
Von Susanne Schulte
„Zukunft der Demokratie“ heißt die öffentliche Veranstaltung am 8. Mai im Keuning-Haus anlässlich des Kriegsendes vor 80 Jahren. Gesprächsrunden, Info-Stände, der Film „Nordstadt unterm Hakenkreuz“ sowie die Fotos der Ausstellung „Nordstadtansichten – zerstört und wieder aufgebaut“ geben Rückblick auf die Folgen von Krieg und Terrorherrschaft und Ausblick auf die vielen Möglichkeiten der Demokratie. Diese „ist nicht selbstverständlich – sie muss gelebt, verteidigt und weiterentwickelt werden“, heißt es in der Ankündigung.
Alte Überzeugungen blieben im neuen Deutschland bestehen
Die Organisator*innen, Mitglieder der Bezirksvertretung Innenstadt-Nord, Mitarbeiter*innen des Keuning-Hauses und verschiedener Vereine und Initiativen, haben den Titel mit der Unterzeile „80 Jahre auf dem Weg zu Vielfalt, Freiheit und Verantwortung“ bewusst gewählt.

Nachdem der Zweite Weltkrieg mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht endete, wurde nicht für alle alles gut. Trotz Grundgesetz und erneuter Start als Demokratie blieben alte Überzeugungen im neuen Deutschland bestehen – bis heute.
Immer noch kämpfen gesellschaftliche Gruppen wie Jüd*innen, Homosexuelle, Sinti und Roma, Menschen mit Behinderungen und viele andere um ihre gleichberechtigte Anerkennung.
Viele Vereine und Initiativen wollen mit den Gästen ins Gespräch kommen
Um miteinander ins Gespräch zu kommen, ist ein ganztägiges Programm zusammengestellt worden. Am Vormittag nehmen angemeldete Jugendlichen aus Schulklassen der Nordstadt an Workshops teil, in denen sie sich unter anderem mit Geschichte beschäftigen und mit dem Entstehen und Erkennen von Falschmeldungen.

Am Nachmittag um 15 Uhr möchten die Mitglieder vom Bündnis gegen Rechts, vom Friedensforum, vom Förderverein Gedenkstätte Steinwache/ Internationales Rombergpark-Komitee, von der Jüdischen Kultusgemeinde, vom Jugendring, vom Verein Romano Than, vom Dachverband SLADO und von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten sich mit den Gästen unterhalten.
Vorführung des Films „Nordstadt unterm Hakenkreuz“

Die Bezirksbürgermeisterin der Nordstadt, Hannah Rosenbaum, begrüßt sowohl morgens wie nachmittags die Besucher*innen. Die Schüler*innen sind zu Mittag zu einem Imbiss eingeladen, die Nachmittagsgäste können sich bei Kaffee und Kuchen zusammensetzen.
Gegen 16 Uhr soll der Film „Nordstadt unterm Hakenkreuz“ starten, den die Videogruppe der SPD 1989 aufgenommen hat und der damals auch im Offenen Kanal Dortmund zu sehen war. Reinhold Giese, ehemaliger Nordstadt-Bürgermeister und für den Dreh des Films verantwortlich, wird vor Ort sein und auf Wunsch etwas zur Entstehung des Videos erzählen.
Fotoausstellung „Nordstadtansichten – zerstört und wieder aufgebaut“

Die Fotoausstellung „Nordstadtansichten – zerstört und wieder aufgebaut“ zeigt Bilder der zerbombten Nordstadt von Anfang der 1950er Jahre, die das Katasteramt damals aufgenommen und mit genauen Adressenangaben versehen hat. Felix Bergmann vom Stadtarchiv suchte diese für die Veranstaltung heraus.
Diesen Fotos werden die heutigen Ansichten gegenübergestellt. Wer am 8. Mai nicht die Möglichkeit hat, die Veranstaltung zu besuchen, kann sich die Bilder auch später noch ansehen. Die Ausstellung hängt bis Ende des Monats im Keuninghaus.
Zum Abschluss des Aktionstages spielt die Keuning-Band
Bis 18 Uhr soll dieser Teil der Veranstaltung dauern. Zum Schluss wird es dann noch musikalisch. Die Keuning.Band spielt zum Abschluss des informativen Nachmittags.
Das Programm vorbereitet haben und zu Gesprächen bereit stehen unter anderen Micha Neumann, Gabi Brenner, Georg Deventer, Dagmar Stüber, Paul Klammer, Roxana Witt, Julia Rüding, Sylvia Dahlmann, Frank Groening, Fabian Karstens, Tatjana Herdt, Thomas Oppermann, Fatime Sahin, Laura Gallardo-Faz, Jasmin Rauer, Sandra Manowska und Levent Arslan.
Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!
Reaktionen
80 Jahre Kriegsende: Stadt Dortmund lädt zum Nachdenken über die Erinnerungskultur ins Rathaus (PM)
„Geschichte begreifen – für die Zukunft handeln“ – unter diesem Motto steht die zentrale Veranstaltung, mit der die Stadt Dortmund an das Ende des Zweiten Weltkriegs erinnert. In diesem Jahr jährt es sich zum 80. Mal. Oberbürgermeister Thomas Westphal lädt dazu am Donnerstag, 8. Mai, 18 Uhr ins Rathaus (Friedensplatz 1).
Hauptredner in der Bürgerhalle ist der Historiker Prof. Jens-Christian Wagner. In seinem Vortrag „Geschichte begreifen – für die Zukunft handeln“ stellt er die Frage, wie eine zukunftsgerichtete Erinnerungskultur heute aussehen kann: Autoritäres Denken, Antisemitismus und Rassismus sind in ganz Europa und darüber hinaus auf dem Vormarsch. Rechtsextreme Parteien feiern Wahlerfolge; in einigen Ländern stellen sie bereits die Regierung oder stehen kurz davor. Zugleich tobt in der Ukraine der russische Angriffskrieg. Liberale Demokratien stehen weltweit unter Druck. Wie kann vor diesem Hintergrund die Auseinandersetzung mit den NS-Verbrechen unseren ethisch-politischen Kompass schärfen?
Jens-Christian Wagner ist Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora und Professor für Geschichte in Medien und Öffentlichkeit an der Universität Jena.
Zuvor liest Schauspieler Raphael Westermeier aus Fritz Henßlers Bericht „Todesmarsch und Befreiung“. Der spätere Dortmunder Oberbürgermeister (1946 bis 1953) gehörte zu den tausenden Häftlingen des KZ Sachsenhausen, die die SS kurz vor Kriegsende 1945 auf einen Todesmarsch schickte. Die Veranstaltung wird musikalisch begleitet von DORTMUND MUSIK. Die Moderation übernimmt Dr. Markus Günnewig.