„Nie wieder ist jetzt“: Dorstfeld gedenkt jüdischen Opfern der Pogromnacht auf dem Wilhemplatz

Die Zivilgesellschaft setzte ein klares Zeichen gegen den Antisemitismus

Gemeinsam wurde auch dieses Jahr am Wilhelmplatz in Dorstfeld den jüdischen Opfern der Novemberpogrome gedenkt. Foto: Helmut Sommer für Nordstadtblogger

Ein deutliches Zeichen gegen den wieder zunehmenden Antisemitismus setzte die Zivilgesellschaft in Dorstfeld anlässlich der Novemberpogrome von 1938. Gemeinsam erinnerten sie erneut auf dem Wilhelmplatz und am Mahnmal an die jüdischen Opfer in Dorstfeld und anderswo. Die Botschaft war dabei klar: „Nie wieder ist jetzt!“

Deutlicher Anstieg antisemitischer Vorfälle in Dortmund

Es sprachen Dortmunds 1. Bürgermeister Norbert Schilff, Astrid Cramer (Bezirksbürgermeisterin Innenstadt-West) und Rabbiner Avigdor Nosikov. Zwei Schüler:innen des Reinoldus- und Schiller-Gymnasiums leiteten um 15 Uhr den Beginn der Gedenkstunde musikalisch ein.

Bürgermeister Norbert Schilff hält am Wilhelmplatz eine Rede anlässlich der Gedenkfeier der Novemberpogrome Foto: Helmut Sommer für Nordstadtblogger.de

Im ersten Redebeitrag, sprach Bürgermeister Norbert Schilff über das jüdische Leben, welches, in Anbetracht der aktuellen Situation, Schutz benötige. Erinnerung sei Verantwortung und Verantwortung sei, mit Blick auf die wachsende AfD, aktueller denn je.

Dieses Wachstum „ist ein Warnzeichen dafür, wie schnell demokratische Werte brüchig werden können“. Menschlichkeit müsse immer über allem stehen. „Verweigerte Erinnerung ist Mord“, betonte er abschließend.

Bezirksbürgermeisterin Astrid Cramer bei Gedenkfeier der Novemberpogrome 1938
Bezirksbürgermeisterin Astrid Cramer richtet sich besonders an Schüler:innen und Jugendliche Foto: Helmut Sommer für Nordstadtblogger.de

Bezirksbürgermeisterin Astrid Cramer konkretisierte daraufhin die Gefahr für Personen jüdischen Glaubens, da es 2024 in Dortmund 75 antisemitische Vorfälle gab.

„Das ist ein Anstieg um 67% im Vergleich zum Vorjahr.“ In ganz NRW waren es 940 Vorfälle, eine Steigerung um 42%. Elf dieser Vorfälle ereigneten sich Schulen und Hochschulen in Dortmund. „Das sollte uns allen zu denken geben.“

Später wendete sie sich direkt an Schüler:innen und Jugendliche und ermutigte sie, nicht zu schweigen: „Zeigt Zivilcourage“. Danach bewirkte sie eine Minute der Stille, für alle Opfer, die durch Hass und Gewalt ihr Leben verloren haben.

„Die Ereignisse dürfen nicht in Vergessenheit geraten“

Anschließend legten sie einen Kranz am Mahnmal für die Dorstfelder Synagoge nieder. Danach sprach Avigdor Nosikov, Rabbiner der jüdischen Kultusgemeinde, und erklärte, wie wichtig es sei, „die Ereignisse nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Wir müssen aus den Ereignissen lernen“

Rabbiner Avigdor Moshe Nosikov unterstreicht wie wichtig es ist, zu erinnern. Foto: Helmut Sommer für Nordstadtblogger.de

«Nie wieder», sei nicht nur im Zusammenhang mit der Geschichte des Judentums und des Holocausts zu verstehen, sondern immer dann, wenn es um die Menschenwürde ginge und das Recht, in Frieden und Freude miteinander zu leben. „Und «Nie wieder» ist genau jetzt“, betonte der der jüdische Geistliche.

Im Anschluss folgte das Gebet durch den Kantor der jüdischen Kultusgemeinde Dortmund.

Mehrere Beiträge von Jugendgruppen und Schulen

Abschließend hielten auch Schüler:innen Beiträge zum Gedenken an die Pogromnacht. Der Stadtteilladen „wilma“ unterstrich, wie kostbar und zerbrechlich Freiheit sei. Es dürfe daher «nie wieder» geschwiegen werden, wenn andere Menschen verfolgt werden.

Die Emscherschule Aplerbeck erinnerte an die Worte von Margot Friedländer. Foto: Helmut Sommer für Nordstadtblogger.de

Die Martin-Luther-King-Gesamtschule legte weiße Rosen am Mahnmal nieder und betonte ebenfalls wie wichtig es sei, nicht zu schweigen. Man dürfe nicht wegsehen und müsse Verantwortung tragen.

Es wurde außerdem an Margot Friedländer erinnert, welche als eine der letzten Zeitzeuginnen dieses Jahr am 9. Mai starb. Die Emscherschule Aplerbeck zitierte sie: „Wir sind alle gleich. Es gibt kein christliches, muslimisches oder jüdisches Blut. Es gibt nur menschliches Blut.“ und „Was war, können wir nicht ändern, aber es darf nie wieder passieren“.

Organisationen setzten sich mit Projekten gegen Antisemitismus ein

Bereits vor der Gedenkfeier fand wieder ein Infotag auf dem Wilhelmplatz statt, wo sich mehrere Organisationen mit Ständen befanden, bei denen sich Interessierte zu Themen wie dem Nationalsozialsozialismus, die Erinnerungsarbeit und den Antisemitismus informieren konnten.

„Arbeitskreis gegen Rechtsextremismus“ hält Banner am Wilhemplatz Foto: Helmut Sommer für Nordstadtblogger.de

Vertretene Organisationen waren z.B. der „Arbeitskreis gegen Rechtsextremismus“ und „Omas gegen Rechts“.

Ihnen und sämtlichen Redner:innen dankte im Anschluss der Veranstaltung Ralf Stoltze, 2. Vorsitzender vom QUINDO e.V.,  für ihr ehrenamtliches Engagement.


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