
Die „Hall of Fame“ des Deutschen Fußballmuseums ist um acht Neuzugänge reicher: Karl-Heinz Rummenigge, Bernd Schuster, Jürgen Kohler, Miroslav Klose und Philipp Lahm erhielten die Auszeichnung durch Museumsdirektor Manuel Neukirchner. Udo Lattek, Joachim Streich und Horst Eckel wurde die Anerkennung posthum zuteil.
Völler: „Das ist noch einmal eine ganz besondere Auszeichnung.“

Früher war alles besser – das stimmt bei genauer Betrachtung selten. Doch angesichts der aktuellen Leistung der Fußballnationalmannschaft der Herren, trösteten sich die Gäste beim Festakt der „Hall of Fame“ im Deutschen Fußballmuseum mit einem Blick in die Vergangenheit.
Rudi Völler, selbst vor zwei Jahren in die Ruhmeshalle aufgenommen, gratulierte den Neuzugängen höchst persönlich, denn „ich weiß auch von all meinen Kollegen, die viele Titel und Pokale gewonnen haben, dass das noch einmal eine ganz besondere Auszeichnung ist, gerade in einem Land mit solch einer Fußballtradition.“___STEADY_PAYWALL___
Frauen in der Ruhmeshalle? Da ist noch Luft nach oben!
47 Fußballer:innen sind aktuell in der „Hall of Fame“ des Deutschen Fußballs vertreten – in der Hauptsache Männer, aber immerhin kommen seit 2019 auch Fußballerinnen dazu. Wer aufgenommen wird, entscheidet eine Jury, die sich – laut Presse-Information – „aus den Sport-Chefinnen und Sport-Chefs der Fußballleitmedien in Deutschland zusammensetzt“.

Philipp Lahm (l.) und Museumsdirektor Manuel Neukirchner nach der Award-Übergabe – Neukirchner war auch Jury-Vorsitzender. Stephan Schuetze
Auch hier lohnt das gendern kaum, denn mit Astrid Rawohl vom Deutschlandfunk ist nur eine einzige Frau in der 34-köpfigen Jury. Auch in den Sportredaktionen ist offenbar noch Luft nach oben.
Die Wahl der Jury fiel am Ende auf Karl-Heinz Rummenigge und Bernd Schuster sowie Jürgen Kohler, Philipp Lahm und Miroslav Klose. Manuel Neukirchner, Direktor des Fußballmuseums und Vorsitzender der Jury, begründete die Entscheidung: „Mit Karl-Heinz Rummenigge und Bernd Schuster ehren wir zwei herausragende Weltfußballer aus den 1980er-Jahren. Das Prädikat Weltklasse tragen auch Jürgen Kohler, Philipp Lahm und Miro Klose, die in ihren Epochen in den 90er-Jahren und nach der Jahrtausendwende Maßstäbe gesetzt haben.“
Helden zwischen Stolz, Bescheidenheit und Teamgeist
Für Karl-Heinz-Rummenigge ist es bereits die zweite Ehrung – er wurde im letzten Jahr in Italien in die Hall of Fame aufgenommen, aber „das ist eine schöne Auszeichnung. Ich fühle mich sehr geehrt“, so Rummenige.

Bernd Schuster war da bescheidener: „Der Award ist die höchste Auszeichnung, die ich bisher bekommen habe. Als ich davon erfahren habe, konnte ich es zunächst nicht glauben, zumal ich so lange im Ausland zugebracht habe. Da läuft man Gefahr, in Vergessenheit zu geraten.“
Getoppt wurde diese Bescheidenheit nur noch von Miroslav Klose, der zu Protokoll gab stolz zu sein „nun selbst im Kreise dieser tollen Spieler und Idole dabei zu sein“ und betonte, wie sehr er sich über die Wahl von Philipp Lahm freue. „Er war über Jahre ein großartiger Mitspieler, der seine Nebenleute besser gemacht hat, und auch in der Kabine ein wichtiger Wortführer, mit dem ich mich immer gerne ausgetauscht habe“, so Klose.
„Sie haben die Fußballnation Deutschland geprägt“
Fußball, das bedeutet Held:innen-Geschichten, aber auch Teamleistungen. Philipp Lahm und Jürgen Kohler waren sich dessen bewußt und bedankten sich bei „vielen tollen Mitspielern“ (Kohler) und „all denjenigen, die dazu beigetragen haben, dass ich diese außergewöhnliche Auszeichnung entgegennehmen darf“ (Lahm).

Die Berufung von Udo Lattek, Joachim Streich und Horst Eckel erfolgte posthum. Juror Neukirchner befand, die ruhmreichen Spieler „sind ein Gütesiegel für den deutschen Fußball und haben die Fußballnation Deutschland mit ihren Leistungen auf und abseits des Rasens geprägt.“
Die Aufnahme-Zeremonie fand übrigens im Rahmen einer TV-Produktion von RTL im Deutschen Fußballmuseum statt. Sie wird unter dem Titel „Die HallL of Fame des deutschen Fußballs“ ausgestrahlt und ist bei RTL+zu sehen.


Reaktionen
„Deutschland, dein Fußball“ am 30. November 2023 um 19:30 Uhr im Deutschen Fußballmuseum (PM)
Matthias Bongard lädt zur Zeitreise durch die deutsche Fußballgeschichte ein. Am Donnerstag (30.11.) begibt sich der bekannte TV-Moderator gemeinsam mit Manuel Neukirchner, Direktor des Deutschen Fußballmuseums, auf einen Streifzug durch dessen Buch „Deutschland, dein Fußball“. Darin präsentiert Neukirchner 44 Kultobjekte und Geschichten zur deutschen Fußballhistorie; von den Anfängen bis in die Gegenwart, mal ikonisch, mal heiter, mal nachdenklich.
Darunter sind legendäre Objekte wie die Schuhe der WM-Torschützen Helmut Rahn und Mario Götze, das 1974er-Trikot von Gerd Müller, Jens Lehmanns berühmter Elfmeter-Spickzettel von 2006 und der Elfmeterpunkt aus dem Stadio di Olimpico zu Rom, von dem aus Andreas Brehme Deutschland 1990 zum Weltmeister machte.
Dazu gibt es überraschende Geschichten wie die des Rekordtorschützen Gottfried Fuchs, der 1912 in einem Länderspiel sagenhafte 10 Tore erzielte, als Jude aber 1939 aus den deutschen Fußball-Annalen getilgt wurde. Oder die des „Sportfotos des Jahrhunderts“ von 1966, das einen scheinbar niedergeschlagenen Uwe Seeler beim Verlassen des Platzes im Wembley-Stadion zeigt – heute wissen wir: der Kapitän bückte sich in diesem Moment, um seine Stutzen zu richten. Kurzum: Ein Buch wie ein Museum.
Mitbringen wird der Museumsdirektor zudem den EM-Pokal – damit ist auch ein ganz besonderes Erinnerungsfoto garantiert. Eine Kooperationsveranstaltung im Literaturhaus Dortmund. Der Eintritt ist frei, um Reservierung wird gebeten unter https://www.literaturhaus-dortmund.de
Hitzfeld, Dietz und Wunderlich in die HALL OF FAME berufen (PM)
Eine Weltmeisterin, ein Europameister und ein zweifacher Champions-League-Sieger sind die neuberufenen Mitglieder der Hall of Fame des deutschen Fußballs. Im Rahmen ihrer jährlichen Abstimmung fiel die Wahl der Jury aus führenden deutschen Sportjournalistinnen und Sportjournalisten auf Pia Wunderlich, Bernard Dietz und Ottmar Hitzfeld. Neben ihren herausragenden sportlichen Leistungen zeichnen alle drei Gewählten eine besondere Persönlichkeit und Haltung aus, mit der sie den Fußball über einen langen Zeitraum geprägt haben. Die HALL OF FAME des deutschen Fußballs wurde 2019 ins Leben gerufen und ist im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund verortet.
Museumsdirektor Manuel Neukirchner: „Der Fundus an Legenden des deutschen Fußballs ist angesichts seiner über 140-jährigen Geschichte naturgemäß groß. Deshalb fällt die Auswahl einiger weniger besonders schwer. Umso schöner ist es, wenn sich dabei Persönlichkeiten herauskristallisieren, die über ihre individuelle Qualität hinaus für eine ganze Ära stehen, weshalb sich andere gleichsam mitgewählt fühlen dürfen. So steht Pia Wunderlich für die große Zeit des 1.FFC Frankfurt zu Beginn dieses Jahrtausends. Außerdem hat sie den Weg der deutschen Frauen-Nationalmannschaft zu ihrem ersten WM-Titel maßgeblich mitgeprägt. Bernard Dietz ist der erfahrene Kopf einer damals jungen deutschen Nationalmannschaft, die aus dem Umbruch nach der WM 1978 in Argentinien hervorging und sich zwei Jahre später mit dem Gewinn des EM-Titels krönte. Ottmar Hitzfeld hat sowohl bei Borussia Dortmund als auch bei Bayern München mit seinen Erfolgen und mit seiner Art des Coachings nachhaltige Spuren hinterlassen.“
Ottmar Hitzfeld ist der bisher einzige Trainer, der mit zwei deutschen Vereinen die Champions League gewinnen konnte. Der gebürtige Lörracher kam Anfang der 1990er-Jahre als Trainer aus der Schweiz, wo er bereits zweimal die Meisterschaft und dreimal den Pokal gewinnen konnte, in die Bundesliga und formte Borussia Dortmund zu einem europäischen Spitzenteam. Nach seinem Wechsel 1998 zu Bayern München knüpfte er nahtlos an die vorherigen Erfolge an. Mit beiden Teams gewann er neben dem Titel in der Königsklasse insgesamt sieben Deutsche Meisterschaften und dreimal den DFB-Pokal. Wegen seines besonnenen und respektvollen Umgangs mit seinen Spielern und dem Umfeld seiner Mannschaften wurde ihm der Spitzname „Gentleman“ zuteil.
Ottmar Hitzfeld sagt: „Vielen Dank an die Jury und das Deutsche Fußballmuseum für diese besondere Ehre. In die Hall of Fame des deutschen Fußballs aufgenommen zu werden, erfüllt mich mit Stolz und großer Dankbarkeit. Fußball war und ist mein Leben. Ich durfte mit außergewöhnlichen Spielern, Vereinen und Mitarbeitern arbeiten – diese Auszeichnung gehört auch ihnen. Vielen Dank an alle, die mich auf meinem Weg unterstützt haben.“
Bernard Dietz ist als Kapitän der deutschen Europameistermannschaft von 1980 unvergessenen. Zu dieser Zeit war er maßgeblich daran beteiligt, dass die deutsche Nationalmannschaft in 23 Spielen in Folge ungeschlagen blieb, eine bis heute gültige Rekordserie. Ebenfalls Rekord sind seine 77 Bundesliga-Tore als Abwehrspieler. Allein vier davon erzielte er in einem Spiel der Saison 1977/78 beim legendären 6:3 seines MSV Duisburg gegen Bayern München. Während seiner 16 Jahre in der höchsten deutschen Spielklasse wurde der bodenständige Westfale – wohlgemerkt als Abwehrspieler – nie vom Platz gestellt.
Bernard Dietz sagt: „Ich habe zuerst gedacht, da veräppelt mich einer – das ist doch alles 40 Jahre her und heute kennt mich keiner mehr. Inzwischen weiß ich aber: Es ist wirklich wahr. Das erfüllt einen auch mit Stolz – zumal ich ja lange beim MSV Duisburg und bei Schalke 04 gespielt habe, also nicht unbedingt bei den größten Vereinen, bei denen es Erfolgsgarantien gab. Jetzt wieder in einer Reihe mit Spielerpersönlichkeiten wie Franz Beckenbauer zu stehen, ist einmalig. Meine schönste Erinnerung an meine aktive Zeit ist die Europameisterschaft 1980: Da war ich Kapitän der Nationalmannschaft – das war ein kleines Wunder. Der ganze Aufwand hat sich gelohnt. Ich habe den Fußball nie als Beruf betrachtet, sondern wollte immer den Leuten etwas zurückgeben, die ins Stadion gekommen sind. Mehr hätte ich aus meinem Körper nicht rausholen können. Die Berufung in die Hall of Fame ist schon eine Auszeichnung für das Lebenswerk.“
Pia Wunderlich spielte in der deutschen Frauen-Nationalmannschaft, die 2003 in den USA erstmals den WM-Titel gewinnen konnte. Bereits 1995 wurde sie Vize-Weltmeisterin und zählte zu den Europameisterinnen-Teams der Jahre 1997, 2001 und 2005. Bei den Olympischen Spielen in Athen 2004 gewann sie mit den DFB-Frauen die Bronze-Medaille. Darüber hinaus sammelte die 102-malige Nationalspielerin mit dem 1. FFC Frankfurt 13 nationale sowie drei internationale Titel und gehört damit auch zu den erfolgreichsten Vereinsspielerinnen überhaupt. Noch heute ist sie dem Fußball verbunden und betreut Inklusionsmannschaften in Hessen.
Pia Wunderlich sagt: „Das ist ja cool! Ich freue mich riesig über die Aufnahme in die Hall of Fame. Das ist eine große Ehre. Wenn ich mir anschaue, welch großartige Fußballerinnen und Fußballer dort bereits aufgenommen worden sind, ist es für mich etwas Besonderes, nun auch in diesem Kreis sein zu dürfen. Es ist wunderbar, hier wieder mit denen gleichgesetzt zu sein, mit denen ich so viele Turniere gespielt habe und 2003 Weltmeisterin geworden bin. Die WM in den USA und das 3:0 im Halbfinale gegen den Topfavoriten sind mir ganz besonders in Erinnerung geblieben. Das war das vorweggenommene Endspiel und mein persönlicher Karriere-Höhepunkt. Ich möchte mich bei meinen Eltern und meinen Geschwistern, die mich immer unterstützt haben, bedanken – und bei der Jury und dem Deutschen Fußballmuseum, dass sie mich ausgewählt und in die Hall of Fame aufgenommen haben.“
Die nächste HALL OF FAME-Preisverleihung, bei der die jetzt Berufenen feierlich in die Ruhmeshalle aufgenommen werden, findet voraussichtlich im Frühjahr 2027 im Deutschen Fußballmuseum statt.
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Zuvor in die HALL OF FAME des deutschen Fußballs berufen und bereits aufgenommen wurden insgesamt 53 Legenden (36 Männer, 17 Frauen):
Männer, Doppel-Jahrgang 2023/2024: Bert Trautmann, Guido Buchwald, Bastian Schweinsteiger, Horst Hrubesch, Jupp Heynckes, Otto Rehhagel
Männer, Jahrgang 2022: Philipp Lahm, Bernd Schuster, Karl-Heinz Rummenigge
Frauen, Jahrgang 2022: Nadine Angerer, Ariane Hingst, Anne Trabant-Haarbach, Christa Kleinhans, Bärbel Wohlleben
Männer, Jahrgang 2021: Jürgen Kohler, Horst Eckel, Joachim Streich, Miroslav Klose, Udo Lattek
Männer, Jahrgang 2020: Berti Vogts, Michael Ballack, Andreas Möller, Klaus Fischer, Rudi Völler
Männer, Jahrgang 2019: Oliver Kahn, Hans-Jürgen Dörner, Wolfgang Overath, Jürgen Klinsmann, Helmut Schön
Frauen, Jahrgang 2019 (Gründungself): Silke Rottenberg; Steffi Jones, Doris Fitschen, Nia Künzer; Renate Lingor, Silvia Neid, Martina Voss-Tecklenburg, Bettina Wiegmann; Inka Grings, Birgit Prinz, Heidi Mohr; Tina Theune
Männer, Jahrgang 2018 (Gründungself): Sepp Maier; Franz Beckenbauer, Paul Breitner, Andreas Brehme; Günter Netzer, Lothar Matthäus, Fritz Walter, Matthias Sammer; Uwe Seeler, Gerd Müller, Helmut Rahn; Sepp Herberger