
Der Rat der Stadt Dortmund hat entschieden: Das marode Nordbad am Dietrich-Keuning-Haus wird nicht saniert, sondern neu gebaut – und zwar an der Eberstraße. Damit folgt die Mehrheit der Empfehlung der Verwaltung. Zuvor hatte es kontroverse Diskussionen gegeben – die Bezirksvertretung der Innenstadt-Nord hatte den Vorschlag einhellig abgelehnt. Doch der Stadtrat entschied anders.
Die CDU-Fraktion lobt den schnellen Fortschritt

Bürgermeisterin Ute Mais (CDU) betonte: „Wir sind froh, dass so schnell ein passendes Grundstück für den Neubau des Nordbades gefunden wurde.“
Für die CDU-Fraktion sei klar: „Wir haben dafür im Nordwesten von Dortmund wirklich einen sehr guten und geeigneten Platz jetzt anvisiert und freuen uns natürlich, wenn das relativ zügig in die Gänge kommt. Ich sag’s mal sehr salopp, denn das Nordbad ist ja nun mal sehr marode, und wir hoffen, dass wir da eine gute Übergangslösung, eine schnelle Lösung hinbekommen.“
SPD sieht eine „gute Alternative für die Nordstadt“

Auch Carla Neumann-Lieven (SPD) stellte sich hinter den Vorschlag der Verwaltung: „Nach allen Vorstellungen, Bewertungen, die im Zusammenhang mit der Standortfrage aufgeworfen worden, haben wir für uns festgestellt, das ist eine gute Alternative für ein neues Schwimmbad in der Nordstadt.“
Sie räumte ein, dass es Bedenken aus der Nordstadt gebe, sagte aber: „Wir glauben, dass hier die Zusammenarbeit mit den Schulen sehr viel besser laufen wird. Es ist immer noch sehr zentral in der Nordstadt, und die Zeit- und Kostenschiene lassen hier ohne viele einengende Bedingungen sich viel, viel besser planen. Es wird hier mit Sicherheit nicht so viele Überraschungen geben, als wenn wir einen Neubau am alten Standort bevorzugen würden.“
Die Grüne beharren auf einer Sanierung
Leander Schreyer (Bündnis 90/Die Grünen) kritisierte den geplanten Neubau deutlich: „Wir Grüne lehnen die Vorlage der Verwaltung ab, wie wir auch schon im Vorhinein uns sehr deutlich für die Sanierung im letzten Herbst stark gemacht haben.“

Die Verwaltung habe mit ihrer aktuellen Prüfung nur bestätigt, „was für uns damals schon klar war: Die Alternative direkt ums Keuning-Haus herum gibt es nicht sinnvoll“.
Deshalb sei die Sanierung weiterhin „die günstigste Variante. Sie ist mit Abstand die schnellste Variante“, so Schreyer. Er warnte, dass das bestehende Bad „diesen Sommer eventuell schon aus statischen Gründen“ geschlossen werden müsse – ein Neubau würde zu lange dauern.
AfD kritisiert den alten Standort am Keuning-Haus scharf

Bernd Hempfling (AfD) sprach sich klar für die Eberstraße aus und zeichnete ein drastisches Bild vom alten Standort: „Am bisherigen Standort beziehungsweise in dessen näherem Umfeld am Keuningpark macht eine Sanierung beziehungsweise ein Neubau keinen Sinn, unter anderem auch aus technischen Gründen, weil unter dem Gebiet auch die U-Bahn verläuft.“
Außerdem warnte er vor dem Umfeld: „Welcher Bürger will eigentlich schon freiwillig in den Park reingehen, der regelmäßig in den Schlagzeilen als Kriminalitätshotspot erwähnt wird und durch ein Cordon von Dealern oder sonstigen Kriminellen sich den Weg bahnen will?“
Die Fraktion „Die Linke+“ kritisiert Verlust der Zentralität

Sonja Lemke (Die Linke+) sieht den Standort Eberstraße dagegen kritisch: „Wir finden den Standort Eberstraße äußerst schwierig und werden dem heute nicht zustimmen, eben weil er sehr, sehr weit außerhalb ist und die Zentralität des Nordbades dadurch verloren geht.“
Zudem habe sie kein Verständnis dafür, dass ihr Antrag zur Prüfung des Sanierungsbedarfs keine Unterstützung finde: „Dass die SPD nicht darüber informiert werden möchte, wie jetzt der tatsächliche Sanierungsbedarf des Nordbades ist, wundert mich dann schon etwas.“
Streit um Alternativvorschläge ging weiter

Utz Kowalewski (Die Linke +) kritisierte die Grünen scharf: „Ich bin eigentlich ein bisschen amüsiert über die Argumentation der Grünen gerade, weil Sie wollen ja die Sanierung eigentlich haben. Also lehnen Sie jetzt den linken Antrag ab, der noch mal prüft, wie das mit der Sanierung ist, um das Thema im Spiel zu halten. Das ist schon ein bisschen wohlfeil.“
Kowalewski erinnerte daran, dass der Alternativvorschlag zum DKH ursprünglich aus der SPD kam.
Die Ratsmehrheit folgt dem Verwaltungsvorschlag

Die Mehrheit im Rat stimmte schließlich dem Verwaltungsvorschlag zu. Der Antrag der Linken Plus auf erneute Prüfung der Sanierung wurde abgelehnt. Oberbürgermeister Thomas Westphal machte deutlich, dass alle Aspekte „ausführlich in Ausschüssen und Ratssitzungen erörtert“ worden seien.
Hintergrund: Das Nordbad ist mit jährlich rund 110.000 Badegästen eine wichtige Einrichtung für Freizeit-, Schul- und Vereinsschwimmen in der Nordstadt. Die bauliche Substanz lässt jedoch keinen dauerhaften Weiterbetrieb zu. Nach jahrelanger Standortsuche gilt die Eberstraße nun als einzige Fläche, die ohne langwierige Planrechtsänderung kurzfristig bebaut werden könnte.
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