Inflation als Dauerthema: Geldentwertung verharrt auf hohem Niveau

Wer arm ist, wird noch ärmer: Sozialforum bittet um Dokumentation überzogener Teuerungen

Das Sozialforum macht – hier gemeinsam mit dem DGB – seit Jahren auf zu geringe Regelsätze bei Hartz IV bzw. Bürgergeld aufmerksam.

Die Geldentwertung verharrt auf hohem Niveau. Im Februar hat sie 8,7 Prozent betragen, für März wird laut Statischem Bundesamt ein Wert von 7,4 Prozent erwartet (jeweils gegenüber dem Vorjahresmonat). Was bedeutet: „Jeden Tag ist unser Geld ein bisschen weniger wert. Jeden Tag können wir uns dafür ein bisschen weniger kaufen. Das wird auch durch Lohnerhöhungen nicht wettgemacht. Im vergangenen Jahr betrug die Inflation durchschnittlich 7,9 Prozent. Damit verbunden war – das dritte Jahr in Folge – auch ein beträcht­licher Reallohnverlust“, kommentiert das Sozialforum Dortmund.

In Dortmund sind über 100.000 Menschen auf Unterstützung angewiesen

Deswegen unterstützt das Sozialforum Dortmund mit dem Bündnis „Genug ist genug“ die Gewerkschaft ver.di im aktuellen Tarifkampf um höhere Löhne. „Besonders wichtig ist aus unserer Sicht eine Entlastung der unteren Lohngruppen durch eine tabellenwirksame Festbetragserhöhung. Man kann nur hoffen, dass sich die Belegschaften nicht mit einer steuerfreien Inflationsausgleichszahlung abspeisen lassen, denn es ist mehr als unwahrscheinlich, dass Preise und Mieten ,nach dem Krieg‘ wieder auf ihr altes Niveau zurückkehren werden“, heißt es in einer Stellungnahme.

Auch Sozialleistungsbezieher:innen bräuchten dringend weitere Entlastung. Allein in Dortmund sind es über 100.000 Menschen, die in oder am Rande von Armut leben – darunter rund 30.000 Kinder. „Die nominelle Anhebung des monatlichen Eck-Regelsatzes bei Hartz IV/Bürgergeld und Grund­sicherung Anfang 2023 um 11,8 Prozent (bzw. 53 Euro) ist von der Inflation längst aufgefressen. Real bewegen sich die gesetzlichen Leistungssätze heute bestenfalls auf dem – auch damals schon unzureichenden – Kaufkraftniveau von 2021“, so das Sozialforum.

„Mit 502 Euro kommt man, das zeigt ein Blick auf die Preisschilder in den Supermärkten oder die jüngste Stromrechnung, kaum durch den Monat. Wer das in Zweifel zieht, mag es selbst einmal ausprobieren. Der Paritätische hat nachgerechnet: Wenn man die offizielle Bedarfsberechnung um alle statistischen Tricks und willkürlichen Streichungen bereinigt, müssten bei einem Allein­stehenden heute statt der 502 Euro eigentlich 725 Euro zur Auszahlung kommen“, rechnet das Bündnis vor.

Sozialforum will besonders drastische Fälle von Teuerungen öffentlich dokumentieren

„Die Bundesregierung agiert mit Durchhalteparolen und Sparappellen an die Verbraucher. Doch wir wollen uns mit den gewaltigen Preissprüngen – gerade bei lebensnotwendigen Gütern wie Nahrungsmitteln und Energie – nicht abfinden. Während die einen kaum ein noch aus wissen, und die ehrenamtlichen Tafeln dem immer größeren Andrang nicht mehr gewachsen sind, verdienen sich andere – namentlich Lebensmittelkonzerne, Energiekonzerne, Mineralölkonzerne und natürlich Waffenproduzenten-  im Schatten der Ukraine-Krise eine goldene Nase“, machen die Aktivist:innen deutlich.

„Deswegen haben wir beschlossen, besonders drastische Fälle von Teuerungen öffentlich zu dokumentieren. Das Sozial­forum bittet die Bevölkerung dabei um Mithilfe. Wer solche Fälle kennt und sie mit alten (vor Februar 2021) und aktuellen Kassenzetteln oder Rechnungen belegen kann, möge uns diese doch bitte über sofodo-postfach@free.de zur Verfügung stellen“, so das Dortmunder Sozialforum.

Unterstütze uns auf Steady

Mehr zum Thema bei nordstadtblogger.de:

Kaufkraftverlust: Viele der 13.000 Unternehmen in Dortmund zahlen keine Inflationsprämien

Fachkräftemangel, Kriegsfolgen, Energiekrise und Inflation fordern die Belegschaften heraus

Weckruf: Inflation und Energiekrise treffen die Menschen in Armut mit besonderer Härte

Wegen der hohen Inflation: Allein die Haushalte in Dortmund verlieren 286 Millionen Euro

Print Friendly, PDF & Email

Reaktionen

  1. juergen

    Was ist Armut ?

    Was ist sie A.U.C.H. ?

    Sie ist auch :

    In Hörde machen zu :

    Die Bäckerei Brinker am Phoenix – See,
    Der Optiker Apollo,
    Ein Klein-Hotel mit “ alter Gaststätte “
    Die Filiale einer “ kleinen “ Baumarktkette HAMMER.

    AUCH das ist Armut.

    FInden sie mal einen Metzger in Ihrem Stadtteil ! NOCH EINER DA ?
    NOCH ein SCHUH-HÄNDLER da ?
    Noch ein Fernseh-Techniker-Laden ?

    Kneipe ? Oder nur noch “ Besser-Verdiener “ Restaurant(s) / -Kette “ ?

    Hat Ihr Stadt-Teil nur noch “ 1-Euro “ ( sind jetzt 1 Euro 10 ) oder Tedies ?
    Ein Taschen und Lederwaren-Laden ?

    Sind SIE (!!)
    nicht mehr in der Lage auf dem Markt frischen Back – Fisch zu kaufen, obwohl SIE ( !! ) prächtig verdienen ??

    WEIL die Fischhändler sich von IHNEN ( !! ) allein nicht mehr ernähren können ?

    AUCH DAS
    ist Armut.

    Karstadt ist weg !!??
    SIE ( !! ) konnten doch da auch mal ne Hose anprobieren und kaufen !

    JA ! DIe Anderen aber NICHT MEHR – SEIT JAHREN.

    AUCH DAS
    ist Armut.

    mfG

  2. Immer mehr Ältere leben von der Hand in den Mund (PM Senioren-Union Dortmund)

    Die Senioren in der Dortmunder CDU schlagen Alarm: „Viele Rentner wissen nicht
    mehr, wie sie ihre Rechnungen für Miete, Heizung, Strom und Lebensmittel
    bezahlen sollen und leben von der Hand in den Mund, warnt die Senioren-
    Union vor zunehmender Altersarmut in Deutschland. Die hohen Preise
    durch die Inflation fressen niedrige Renten auf“, sagt Dr. Martin Hofmann, der
    Kreisvorsitzende der Senioren-Union in Dortmund, und reagiert damit auf neue
    Zahlen des Statistischen Bundesamtes, wonach im Jahr 2023 fast 700 000 Rentner
    auf Hilfe vom Sozialamt angewiesen sind. Innerhalb eines Jahres ist die Zahl der
    Bezieher von Grundsicherung um 15 Prozent auf diesen Höchstwert gestiegen.
    Wenn fast jeder fünfte Rentner von Armut betroffen ist, wird das zu einer
    sozialen Zeitbombe, heißt es bei der Senioren-Union. Hinzu komme eine hohe
    Dunkelziffer, weil viele Ältere nach einem arbeitsreichen Berufsleben aus
    Schamgefühl nicht zum Sozialamt gehen. „Eine angemessene Hilfe – ähnlich
    gestaltet wie der für Arbeitnehmer mögliche steuerfreie Inflationsausgleich –
    sollte hier greifen, damit ältere Menschen auch über die Runden kommen“, schlägt
    die Senioren-Union vor.

Reaktion schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert