Bei der Höhe der Förderung einig, nur bei der Verteilung gab es bei den Kandidierenden Dissenz

Die „KULTras“ laden zur OB-Podiumsdiskussion zum Thema Kultur:

Die Podiumsdiskussion bei den KULTras, v.l.n.r: Martin Cremer, Katrin Lögering, Alexander Kalouti, Fatma Karacakurtoglu, Thomas Westphal und Matthias Langrock Lukas Pazzini | Nordstadtblogger

Unter dem Motto „Kurze Wege. Zu jeder Kultur“ luden die „KULTras“, das Netzwerk der Dortmunder Kulturfördervereine, den amtierenden Oberbürgermeister Thomas Westphal (SPD) sowie seine Herausforder:innen Alexander Kalouti (CDU), Fatma Karacakurtoglu (Die Linke), Katrin Lögering (Bündnis90/Die Grünen) und Martin Cremer (parteilos) ins domicil ein. Sie wollten deren kulturpolitische Vorstellungen kennenlernen und diskutieren. Moderiert wurde die Veranstaltung von Matthias Langrock, Chefredakteur des Hellweger Anzeigers.

Kultur als Standortfaktor in Dortmund

Zuerst ging es um die Frage, welche Art von Kultur den einzelnen Kandidat:innen wichtig ist. Westphal betonte, eine Kultur für alle haben zu wollen, die sich weiterhin mit der „Weltspitze“ messen lassen kann, während Karacakurtoglu mehr Diversität und auch kleine Produktionen in der Kultur fördern will. ___STEADY_PAYWALL___

Katrin Lögering (Bündnis 90/Die Grünen) und Alexander Kalouti (CDU) Foto: Lukas Pazzini für Nordstadtblogger.de

Kalouti, Pressesprecher für Oper und Ballett am Theater Dortmund, geht es vor allem um die Förderung von Exzellenz, „da dies ein erheblicher Standortfaktor“ sei.

„Dortmund ist ein schlafender Riese“, fand Katrin Lögering und hob hervor, dass sie vor allem die freie Kulturszene und die Dortmunder Nachtkultur im Blick habe. Kultur sei „kein Luxusgut“, erklärte wiederrum Cremer, sondern ein wichtiger „Baustein der Gesellschaft“.

Dass es sich bei Kultur sowohl um einen sozialen als auch um einen wirtschaftlichen Faktor handelt, blieb unter den Kandidat:innen unstrittig. Nur über die Höhe und die Verteilung der Förderung waren sie sich uneins.

Volle Spielstätten oder Platz, um Neues auszuprobieren?

Der amtierende Oberbürgermeister wies darauf hin, dass die Stadt Dortmund die Kulturszene mit 130 Millionen Euro fördere, das Konzerthaus nochmal mit einer zusätzlichen Förderung unterstütze: „Das ist mehr als wir im Sport- und Freizeitbereich investieren“. Die Höhe hielt Westphal für angemessen, denn „viele Menschen profitieren von kostenlosen Angeboten“.

Fatma Karacakurtoglu (Die Linke) Foto: Lukas Pazzini für Nordstadtblogger.de

Würden die Herausforder:innen wieder Eintrittspreise für Museen erheben? Kalouti sprach sich für eine „gute Mixtur der Preise“ aus, dem schloss sich Cremer prinzipiell mit der Forderung an, dass Eintrittspreise keine Barrieren, aber „realistisch“ sein sollen. Für Karacakurtoglu sollten die kulturellen Einrichtungen „so zugänglich wie möglich sein“.

Wie wichtig den Kandidat:innen denn dabei ein volles Haus sei? „Das ist extrem wichtig, ein Gradmesser für den Erfolg“, betonte Alexander Kalouti. Da die Stadt den kulturellen Bereich fördere, solle sie auch Erwartungen für die Auslastung vorgeben und falls diese nicht erreicht wird, ins Gespräch mit der Einrichtung gehen.

Kalouti: „Als OB wäre ich in dem Fall dafür“

Weniger Bedarf den Einrichtungen in der Hinsicht Druck zu machen, sah Lögering, die von einem „intrinsischen Interesse, dass die Hütte voll wird“ ausgeht. Auch sei es weiterhin notwendig kleine Veranstaltungen mit geringen Besucher:innenzahlen zu fördern. Den Punkt unterstütze Karacakurtoglu, die sich außerdem dafür stark machte, dass die verschiedenen kulturellen Akteur:innen auch Raum zum Ausprobieren bekommen.

Der amtierende Oberbürgermeister Thomas Westphal (SPD) Lukas Pazzini | Nordstadtblogger

Ein eher heikles Thema war der Neubau des Schauspielhauses, den die Fraktionen der SPD, Grünen und Linke+ am 22. Mai 2025 im Stadtrat beschlossen haben. Dabei sei nicht mehr die Frage, „ob das Schauspielhaus gebaut wird, das haben wir beschlossen“, bemerkte der amtierende Oberbürgermeister Westphal. Sondern was die Machbarkeitsstudien ergeben und ob deren finanzieller Rahmen dann passend sei oder nicht. Dem stimmten Lögering, Karacakurtoglu und Cremer zu.

Kalouti erklärte, dass es keine „Kostenexplosion“ geben dürfe, wie es aus seiner Sicht bei der ebenfalls beschlossenen Jungen Bühne der Fall sei. Auf eine Antwort festgenagelt, ob er den Bau als OB unterstützen würde, wenn die Finanzierung gesichert sei, erklärte Kalouti: „Als OB wäre ich in dem Fall dafür.“

Pop-Up-Kultur für kulturelle Angebote

Zum Leerstand in der Innenstadt brachte Cremer die Idee ein, dass dieser auch genutzt werden könne, um „eine richtige Pop-Up-Kultur“ zu fördern. Westphal stimmte dem prinzipiell zu, bei städtischen Gebäuden kein Problem, „die Privaten müssen aber erst überzeugt werden“.

Martin Cremer (parteilos) und Katrin Lögering (Bündnis 90/Die Grünen) Foto: Lukas Pazzini für Nordstadtblogger.de

Auch das Nachtleben solle gefördert werden, dazu sei in der Legislatur ein Clubfonds an fehlenden Mehrheiten gescheitert, so Lögering – ein Hinweis, dass diese Diskussion wohl auch in der nächsten Legislatur geführt werden dürfte.

Am Ende dieser Podiumsdiskussion wurde deutlich, dass die Kandidat:innen sich bei vielen Themen einig sind und die Höhe der kulturellen Förderung, rund 3,5 Prozent des Haushalts, grundsätzlich nicht in Frage stellten.

Wem die Förderungen zustehen, geriet hier mehr zum Streitpunkt. Trotzdem kann die Dortmunder Kulturszene nach diesem Abend eher gelassen auf die Wahl des Oberbürgermeisters/der Oberbürgermeisterin blicken: Sollte es eine Person dieser fünfen werden, sind vermutlich keine radikalen Einschnitte zu erwarten.


Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!

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