
Unter dem Titel „Die Zukunft wird heiß! Wer zahlt beim Klima drauf und wer gewinnt?“ laden die Evangelische Kirche in Deutschland, die Diakonie Deutschland und die evangelische Zukunftswerkstatt midi gemeinsam mit der Stadt Dortmund und weiteren Partnern zu einem Dialogforum in die Stadtkirche St. Reinoldi (Ostenhellweg 2) ein. Die Veranstaltung findet am 22. September, von 19 bis 21.30 Uhr statt. Der Eintritt ist frei – Austausch ausdrücklich erwünscht.
Unterschiedliche Perspektiven im Fokus
Das neue Veranstaltungsformat will Menschen mit unterschiedlichen Perspektiven und Positionen zum Thema Klima zusammenbringen und so einen Raum für offene, respektvolle und ehrliche Gespräche zur Klimakrise schaffen.
Im Zentrum stehen dabei auch unbequeme Fragen: Was ist uns die Rettung des Klimas wirklich wert – finanziell, sozial, politisch? Wer zahlt den Preis für die Klimakrise und für die Veränderung? Welche Zielkonflikte müssen wir aushalten? Und wie gelingt all das, ohne dass der gesellschaftliche Zusammenhalt auf der Strecke bleibt?
Den Auftakt der Veranstaltung bildet ein Podiumsgespräch mit Carla Hinrichs, Klimaaktivistin und Sprecherin der ehem. Letzten Generation, Christian Dürr, Bundesvorsitzender der Freien Demokratischen Partei (FDP) und Thorsten Schäfer-Gümbel, Vorstandssprecher der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ).
Raum für ehrlichen aber auch kontroversen Austausch
Im Anschluss kommen die Teilnehmenden in kleinen, bewusst vielfältig besetzten Gruppen ins Gespräch, so sollen persönliche, ehrliche und auch kontroverse Gespräche entstehen.

Der methodische Aufbau gewährleistet, dass alle zu Wort kommen, Grenzen werden benannt, und ein Awareness-Team ist ansprechbar. Das Dialogforum schafft Raum für echte Auseinandersetzung und unterschiedliche Perspektiven – abseits fertiger Positionen.
Durch den Abend führt TV-Moderator Peter Großmann (ARD). Den künstlerischen Rahmen gestalten das Theaterprojekt Klima-Monologe sowie der Musiker und Kabarettist Fabian Vogt. Der Eintritt ist frei. Für Imbiss und Getränke ist gesorgt.
Eine Initiative für Verständigung
Die Veranstaltung ist Teil der Initiative #VerständigungsOrte, mit der Kirche und Diakonie Raum für gesellschaftlichen Dialog schaffen und den Austausch über öffentliche Konfliktthemen in Deutschland voranbringen.
Veranstalter des Dialogforums sind neben der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Diakonie und midi auch der Evangelische Kirchenkreis Dortmund, das Institut für Kirche und Gesellschaft, die Stiftung Creative Kirche und zahlreiche weitere Partner – darunter die Stadt Dortmund, Parents for Future Dortmund, mehrere Hochschulen sowie die Evangelische Lydia-Gemeinde.


                    
Reaktionen
Peter Ofenbäck
Die Veranstaltung lief in sehr friedvoller Atmosphäre ab. Ein emotionaler Vortrag über einen Waldbrand in Kalifornien ergänzte den Abend. Auf dem Podium saß statt Thorsten Schäfer-Gümbel Ina Hommers für die GIZ. Christian Dürr bekannte sich zu seinem Engagement für das Klima, aber er kommt aus seinem spätkapitalistischen Weltbild nicht heraus. Carla Hinrichs wirkte sehr aufgeräumt und gar nicht extrem, eher wie die nachdenkliche Tochter aus gutem Hause. Ina Hommers lieferte den substanziellsten Beitrag, indem sie von ihrer Arbeit in Nigeria berichtete und wie sich die Klimakrise in Afrika auswirkt. Es wurden dann kleine Tischgruppen aus dem Publikum gebildet, in denen jeder seine Haltung zur Klimakrise äußerte. Aufgrund der Vorgaben kam es allerdings kaum zu Dialogen, sondern jeder durfte einen 5-minütigen Monolog halten. Für eine Diskussion blieb keine Zeit. In meiner Tischgruppe herrschte eine Stimmung zwischen verhaltenem Zorn und Resignation, weil jeder Menschen kennt, die sich dem Klimathema verschließen und einfach weiter machen wollen wie bisher. So wird es nichts mit der Klimawende. Den abschließenden Appell an die Hoffnung konnte ich leider nicht ernst nehmen.
Wo Klimaaktivistin und FDP-Chef einander zuhören Dialogforum in Dortmund förderte Verständigung zwischen gegensätzlichen Positionen zum Klimawandel (PM)
Am 22. September fand in der Dortmunder Stadtkirche St. Reinoldi das vierte Dialogforum der bundesweiten Initiative #VerständigungsOrte statt – mit dem provokativen Titel „Die Zukunft wird heiß! Wer zahlt beim Klima drauf und wer gewinnt?“. Rund 80 Teilnehmende tauschten sich in kleinen Gruppen über die drängendste Herausforderung unserer Zeit aus: die Klimakrise und die sozialökologische Transformation.
Nach einer kurzen Faktenorientierung durch Christian Müller, den Nachhaltigkeitsbeauftragten des Hauptsponsors der Veranstaltung, der Bank für Kirche und Diakonie, ging es beim Podiumsgespräch vor allem um die persönlichen Geschichten und Erfahrungen hinter den jeweiligen Positionen.
Carla Hinrichs, Klimaaktivistin und Sprecherin der Neuen Generation (ehemals Letzte Generation), berichtete davon, wie schon in ihrer Jugend das Versprechen, dass es ihrer Generation einmal besser werde, angesichts der Klimakrise zerbrach. Sie sprach davon, wie sie ihr Studium abbrach, um Klimaaktivistin zu werden, und wie eines Tages Polizisten mit gezogener Waffe in ihrer Wohnung standen und sie wegen Gründung einer kriminellen Vereinigung verhafteten.
Der FDP-Bundesvorsitzende Christian Dürr erzählte, wie ihn seine Faszination von marktwirtschaftlichen Lösungswegen dazu führte, seine Diplomarbeit über den internationalen Emissionshandel zu verfassen, und wie er auch mit seinen Kindern darüber im Gespräch ist.
Besonders eindrucksvoll war die globale Perspektive, die Ina Hommers von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit einbrachte – etwa durch ihre Erfahrungen in Nigeria und am Horn von Afrika, wo die Folgen der Erderhitzung bereits spürbar sind, aber teilweise auch heute schon Lösungen wie Energieversorgung durch dezentrale Photovoltaikanlagen entstehen.
Der durch den Abend führende TV-Moderator Peter Großmann (ARD) brachte die weit auseinander liegenden Perspektiven der Podiumsgäste in einen aufmerksamen und konstruktiven Austausch.
In den anschließenden Tischgesprächen konnten die Teilnehmenden – von jungen Menschen bis Senioren, von FDP-Mitgliedern bis Klimaaktivistinnen – in kleinen Runden ihre Meinungen und Geschichten teilen. Trotz mancher hitzigen Diskussionen war die Atmosphäre von Offenheit und respektvollem Zuhören geprägt.
Künstlerische Beiträge des Musikers und Kabarettisten Fabian Vogt und des Theaterprojekts Klima-Monologe, das die authentische Erzählung einer jungen Frau mitten in den verheerenden Bränden in Kalifornien Anfang 2025 eindrücklich in Szene setzte, verliehen dem Abend eine tiefere, emotionale Dimension. Am Ende des Dialogforums hielten die Teilnehmenden konkrete Hoffnungen für die Zukunft auf einer „Hoffnungswand“ fest.
„Das Ziel, die vielfältigen gesellschaftlichen Perspektiven zu Klimakrise und Transformation zu Wort kommen zu lassen und einen Raum für offenen und respektvollen Austausch zu schaffen, wurde erreicht“, resümierte Sigurd Rink, Referent bei der evangelischen Zukunftswerkstatt midi und Mitorganisator des Abends. „Trotz weit auseinanderliegender Positionen konnten die Teilnehmenden die verschiedenen Meinungen im Raum aushalten und einander ehrlich zuhören.“
Der Abend zeigte: Auch bei brisanten Themen sind Dialog und Verständigung möglich. Viele Teilnehmende bedankten sich nach dem offiziellen Ende für die bereichernde Erfahrung und blieben bei Imbiss und Getränken noch weiter im Gespräch.
#VerständigungsOrte ist eine Initiative der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Diakonie Deutschland und der evangelischen Zukunftswerkstatt midi (www.verständigungsorte.de).