„Best of Nordstadtblogger 2025? Für mich zählt das Ganze“ – ein Jahr Ehrenamt im Rückblick

Ein Kommentar des Nordstadtblogger-Ehrenamtlers Helmut Sommer

Nordstadtblogger-Büro – Redaktion im Depot Foto: Alexander Völkel für die nordstadtblogger.de

Wir haben unsere Ehrenamtlichen gefragt, ob sie uns ihre Lieblings-Norstadtblogger-Artikel aus dem Jahr 2025 zuschicken können. Nordstadtblogger und Fotograf Helmut Sommer wollte sich nicht auf einen Artikel festlegen und reflektiert stattdessen, was er in einem Jahr als Ehrenamtlicher bei den Nordstadtblogger alles gelernt hat.

KOMMENTAR

von Helmut Sommer


Ob Fakten gegen Extremismus helfen?

Ich bin etwas über ein Jahr dabei, war vorher in einem Rentnerloch. Tatsächlich ist für mich die Frage nach einem Lieblingsartikel 2025 so nicht richtig gestellt, oder anders gesagt, würde ich es gerne von einer anderen Seite beleuchten. Ich habe dieses Jahr viel gelernt. ___STEADY_PAYWALL___

Verbinden statt Spalten: Lesung mit Gilda Sahebi
Verbinden statt Spalten: Lesung mit Silda Sahebi H. Sommer für Nordstadtblogger

Beginnen möchte ich vielleicht mit der Lesung von Gilda Sahebi zu ihrem Buch „Verbinden statt spalten“. In ihrem Vortrag kam von einem Zuhörer die Frage, wie man den Menschen erreicht, die zur AfD abgewandert sind. Ob da Fakten helfen?

Gilda Sahebi hat erzählt, dass wir Menschen alle an Drama interessiert sind, dass uns Fakten nicht interessieren. Wir müssen Geschichten erzählen, die die Menschen mitnehmen. Uns interessiert der Spielfilm, da fiebern wir mit. Statistik ist nicht so interessant.

Ein Stadt wie Dortmund braucht mehr als eine Tageszeitung

Für eine Stadt wie Dortmund ist es problematisch, wenn es nur eine große Tageszeitung gibt. Die Stadt, ihr Leben, ihre Politik und ganz sicher ihre Menschen und Politiker sind es wert, von verschiedenen Seiten beleuchtet und dargestellt zu werden. Ich bin immer noch stolz, auf die Berichterstattung rund um die Kommunalwahl, was haben wir da auf die Beine gestellt.

Gruppenfoto im Pressezentrum
Das Team der Nordstadtblogger-Redaktion am Wahlabend im Rathaus (v.li.): Klaus Hartmann Finn Wieschermann, Alexander Völkel, Helmut Sommer, Louisa Beer, Lukas Pazzini, Karlotta Hamburg, Elija Winkler, Solveig Wright, Leopold Achilles, Sina Sakrzewa, Erik Latos, Jürgen Gouterney (verdeckt) und Clara Wernet. Foto: Roland Gorecki

Großartig, welch ein Aufriss von Ehrenamtlern. Aber für mich ist die Frage, was das Leben in unserer Stadt ausmacht auch eng verbunden mit der Frage, welches Bild von dieser Stadt gezeichnet wird. Stimmt es, dass viele Dortmunder am liebsten wegziehen würden? Stimmt es, dass die Nordstadt in Kriminalität und Dreck ertrinkt?

Wer sagt das denn? Und weil wir uns auch gerne selbst loben, wer kontrolliert denn die Vierte Gewalt? Ich glaube, sie kontrolliert sich selbst durch die Darstellung und Veröffentlichung unterschiedlicher, ja gegensätzlicher Meinungen.

Mir gefällt das Bild, das Nordstadtblogger von der Stadt zeichnet. Bunt, lebendig, vielfältig, an journalistische Standards gebunden in einem breiten Potpourri von Jung und Alt, Lehrling und Meister. Mit viel Freiheit zu eigenen Themen und auch die Anbindung an den Kalender des Tagesgeschäftes.

Viel Engagement und Ehrenamt in dieser Stadt

Vielleicht schmunzelt ihr ein wenig, aber für mich ist etwas wie Streife fahren (Anm. d. Red.: Helmut Sommer war in seinem Berufsleben bei der Polizei). Es kommt ein Einsatz herein, man fährt dahin, nimmt den Sachverhalt auf, macht Fotos und berichtet darüber. Erstaunlich finde ich daran, wie klein die Community ist, in der man sich bewegt.

„Lokaljournalismus: Sargnagel oder Retter der Demokratie?“ war Thema der Podiumsdiskussion, zu der Nordstadtblogger eingeladen hatte. Foto: Anja Cord für Nordstadtblgger.de

Ich treffe die gleichen Journalist:innen, die gleichen Fotograf:innnen, die gleichen Vertreter:innen der Verwaltung, ob Stadt oder Polizei. Aber auch oft die gleichen Vertreter:innen der Stadtgesellschaft. Es ist beeindruckend, wir groß das Engagement und das Ehrenamt in dieser Stadt ist.

Da es ja um die Geschichten geht, es sind die erzählten Geschichten, aber auch die nicht erzählten Geschichten, die bewegen. Bei der Veranstaltung Engagement anerkennen wurde über den Kampfsportverein berichtet, in dem Menschen mit und ohne Behinderung trainieren. Es war sehr bewegend die Bilder aus dem Studio zu sehen, mit welchem Stolz und welchem Glück dort trainiert wird.

Nicht die einzelne Geschichte, sondern die Menschen sind es

Dann gab es eine Veranstaltung im Stadion. Ehrenamtlich tätige aus NRW hatten anlässlich des Ehrenamtstages eine Einladung. Dort haben wir einen jungen Mann kennengelernt, der im Friedensdorf arbeitet. Er erzählte von einem jungen Mädchen aus Angola, mit so verwachsenen Beinen, dass er sie nur getragen hat. Nach der OP durfte er mit nach Angola.

Seit dem 14. Oktober ist die Nordstadtblogger-Ausstellung „Wir haben es geschafft“ im Kulturort Depot zu sehen Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger

Seine Worte, als er beschrieb, wie die Mutter ihre Tochter am Flughafen empfangen hat, wie sie sich gefreut, gesungen und getanzt hat, als ihre Tochter auf sie zulief, rührte uns Zuhörer zu Tränen.

Und zur Geschichte gehört noch, dass es sich um einen Syrer handelt, der zu Hause Sportlehrer war, hier Sportlehrer in der Grundschule ist. Er gibt alles für Integration, zu Hause gilt für die Familie mit drei Kindern die Regel, dass am Wochenende nur Deutsch gesprochen wird. Sprache ist der Schlüssel zur Integration.

Doch warum erzähle ich das alles? Ihr habt nach Best of Nordstadtblogger gefragt. Für mich ist es nicht die einzelne Geschichte. Best-of-Nordstadtblogger ist Nordstadtblogger, es sind die Menschen, die Nordstadtblogger mit Leben füllen und dafür sorgen, dass dieses besondere Projekt lebt und diese Stadt lebenswerter macht.


Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!

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