„Roots in Motion“ zeigt Perspektiven junger Menschen auf ihre afrikanischen Wurzeln

Ausstellung der Jugendgruppe des VKII-Ruhrbezirk e.V. im Dortmunder U:

Eine Gruppe Jungendlicher im Ausstellungsraum
Mode, Beats und Food – was vereint uns? Die Jugendgruppe des Vereins für Kameruner Ingenieur.:innen und Informatiker:innen (VKII) Ruhrbezirk e.V hat sich auf die Suche nach den eigenen Wurzeln begeben und zusammen mit dem Team der uzwei eine Ausstellung im Dortmunder U konzipiert. Stadt Dortmund / Roland Gorecki

Die Ausstellung „Roots in Motion“, die noch bis zum 5. Oktober auf der „uzwei“ im Dortmunder U zu sehen ist, macht deutlich, dass die Wurzeln von Menschen mit Migrationshintergrund nicht standortgebunden, sondern allgegenwärtig sein können. „Wir tragen Afrika immer noch in uns, obwohl wir in Deutschland leben“, sagt Desire. Sie gehört zur Jugendgruppe des Vereins Kameruner Ingenieur:innen und Informatiker:innen Ruhrbezirk (VKII), die das Projekt auf die Beine gestellt hat. Die interaktive Ausstellung zeigt die Perspektiven der Jungendlichen auf Identität und Heimat.

Ausstellung überwindet eine Hemmschwelle für Schwarze Menschen

„Das Projekt entstand aufgrund unserer Nachbarschaft und einiger vorherigen Kooperationen des Vereins VKII mit dem Dortmunder U“, erklärt Matel Ba, eine der Projektleiter:innen. Mehr als ein Jahr Arbeit haben sie alle investiert und Ba findet, es sei ein „großer Gewinn für die Community“, da es einen Zugang zu einer kulturellen Institution eröffnet hat, den es für Schwarze Menschen oftmals nicht gibt.

Zu sehen ist ein Foto von Matel Ba
Matel Ba, eine der Projektleiterinnen von Roots in Motion. Angelina Antik | Nordstadtblogger

„Schwarze Menschen gehen nicht einfach so in Weiße Institutionen“, sagt Ba. Das läge oft an den Eintrittspreisen oder einem Mangel an Aufklärung über die Angebote. Diese Hemmschwelle soll durch die Ausstellung überwunden werden. Sie soll aber noch viel mehr sein als ein Begegnungsort für Menschen mit afrikanischen Wurzeln. Matel Ba betont den gemeinsamen Nenner, auf den die Mitglieder aus rund fünfzehn verschiedenen Ländern kommen wollten.

Auch Desire, ein Mitglied der Jugendgruppe, unterstreicht dieses Ziel und erzählt vom Konkurrenzverhalten zwischen den afrikanischen Ländern: „Wir haben immer das Gefühl, dass wir die Besten sind. Aber wir wollten zeigen, dass es eigentlich nicht so einen krassen Unterschied zwischen uns gibt“, sagt sie. Die Ausstellung hilft also sowohl Schwarzen Menschen als auch allen anderen Communities, Vorurteile über afrikanische Kulturen abzubauen.

Suche nach Gemeinsamkeiten spiegelt sich an den Stationen wider

Eines der Themen, mit denen sich die Jugendlichen beschäftigt haben, ist das Essen: „Essen ist ein sehr großer Teil von Afrika“, erklärt Anna, die ebenfalls Mitglied der Jugendgruppe ist. Die Soulfood-Station zeigt eine Reihe verschiedener Fotos von der Ernte bis zum Kochprozess in Afrika. Nebenbei laufen Videos und Interviews, die sich mit der Entstehung der afrikanischen Gerichte beschäftigen.

Zu sehen ist eine Fotostrecke
Anna zeigt die Fotostrecke in der „Soulfood-Station“. Javad Mohammadpour für Nordstadtblogger.de

In den Videos sind unter anderem auch die Mitglieder der Jugendgruppe zu sehen, die im Rahmen des Projektes auch nach Kamerun geflogen sind. Hier haben sie Rezepte und Mahlzeiten kennengelernt und erkannt, wie klein die Unterschiede zwischen den verschiedenen Ländern manchmal sind. Die Besucher:innen können die auf kleinen Podesten stehenden Gewürze kennenlernen, die in den traditionellen Gerichten verwendet werden.

Die Kunst-Station bietet unter anderem Kunstwerke des kongolesischem Künstlers Eddy Ekete und des Kollektivs „Ndaku ya la vie est belle“. Fotos und Objekte aus Altmetall, Plastikmüll oder Zigrattenkippen verweisen auf das Müllproblem in Afrika und stehen für Umweltbewusstsein und Konsumkritik. Viele von den Kunstwerken wurden auf dem afrikanischen Kontinent hergestellt und für die Ausstellung nach Deutschland gebracht, erklärt die Projektleiterin.

An den Wänden werden darüber hinaus bekannte Persönlichkeiten wie die Erfinderin und Ärztin Dr. Patricia Bath mit Informationen zu Leben und Werk vorgestellt.

Kreativität in afrikanischen Gewändern und Beats verarbeitet

Zwei bunte Tücher, die an die Decke drapiert sind, fallen schon beim Reingehen auf – sie gehören zur Mode-Station. In einer Fotoreihe zeigen die Jugendlichen als Models, wie die Tücher gebunden werden können. Daneben sind noch weitere traditionelle afrikanische Gewänder zu sehen, die zu verschiedenen Anlässen und in den unterschiedlichen Ländern getragen werden.

„Ich finde es einfach wichtig, seine Kultur weiterzutragen“, sagt Desiree, denn in Deutschland könne man schnell die eigene Kultur verlieren. Sie möchte auch andere Afrikaner:innen, die in Deutschland leben, ermutigen zu bestimmten Anlässen, wie Geburtstagen, weiterhin ihre traditionelle Kleidung zu tragen.

Ausstellungsansicht, afrikanische Gewänder und Modefotos
Up-Cycling-Kunst, professionell inszenierte Mode oder Food-Fotos, die traditionelles Essen zeigen: Die Ausstellung bietet einen breiten Blick auf die „Roots in Motion“. Stadt Dortmund / Roland Gorecki

In der Musik-Station können selbstgeschriebene Lieder mit den dazugehörigen Musikvideos der Jugendlichen angesehen und über Kopfhörer angehört werden. An einer „Create your beat“-Station bekommen Besucher:innen außerdem die Möglichkeit aus afrikanischen Beats, die durch traditionelle Musikinstrumente erstellt wurden, eigene Rhythmen zu kreieren. Bilder und Informationstexte zu den jeweiligen Instrumenten sind ebenfalls ausgestellt.

Dadurch kann die westafrikanische Musikszene erkundet werden, die auch schon Einfluss auf die westliche Pop-Musik Szene nahm, erzählt ein weiteres Mitglied der Youth Group. Hier wird sich mit der Frage „Was ist überhaupt afrikanische Musik?“ beschäftigt.

Ein Gedicht, dass bei vielen Menschen Resonanz findet

Nachdem die Besucher:innen all die bunten Wände, Videos und bestickten Tücher gesehen haben, finden sie in einer Ecke auch etwas zum nachdenken: das vorerst womöglich unscheinbar wirkende Gedicht „Der Junge aus der Nordstadt“. Es handelt von der sozialen Ausgrenzung eines Schwarzen Jungen und den Folgen.

Desire zeigt ein Gedicht
Desire präsentiert das Gedicht „Der Junge aus der Nordstadt“ Javad Mohammadpour für Nordstadtblogger.de

Das Gedicht beschreibt seine Gefühle und bringt mit der Außensicht dann eine weitere Perspektive ein. Der Text beschreibt, wie durch einen Augenkontakt eine Verbindung zwischen dem Außenstehenden und dem Schwarzen Jungen entsteht.

„Es zeigt, wie wir Schwarzen uns in Deutschland fühlen“, sagt Desire. „Auch wenn unsere Kleidung bunt und prachtvoll aussieht, ist das auch noch unsere Realität.“ Den Leser:innen wird deutlich, dass die negativen Erfahrungen nicht einzigartig sind. Was für andere extrem oder übertrieben wirken könnte, sei für Schwarze Menschen Alltag, so Desire. Das Besondere an der Ausstellung ist, dass sie auch die Schattenseiten ihrer Erfahrungen nicht versteckt, sondern beleuchtet.

Weitere Informationen:

  • „Roots in Motion“: Eine Ausstellung über Herkunft, Verbundenheit und kreativen Austausch – vom 4. Juli bis 5. Oktober, Dortmunder U, Etage uzwei
  • Zur Ausstellung gibt es ein Rahmenprogramm mit Musik, Hair Braiding-Workshop und Afro Food Festival am Dortmunder U. Link: aufderuzwei.de
  • Das gesamte Ferienprogramm des Dortmunder U (vom 14. Juli bis 26. August) kann unter folgendem Link angesehen werden. www.dortmunder-u.de/ferienprogramm

Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!

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