dem KUNST.TRANSFER. Sie ist Referentin im Dortmunder Kulturbüro, verantwortlich für das Förderprogramm und auch Mitglied der Auswahl-Jury.
Bereits 2022 wurde der Bereich neu konzipiert: „Es gibt nun eine Projektförderung für Kulturverein oder Kollektive und eine eher dem individuellen Stipendium vergleichbare Werkförderung“, so Schmermbeck. So sollen internationale Netzwerke gestärkt und die Zusammenarbeit (wieder) belebt werden.___STEADY_PAYWALL___
KUNST.TRANSFER setzt auf echte Begegnung und fördert einen Arbeitsaufenthalt in der Partnerstadt von bis zu zehn Tagen. Die Dortmunder Künstler:innen – und auch die in den Partnerstädten – erhalten ein festes Honorar. Das soll die Begegnung „auf Augenhöhe“ ermöglichen, trotz ggf. prekäre Strukturen vor Ort. Klingt gut – aber wie findet man seine Projektpartner:innen? „Das ist bereits Teil der Aufgabe“, sagt Schmermbeck.
Fotoserie widmet sich dem Thema der „Gastgeschenke“
Anja Bohnhof kannte zwar Künstler:innen in Amiens, aber sie wollte „ins Unbekannte“. Ihr Wunsch: Novi Sad. Die Dortmunder Fotografin platzierte einen Aufruf über ihr Netzwerk bei Linked.In und skizzierte ihre ersten Ideen für die Zusammenarbeit. Anika Radosevic Basic, Professorin für Grafik an der Akademie der Künste in Novi Sad, meldete sich.
Die Idee gemeinsam zum Thema „Gastgeschenke“ zu arbeiten fand sie spannend, denn: „(…) it includes sociological, anthropological and other fields from which we can draw inspiration for creative work.”
Diese soziologischen, politischen oder auch kulturhistorischen Aspekte interessieren auch Bohnhof: „Gastgeschenke sind nicht nur diplomatische Gesten der Höflichkeit, sondern erzählen auch etwas über die politische Lage, in der sie ausgewählt wurden.“
Was genau entsteht, ist offen. Bohnhof hat ihre Idee zu „A Present For You“ bereits formuliert, aber sie will „Raum für Anika lassen.“ Spielerisch wollen sie herangehen und die künstlerischen Mittel können vielfältig sein – auch wenn Fotografie und Druckgrafik aufgrund der Arbeitsweisen der beiden Künstler:innen nahe liegen. Im Frühjahr geht es los mit der gemeinsamen Recherche, ab Mai ist dann ein erster Besuch in Serbien geplant.
Leeds und Dortmund – wie ist der Sound der Städte?
Philipp Bückle ist DJ, Filmemacher und Vorstandsvorsitzender der IG Dortmunder Club- & Konzertkultur. Seine Szene verfügt häufig bereits über ein großes internationales Netzwerk und der Musiker Richard Adams aus Leeds war für ihn kein Unbekannter.
Trotzdem wird es spannend, denn neu ist ihre Form der Zusammenarbeit: Bückle und Adams wollen sich „urbanen Schallereignissen“ widmen und dem besonderen Sound der beiden Städte nachspüren.
Das Projekt „The Tired Sounds Of Our Cities“ will die Klanglandschaften von Dortmund und Leeds auf besondere Weise vereinen und wird von einer interdisziplinären filmischen Umsetzung begleitet.
Gegensätze ziehen sich an: Neue Stadtwappen bringen Freundschaft zum Ausdruck
Auch Steffen Mischke fährt nach Leeds. Aber erst wenn Rufus Newell wieder im Atelier ist, denn der ist gerade Vater geworden. Die beiden kennen sich noch nicht persönlich, der Austausch fand bisher über Instagram statt. „Freunde aus Frankreich haben mir den Kontakt gemacht, da gab es bereits eine Kooperation,“ berichtet Mischke. Manchmal ist die Welt dann doch wieder klein.
Mischke hat sein Atelier in der Nordstadt. Er studierte Malerei in Dortmund, an der Kunstakademie Düsseldorf und machte 2023 seinen Abschluss an der Kunstakademie Münster. Seine Malerei ist abstrakt – die von Newell eher figürlich. Aber das finden beide gerade spannend. Gemeinsam haben sie überlegt, was ihr Thema sein könnte und die Bewerbung zusammen entwickelt. Ihr Ausgangsmotiv: Stadtwappen.
Es könnten „malerische Wappen der Freundschaft“ entstehen, findet Mischke: „Die bildnerische Grundlage hierfür werde ich durch Anordnung und Komposition geben, worauf Rufus mit figurativen Elementen reagiert.“ Die Stadtwappen sollen als Ausgangspunkt dienen und auch Fußball soll als wichtiges Phänomen beider Städte nicht vergessen werden. Ein Bild pro Aufenthaltstag ist geplant. Mindestens,
„Wichtiger als das Ergebnis, sind der Prozess und die Begegnungen.“
„Wichtiger als das Ergebnis, sind der Prozess und die Begegnungen, die der KUNST.TRANSFER ermöglicht“, ist Annika Schmermbeck überzeugt. Das Konzept der Partnerstädte – entwickelt maßgeblich am Ende des Zweiten Weltkriegs mit dem Ziel der Völkerverständigung – mag in die Jahre gekommen sein, aber in einer Zeit, in der Kriege wieder zunehmen und die Zuversicht schwindet, gewinnt es wieder an Relevanz.
Sich mit den Mitteln der Kunst für den Zusammenhalt einzusetzen, das motiviert auch Steffen Mischke: „Partnerstädte in China, Israel und Russland brechen weg – umso wichtiger ist die Pflege bestehender Freundschaften.“ Er hat zumindest „ein bisschen Hoffnung, mit der Macht der Kunst Einfluss zu nehmen.“
Weitere Informationen zum KULTUR.TRANSFER auf der Internetseite des Kulturbüros. Im Sommer 2024 werden wieder Bewerbungen entgegengenommen.
Reaktionen
Das Kulturbüro eröffnet Bewerbungsphase für den internationalen Kunst- und Kulturaustausch mit Partnerstädten (PM)
Ab sofort können sich Einzelkünstler*innen für das Programm „Kunst.Transfer“ bewerben. Das Kulturbüro hat es ins Leben gerufen, um den Kunst- und Kulturaustausch mit den Partnerstädten zu fördern.
Das Programm unterstützt Kooperationen und Koproduktionen zwischen Künstler*innen aus Dortmund und ihren Kolleg*innen in Partnerstädten wie Novi Sad (Serbien), Amiens (Frankreich) und Leeds (Vereinigtes Königreich). Ein Aufenthalt in einer der Partnerstädte Dortmunds ist für die Dortmunder Künstler*innen verpflichtend.
Sowohl die Dortmunder Künstler*innen als auch ihre Kolleg*innen aus den Partnerstädten erhalten eine finanzielle Vergütung für ihre Arbeit und können gemeinsam an einem Projekt arbeiten – ohne finanziellen Druck und auf gleicher Augenhöhe. Neben den Honoraren werden Reisekosten, Unterkunft und Sachkosten gefördert.
Bewerbungen zum Programm „Kunst.Transfer – Werkförderung“ (Umsetzung in 2025) sind bis Dienstag, 15. Oktober möglich.
Jury-Entscheidung: Lokale Expert*innen wählen aus
Die Entscheidung trifft eine Jury aus lokalen Künstler*innen, Vertreter*innen der Kulturszene, Festivalorganisator*innen, institutionellen Vertreter*innen der Stadt Dortmund und Mitgliedern des Kulturausschusses.
Alle Informationen zu den Förderkriterien, dem Antragsformular und weiteren Details stehen online zur Verfügung: dortmund.de/kunsttransfer-werkfoerderung.