
Wahlsieger, aber denn noch Verlierer: So geht es der CDU in der Bezirksvertretung Hombruch. Obwohl die CDU die stärkste Fraktion stellt, gelang es der Partei nicht, Mehrheiten für ihren bisherigen Bezirksbürgermeister Nils Berning zu organisieren. Denn SPD, Grüne und Linke bildeten eine Zählgemeinschaft und verfügen in der BV über die Mehrheit. Die Folge: SPD-Politiker Volker Schultebraucks ist jetzt der neue Bezirksbürgermeister im Dortmunder Süden.
Geheime Abstimmung mit klarem Ergebnis

Der Machtverlust zeichnete sich vor der Sitzung an – die CDU polterte medial über das angeblich undemokratische Verhalten.
Letztendlich erfolglos schickte sie dann ihren bisherigen Bezirksbürgermeister Nils Berning, der seit 2020 im Amt war und in der letzten Wahlperiode mit der SPD kooperiert hatte, ins Rennen. Doch die Unterstützung für Amtsinhaber Berning kam dieses Mal nur von CDU und FDP.

SPD, Grüne und Linke – sie stellen gemeinsam die Mehrheit in Hombruch – stellten ihrerseits Volker Schultebraucks (SPD) als Bezirksbürgermeisterkandidaten auf, gefolgt von Katja Wilken (Grüne) und Christiane Tanbensel (Linke) als mögliche Stellvertreterinnen. Die AfD schlug zudem Waltraud Hendler vor.
In geheimer Wahl wurde dann wenig überraschend Volker Schultebraucks (SPD) zum neuen Bezirksbürgermeister von Hombruch gewählt. Der erste stellvertretende Bezirksbürgermeister ist nun der CDU-Mann Nils Berning, die zweite stellvertretende Bezirksbürgermeisterin Katja Wilken von den Grünen.
Die SPD feiert den Wechsel – aus der CDU spricht die Enttäuschung
„Das erste Mal nach 16 Jahren ein SPD-Bezirksbürgermeister, das ist schon ein Erfolg für uns“, erklärte Schultebraucks nach der Wahl. Die Kritik der CDU wies er zurück: Das Wahlverfahren sei „einwandfrei demokratisch“ verlaufen, betonte er, und die neue Kooperation entspräche „den demokratischen Gepflogenheiten“.

SPD-Fraktionssprecher Michael Twardon zeigte sich erleichtert über das Ende der Debatten im Vorfeld: „Das Kapitel ist für mich Geschichte. Wir wollen nun professionell zusammenarbeiten.“
In den kommenden fünf Jahren möchte man Hombruch attraktiver gestalten, den Radverkehr stärken, die Fußgängerzone ausbauen und mehr Tempo-30-Zonen auf den Straßen einrichten.
Gemeinsam mit Grünen und Linken plane man unter anderem eine Erweiterung der Fußgängerzone bis zur Straßenbahnstrecke und großzügigere Parkregelungen in der Hombrucher Innenstadt.
Parallelen zum Start von Hans Semmler: Damals wurde die SPD ausgebootet

Während die SPD freudig in die erste Sitzung ging, war die Stimmung bei der CDU eine ganz andere. Der CDU-Fraktionsvorsitzender Guido Preuss sprach von „viel verlorenem Vertrauen“ in der Hombrucher Bezirksvertretung.
„Ich glaube, da ist sehr viel Vertrauen verspielt worden, was wir in den letzten fünf Jahren gemeinsam aufgebaut haben“, sagte er.

Besonders enttäuschend sei, dass SPD und Grüne nach der Wahl „keinerlei Gesprächsbereitschaft“ gezeigt hätten.
Auch Jutta Ziesmer, stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende, sprach Kritik aus: „Wir hätten es fair gefunden, wenn man auch mit uns gesprochen hätte. Von der Koalitionsbildung aus der Zeitung zu erfahren, war sehr enttäuschend.“ Die CDU habe dadurch keine Möglichkeit gehabt, eigene Positionen in die Gespräche einzubringen.

Für Heinz Henkemeier, früherer SPD-Bezirksvorsteher von 1989 bis 1994, ist die Kritik der CDU unbegründet: „1994 hat die CDU in Hombruch dasselbe gemacht, was sie jetzt verurteilt“, so Henkemeier.
Damals hatte die CDU gemeinsam mit den Grünen als zweitstärkste Fraktion den eigenen Kandidaten Hans Semmler durchgesetzt.
Blick in die Zukunft: Themen und Ziele der Fraktionen
Die CDU will sich in der neuen Legislaturperiode auf Themen wie Sicherheit, Sauberkeit und Bebauung konzentrieren, insbesondere in der Bittermark. Zudem sollen Schulen, Kitas und Jugendfreizeitstätten stärker unterstützt werden.

„Wir als Bezirke sind diejenigen, die das Gehör bei den Bürgern haben und die die Probleme kennen“, so Preuss. Auch die Infrastruktur müsse gesamtheitlich bedacht werden mit Blick auf Autos und Fahrräder.
Nach der Wahl ging die Sitzung bis in den Abend weiter. Neben der Besetzung der Ausschüsse standen auch Fragen von Bürger:innen und mehrere Anträge auf der Tagesordnung.
Mit der Wahl von Volker Schultebraucks beginnt für Hombruch ein neues politisches Kapitel: mit Rot-Rot-Grün an der Spitze und einer CDU, die sich nun neu sortieren muss.
Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!

