
Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder begutachtet am 4. Oktober 2025 den Baufortschritt an der Rahmedetalbrücke an der A45. Der Verkehrsverband Westfalen e.V. und die IHK zu Dortmund begrüßen die Fortschritte, warnen aber vor halben Lösungen. Die gesamte Autobahn müsse im Blick bleiben, um weitere Schäden und Belastungen für die Region zu verhindern.
Ministerbesuch an der A45 wirft alte Fragen neu auf
Der der Verkehrsverband Westfalen e.V. nimmt den Besuch von Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder in Lüdenscheid zum Anlass an die hervorgehobene Bedeutung der „Königin der Autobahnen“ zu erinnern und fordert ein weiteres energisches Handeln des Bundes.

„Als betroffener Unternehmer aus Hagen bedeutet eine Teilfreigabe in einigen Monaten auch für mein Unternehmen eine Entlastung. Ich freue mich, dass der Bund seine Prognose für die Bauzeit einhält. Aus Sicht des Verkehrsverbandes Westfalen e.V. gibt es dennoch keinen Anlass zum Durchatmen“, betont Marc Simon.
„Wir erwarten, dass der neue Bundesverkehrsminister keine halben Sachen macht und sein Engagement nicht auf nur eine der 59 A 45- Brücken reduziert“, so Vorstandsvorsitzender des Verkehrsverbandes Westfalen e.V..
Der Verkehrsverband Westfalen reagiert damit auf die Nachricht, dass der notwendige Ausbau auf der A 45 aus finanziellen Gründen gestoppt wird. „Dabei werben wir seit fast 20 Jahren dafür, die Ertüchtigung der A 45 als Gesamtaufgabe aus Brückenneubau und Fahrbahnerweiterung zu betrachten. Das starre Planungsrecht darf den Synergieeffekten durch ein integriertes Vorgehen nicht im Wege stehen.“
Wirtschaftliche Schäden in Milliardenhöhe
Seit der Sperrung der Rahmedetalbrücke entstehen der Region jedes Jahr ein Schaden von rund 360 Millionen Euro. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat seine eigene Prognose aus dem Jahr 2022 nun erneut überprüft. „Unsere damalige Prognose war sehr konservativ gerechnet, sodass wir einen Gesamtschaden von mindestens 1,4. Mrd. Euro bis zum heutigen Tag bestätigen können“, erläutert Hanno Kempermann, Geschäftsführer des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln Consult GmbH.

Die Abhängigkeit der gesamten Region von der A 45 ist außergewöhnlich hoch und erklärt die überproportional hohen volkswirtschaftlichen Schäden“, erläutert Kempermann.
„Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist eine integrierte Planung von Brücken, Autobahnkreuzen und Fahrbahnen auf der A 45 ein sinnvoller Ansatz, um den Wirtschaftsregionen entlang der Trasse weitere Schäden in Milliardenhöhe zu ersparen“, unterstützt Kempermann die Forderung.
Vorsitzender Marc Simon bilanziert: „An allen Ecken und Enden des Verbandsbezirkes bleiben Projekte seit Jahrzehnten in der Planungsphase stecken. Die Erfahrungen mit der Rahmedetalbrücke wecken Hoffnung und Ungeduld in der Wirtschaft. Das Beispiel zeigt, dass es möglich ist, große Projekte in wenigen Jahren zu realisieren.“
Kritik auch von der IHK Dortmund
Neben dem Verkehrsverband und dem IW meldete sich auch die IHK zu Dortmund zu Wort. Deren stellvertretender Hauptgeschäftsführer Wulf-Christian Ehrich bezeichnete es als unverständlich, dass die A45 auf der Streichliste des Bundes stehe. Gerade die Abschnitte in Dortmund hätten eine wichtige Verteilfunktion zwischen den Autobahnen A1, A2, A40, A42 und A448.

Ehrich sieht in den immensen Schäden für die Wirtschaft aber andersherum auch einen Beleg, dass die Investitionen aus dem Sondervermögen des Bundes sehr gut in die westfälischen Verkehrswege investiert sind. „Hier wirft jeder Euro ein Vielfaches an gesellschaftlicher Rendite ab“, erklärte er.
Das betreffe nicht nur die A45. Auch die A445 von Werl bis Hamm. Diese stehe ebenfalls auf der Streichliste, obwohl sie mit einem Nutzen-Kostenfaktor von 8,0 zu den besonders lohnenden Projekten gehöre.
Die Unternehmen seien zu Recht ungeduldig. Auch bei der Kommunalwahl war der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur eines der Top-Themen. „Wer die Wirtschaft ankurbeln möchte, muss seine Prioritäten anders setzen. Proporz nach Himmelsrichtungen ist jedenfalls kein geeigneter Gradmesser für den Bund“, so Ehrich.