Der 4. „YoungTalk“ im Dietrich-Keuning-Haus in Dortmund

Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt – Benachteiligte machen ihren Unmut Luft

Der vierte „Young Talk" im Dietrich-Keuning-Haus legte einen Schwerpunkt auf Chancengleichheit im Ausbildungsmarkt.
Der vierte „Young Talk“ im Dietrich-Keuning-Haus legte einen Schwerpunkt auf Chancengleichheit im Ausbildungsmarkt. Foto: Chimène Goudjinou

Menschen die aufgrund ihres Aussehens abgelehnt werden und Betriebe die offen diskriminieren – eine traurige Realität, die heutzutage noch präsent ist. Beim vierten „Young Talk“ im Dietrich-Keuning-Haus in der Dortmunder Nordstadt hatten junge Menschen die Chance, ihren Unmut gegenüber den Betrieben, aber auch Beratungsstellen Luft zu machen.

YoungTalk: Eine Plattform auf der junge Menschen für sich einstehen können

Jugendliche hatten die Möglichkeit in einer offenen Diskussion mit Dirk Vohwinkel, Leitung der Ausbildungsberatung der Industrie- und Handelskammer (IHK), Björn Woywod, Abteilungsleiter der Ausbildungsberatung der Handwerkskammer (HWK) und Yvonne Becker, Berufsberaterin bei der Bundesagentur für Arbeit, über die Chancengleichheit im Ausbildungsmarkt zu sprechen. ___STEADY_PAYWALL___

Gäste der Talk-Runde waren Dirk Vohwinkel, Leitung der Ausbildungsberatung der Industrie- und Handelskammer (IHK), Björn Woywod, Abteilungsleiter der Ausbildungsberatung der Handwerkskammer (HWK) und Yvonne Becker, Berufsberaterin bei der Bundesagentur für Arbeit
Gäste der Talk-Runde waren Dirk Vohwinkel, Leitung der Ausbildungsberatung der Industrie- und Handelskammer (IHK), Björn Woywod, Abteilungsleiter der Ausbildungsberatung der Handwerkskammer (HWK) und Yvonne Becker, Berufsberaterin bei der Bundesagentur für Arbeit. Foto: Chimène Goudjinou

Einer der Teilnehmer ist Melih Pires. Er ist gekommen, um sich für die Rechte der Auszubildenden, gegen Diskriminierung und mehr Chancengleichheit einzusetzen.

„Ich habe viel gesehen und in meiner Vergangenheit und Ausbildung viele Erfahrungen gemacht“, sagt Pires, „Zwar bin ich kein Auszubildender mehr. Doch möchte ich mich für die Auszubildenden einsetzen.“

In Workshops hatten die zwischen 14 und 27 Jahre alten Teilnehmenden die Gelegenheit, sich intensiv über ihre individuellen Erfahrungen und Herausforderungen auf dem Ausbildungsmarkt auszutauschen. Den Austausch haben die jungen Teilnehmer:innen genutzt, um konkrete Forderungen für verbesserte Bedingungen zu formulieren. Diese haben sie den Gästen im „Talk“ dann vorgetragen.

Jugendliche kritisieren die Beratungsstellen

Von den jungen Menschen kam auch einiges an Kritik gegenüber den Beratungsstellen: Online-Tests, die man nur als Fachmann absolvieren könne, Beratungskräfte, die ihre „Schützlinge“ nicht ausreichend beraten und Betriebe, die offen diskriminieren würden.

Berufsberaterin Yvonne Becker bietet den frustrierten Jugendlichen ihre Hilfe an.
Berufsberaterin Yvonne Becker bietet den frustrierten Jugendlichen ihre Hilfe an. Foto: Chimène Goudjinou

„Wir werden da aktiv mit den Firmen Kontakt aufnehmen und hinwirken, dass das geleistet wird. Insbesondere was die Online-Tests , aber insbesondere was das Angebot von Praktika anbelangt“, versichert Vohwinkel.

„Aber auch die Sache, eben nicht auf den Nachnamen, nicht auf die Postleitzahl, wie auf das Kopftuch, den Ohrring oder das Tattoo zu achten“, wolle man thematisieren.

Ihm sei bewusst, dass es wie ein schwacher Trost klingt, doch sehe er Hoffnung: „Da wir ganz viele freie Stellen haben und ganz viele Bewerber, denke ich schon, dass wir in dieser Zeit gute Möglichkeiten haben viele Betriebe, die es vielleicht unbewusst noch machen auf die richtige Seite zu ziehen“, sagt der Vertreter der IHK.

Dirk Vohwinkel versichert, den Forderungen der Jugendlichen nachzukommen.
Dirk Vohwinkel versichert, den Forderungen der Jugendlichen nachzukommen. Foto: Chimène Goudjinou

Einer der Jugendlichen erzählt von seiner schlechten Erfahrung mit der Beratungsstelle und wie er zum Ende hin ohne Ausbildung blieb.

Yvonne Becker, Berufsberaterin bei der Bundesagentur für Arbeit geht auf ihn ein und bietet ihm an sich von ihr beraten zu lassen. Doch ist das Misstrauen gegenüber den Beratungsstellen schon zu groß. Er lehnt ab.

Auch bei den anderen Jugendlichen macht sich dieses Misstrauen bemerkbar. „Da müssen wir noch viele Bretter bohren. Auch wir von der IHK“, gibt Vohwinkel zu.

Diskriminierungsfälle in den Betrieben, die der IHK nicht bekannt seien

Die Vertreter:innen der Beratungsstellen wurden auch mit Einzelfällen konfrontiert, in denen Betroffene aufgrund ihres Kopftuches oder ihrer Hautfarbe abgelehnt wurden. Vohwinkel offenbart, dass der IHK diese Fälle nicht bekannt seien.

Aus den Reihen der Jugendlichen kommt: „An wen wenden sich Azubis denn konkret wenn sie diskriminiert werden?"
Aus den Reihen der Jugendlichen kommt: „An wen wenden sich Azubis denn konkret wenn sie diskriminiert werden?“ Foto: Chimène Goudjinou

Das sorgte für Empörung unter den Jugendlichen: „An wen wenden sich Azubis denn konkret wenn sie diskriminiert werden?“, kommt aus den Reihen der jungen Menschen.

Vohwinkel zeigte die Einsicht, dass noch viel Arbeit geleistet werden müsse. Er versichert den Jugendlichen, dass die IHK sich den Fällen direkt annehme und mit Betrieben ins Gespräch gehe.

Doch sagt er auch: „Es gibt scheiß Unternehmen, die mit Menschen noch so umgehen. Ich möchte für euch lieber Unternehmen finden die nicht so ticken.“ Aus dem Talk nimmt sich Pires mit, dass es wichtig ist miteinander zu sprechen und aufzuzeigen was falsch läuft. „Wenn man hört, dass der IHK kein Diskriminierungsfall bekannt ist, muss man denen aufzeigen, dass es ohne Ende Diskriminierung gibt“, sagt er.

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