
Sie rollen sich ein, sie geben keinen Laut von sich – und sie leiden oft im Verborgenen: Igel sind stille Opfer in vielen deutschen Gärten. Besonders jetzt im Spätsommer, wenn Hecken getrimmt, Rasen gepflegt und Beete aufgeräumt werden, häufen sich in Dortmund wieder die Fälle schwer verletzter Wildtiere. Die Arbeitsgruppe Igelschutz Dortmund e.V. schlägt angesichts der dramatischen Entwicklung Alarm: Immer mehr Igel werden durch elektrische Gartengeräte wie Mähroboter, Rasentrimmer, Laubbläser oder Kantenschneider so schwer verletzt, dass sie oft nur noch eingeschläfert werden können.
Ein Nacht- und Dämmerungsverbot für Mähroboter allein reicht nicht
„An dieser Situation hat sich seit Jahren leider nichts verändert“, sagt Marion Rautert, die Vorsitzende des Vereins. Woche für Woche erreichen die ehrenamtlichen Igelpflegerinnen – sogenannte Päpplerinnen – neue Notfälle. Allein bei einer Pflegerin mussten kürzlich sieben Igel in nur einer Woche erlöst werden.

Die Belastung sei enorm, sowohl organisatorisch als auch emotional. Denn die Verletzungen sind häufig entsetzlich: abgetrennte Gliedmaßen, aufgeschlitzte Köpfe, offene Wunden. „Steinchen, die von Laubbläsern aufgewirbelt werden, wirken wie Geschosse“, berichtet Rautert. „Viele Wunden erinnern an Schussverletzungen.“
Zwar wurde in Dortmund bereits ein Nacht- und Dämmerungsverbot für Mähroboter ausgesprochen – ein Schritt, den die Igelschützerin ausdrücklich begrüßt.
Doch andere Geräte mit rotierenden oder schneidenden Klingen bleiben weiterhin eine unterschätzte Gefahr. Igel schlafen tagsüber in Büschen, Hecken, hohem Gras oder unter Sträuchern – also genau dort, wo die meisten Gartenarbeiten stattfinden.
„Ein paar Minuten Aufmerksamkeit können ein Tierleben retten“
Sie können den Maschinen nicht rechtzeitig entkommen und werden häufig im Schlaf überrascht. Da sie bei Verletzungen keine Schmerzenslaute von sich geben, bleiben viele Unfälle zunächst unbemerkt „Manchmal schleppen sich die Tiere noch verletzt in Futterhäuser oder andere vermeintlich sichere Orte“, erzählt Rautert. Ein solcher Fall konnte kürzlich gerettet werden – doch für viele andere endet der Kontakt mit modernen Gartengeräten tödlich, irgendwo verborgen im Gebüsch.

Die Vorsitzende des Vereins appelliert daher eindringlich an alle Gartenbesitzer:innen und Mitarbeitenden in Grünflächenämtern: „Bitte werfen Sie vor dem Einsatz von Geräten einen Blick unter die Sträucher, ins hohe Gras oder in Stauden. Ein paar Minuten Aufmerksamkeit können ein Tierleben retten.“
Die Gefahr betrifft nicht nur Igel, die seit Kurzem auf der Roten Liste gefährdeter Arten stehen, sondern auch andere Wildtiere wie Frösche, Kröten, Blindschleichen oder Insekten. Wer einen verletzten Igel findet, kann sich unter der Notrufnummer 0231-175555 an die Aktiven der Dortmunder Igelschutzgruppe wenden.
Mehr Informationen: Infos zur richtigen Hilfe für Igel, zu Fundorten oder zur artgerechten Pflege gibt es auf der Webseite des Vereins: www.igelschutz-do.de sowie auf Instagram und Facebook.
Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!