Die Gewerkschaft NGG ruft Dienstag zum Warnstreik bei Lieferando in Dortmund auf

Die Tarifverträge für Zusteller:innen sind „längst überfällig“:

Das Foto zeigt einen Demozug
Die NGG ruft erneut zum Streik auf, um Druck auf das Lieferunternehmen „Lieferando“ zu machen. Karsten Wickern | Nordstadtblogger

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) ruft am kommenden Dienstag (5. August 2025)  zu einem Warnstreik beim Gastro-Lieferservice „Lieferando“ in Dortmund auf. Hintergrund ist die Weigerung des Lieferando-Mutterkonzerns „Just Eat Takeaway“, mit der NGG über einen Tarifvertrag für die rund 9.000 Beschäftigten zu verhandeln. Der Streik richtet sich auch gegen Pläne des Unternehmens, bis Jahresende 2.000 Vollzeitstellen abzubauen. Darüber hinaus droht ein wichtiger Bonus für viele Beschäftigte zu entfallen.

Gewerkschaft kritisiert Dumpingstrukturen bei Essenslieferant

Samir Boudih, Gewerkschaftssekretär aus der Region Dortmund, stellt klar, dass sich Lieferando den Forderungen nicht länger verschließen kann: „Seit über zwei Jahren stellt sich Lieferando taub. Gerade nach der hohen Inflation der letzten Jahre ist ein Tarifvertrag mehr als überfällig.“ Nun sei es an Lieferando, für eine faire und sichere Bezahlung der Beschäftigten zu sorgen.

NGG-Gewerkschaftssekretär Samir Boudih
NGG Gewerkschaftssekretär Samir Boudih Karsten Wickern | Nordstadtblogger

Die NGG fordert außerdem, dass Lieferando seine „Schattenflotte” einstellt. Dies setzt auch den Rückbau bereits bestehender Strukturen voraus. In der Vergangenheit hat Lieferando die Auslieferung verstärkt an Subunternehmen wie „Fleetlery“ übergeben.

Laut NGG wurden allein in Berlin bis zu 500 Stellen abgebaut. Aus Sicht der NGG besonders brisant: Ehemalige Lieferando-Beschäftigte seien unmittelbar von Subunternehmen kontaktiert worden. Ihnen wurde angeboten, zu deutlich schlechteren Konditionen für den neuen Arbeitgeber auszuliefern. Die NGG sieht darin den Versuch, arbeitsrechtliche Pflichten zu umgehen.

Wichtiger Bonus für Lieferfahrer:innen in Gefahr

Die NGG fordert, dass Lieferando keine Aufträge mehr an andere Lieferfirmen vergibt. Nun müsse die Bundesregierung handeln und die EU-Plattformrichtlinie endlich in verbindliches nationales Recht umsetzen.

Karsten Wickern | Nordstadtblogger

Neben den geplanten Entlassungen steht ein weiteres Thema im Zentrum des Streiks: der sogenannte Ordner-Bonus. Ein Bundestags-Gutachten kam schon im Sommer 2023 zu dem Schluss, dass Lieferunternehmen ihren Fahrer:innen keine Leistungsboni zahlen dürfen, die bei ihrer Arbeit ein Kraftfahrzeug führen.

Das könnte Fahrer:innen – im Firmensprech „Rider“ – dazu bringen, riskanter zu fahren. Betroffen ist etwa die Hälfte der Zusteller:innen. Laut NGG streicht Lieferando den Bonus zum 1. August, da es bisher keine tarifliche Einigung gibt. Boudih betont, dass viele Rider:innen diesen Bonus dringend benötigen, um von ihrem Job leben zu können.

Streikwelle weitet sich nun auch auf Dortmund aus

Nachdem bereits in Hamburg und Frankfurt am Main gestreikt wurde, ist nun Dortmund an der Reihe. Beschäftigte aus Bielefeld, Osnabrück und Münster werden sich beteiligen.

Karsten Wickern | Nordstadtblogger

Konkret gefordert werden unter anderem ein Tarifvertrag mit einem Grundlohn von mindestens 15 Euro, tarifliche Zuschläge um den Wegfall des Ordner-Bonus auszugleichen, sowie die Einstellung der Auslagerung, so Carolin Abel von der Gewerkschaft.

Die Demonstration am kommenden Dienstag beginnt um 12 Uhr vor der Lieferando-Niederlassung an der Geschwister-Scholl-Straße 18–20 und endet mit einer Abschlusskundgebung am Platz der Deutschen Einheit vor dem Fußballmuseum.


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