Politisches Erdbeben: Die SPD Dortmund verliert erstmals seit 1946 den Chefsessel im Rathaus

Alexander Kalouti (CDU) gewinnt die Stichwahl gegen Thomas Westphal

Glücklicher Sieger: Alexander Kalouti (CDU) wird neuer Oberbürgermeister in Dortmund. Foto: Leopold Achilles für Nordstadtblogger

Dortmund bekommt einen neuen Oberbürgermeister: CDU-Kandidat Alexander Kalouti wird im November den Chefsessel im Rathaus beziehen. Mit rund 53 Prozent der Stimmen landete er vor Amtsinhaber Thomas Westphal, der eine bittere Niederlage eingestehen musste.

Stimmungen zwischen „Wahnsinn“ und „Götterdämmerung“

Die Wahlbeteiligung war mäßig: 36,11 Prozent der Wahlberechtigten machten von ihrem Wahlrecht Gebrauch. 52,92 Prozent der Stimmen holte der CDU-Kandidat. Doch schon lange bevor um 19.12 Uhr das letzte von 666 Ergebnissen aus den Stimmbezirken vorlag, zeichnete sich der Sieg Kaloutis ab. Der Vorsprung – nachdem ein Zehntel der Ergebnisse vorlag – wuchs langsam aber stetig.

Ergebnisse der OB-Stichwahl 2025 in Dortmund. Grafik: Erik Latos für Nordstadtblogger.de

Fast schon ungläubig verfolgten sowohl die SPD- als auch die CDU-Mitglieder die Aktualisierung der Ergebnisse. „Wahnsinn“, „Zeitenwende“, „das Ende einer Ära“ oder gar „Götterdämmerung“ war zu hören. Viele Begriffe wurden im Rathaus bemüht, als klarer war, dass Alexander Kalouti für die CDU das Dortmunder Rathaus gewonnen hat. Seit 1946 stellt die SPD den Oberbürgermeister – 2025 reißt nun diese Serie in der viel beschworenen „Herzkammer der Sozialdemokratie“. 

Als Redewendung bedeutet „Götterdämmerung” den Untergang, das Ende oder den Zusammenbruch einer Ordnung, einer Macht oder einer Ära – ähnlich einem Weltuntergang, aber nicht unbedingt des buchstäblichen Planeten. Doch für viele SPD-Mitglieder dürfte genau dies das dominierende Gefühl sein.

„Gespenst aus dem Süden mit dem Geldadel“ polarisierte

Gewinner Alexander Kalouti wie auch CDU-Parteichef Sascha Mader beschworen das Gemeinsame, dass man die Spaltung überwinden wolle und Gräben wieder zuschütten. Derer waren viele, nicht nur im Wahlkampf, neu entstanden.

SPD-Amtsinhaber Thomas Westphal muss abdanken. Foto: Leopold Achilles für Nordstadtblogger

Nicht zuletzt durch den bisherigen Amtsinhaber Thomas Westphal selbst, als dieser am Wahlabend der Kommunalwahl gegen das „Gespenst aus dem Süden mit dem Geldadel“ polterte. Gemeint war der parteilose OB-Kandidat Martin Cremer, der sich nicht zuletzt deshalb dazu durchrang, den CDU-Bewerber zu unterstützen. 

Das war keine Selbstverständlichkeit. Schließlich war die CDU selbst zunächst auch garnicht gut auf den unabhängigen Kandidaten zu sprechen gewesen, der das bürgerliche bzw. konservative Lager spaltete. Dies wurde bei den Wahlergebnissen im ersten Wahlgang deutlich. 

Wechselstimmung während des Stichwahl-Wahlkampfs

Doch nach der „Gespenstdebatte“ schlossen sich die Reihen im bürgerlichen und konservativen Lager. Martin Cremer und sein Team unterstützten in den letzten beiden Wochen offen den Wahlkampf von Alexander Kalouti und riefen auch zu dessen Wahl auf.

Im Wahlkampf Rivalen, während des Wahlkampfs zur Stichwahl „ziemlich beste Freunde“: Alexander Kalouti und Martin Cremer am Wahlabend im Rathaus. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger

Und auch andere Kritiker:innen – allen voran aus dem Lager der AfD – witterten Morgenluft. Diese Wechselstimmung war es wohl, die den SPD-Kandidaten letztendlich den Job kostete.

Die SPD-Erfolge waren aber schon längst keine Selbstverständlichkeit mehr. Die Ergebnisse lagen zwar stets über dem Bundestrend, doch im Vergleich zu früheren Jahrzehnten war die Partei nur noch ein Schatten ihrer selbst, auch wenn sie weiterhin die stärkste Fraktion im Rat stellt. 

Siege waren spätestens seit der vorletzten Europawahl, wo die SPD erstmals in Dortmund auf dem zweiten Platz landete, – nicht selbstverständlich. Dennoch wollten viele SPD-Funktionär:innen die ernste Lage nicht wahrnehmen.

Die SPD zeigt sich als gute Verliererin

Westphal zeigte sich – begleitet von Parteichef Jens Peick und SPD-Fraktionschefin Carla Neumann-Lieven – als guter Verlierer und gratulierte dem neuen ersten Bürger der Stadt zum Wahlsieg. Die SPD bleibt zwar stärkste Fraktion, muss sich aber nun mit mit einer völlig neuen Situation arrangieren.

Thomas Westphal (SPD) gratuliert Alexander Kalouti (CDU) zur gewonnenen Wahl. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger

Nach der Grün-Schwarzen Projektpartnerschaft in den vergangenen fünf Jahren, wo die SPD zwar auch stärkste Partei war, aber keine eigene Mehrheit hatte, muss sie sich nun darauf einstellen, auch ohne den Chefposten an der Spitze der mehr als 11.000 Menschen großen Verwaltung auszukommen. 

Am kommenden Dienstag muss der Wahlausschuss das offizielle Ergebnis der Stichwahl feststellen. Wird das Ergebnis der Stichwahl amtlich festgestellt, wird Alexander Kalouti am 1. November 2025 offiziell sein Amt als Oberbürgermeister antreten.

Die Amtszeit von Thomas Westphal endet am 31. Oktober 2025, da er am 1. November 2020 das Amt übernommen hat. Das dienstälteste Ratsmitglied wird Alexander Kalouti am 13. November in der konstituierenden Sitzung des Rates vereidigen und in sein Amt einführen.


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Reaktionen

  1. Bebbi

    Was macht den neoliberalen Kandidaten mit Abgrenzungsschwäche nach rechts und unklaren Finanziers (nach der Anzeige in den RN könnte man vermuten, er wäre Kandidat des Geldadels der Stadt – recherchiert hat das weder das Gastro-Zwangsversteigerungen-Falschparken-Fachblatt noch sonst wer) zu einem bürgerlichen Kandidat? Und was macht SPD, Grüne etc. unbürgerlich?

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