
Unter dem Motto „GENZ – deine Stimme zählt“ hat die Islamische Akademie NRW Jugendliche ins Reinoldium eingeladen, um mit OB-Kandidierenden über die anstehende Kommunalwahl zu diskutieren. Ziel der Veranstaltung war es, offene Diskussionen und Teilhabe an der Demokratie unter Jugendlichen zu fördern. In einer Podiumsdiskussion konnten die Jugendlichen mit Oberbürgermeister Thomas Westphal (SPD) sowie den OB-Kandidatinnen Fatma Karacakurtoglu (die Linke) und Katrin Lögering (Grüne) ins Gespräch gehen.
Die islamische Akademie als Förderer von Dialogen
Die Islamische Akademie NRW ist eine in Dortmund ansässige Kultur- und Bildungseinrichtung, die den interreligiösen Dialog zwischen Muslim:innen und Nichtmuslim:innen fördern möchte. Ein weiteres Anliegen ist es, muslimische Teilhabe an der Zivilgesellschaft zu stärken und eine offene Debattenkultur zu etablieren.

Zu Beginn gaben die beiden Comedians Mo Boubaker und Mohammed El Boujaddaini eine Comedy-Show. Anschließend trug eine Moderatorin der islamischen Akademie ein Gedicht über die Bedeutung der Stimmen junger Menschen bei Kommunalwahlen und ermutigte somit Jugendliche wählen zu gehen.
Darauf folgte eine Podiumsdiskussion mit dem Oberbürgermeister Thomas Westphal sowie den OB-Kandidatinnen Fatma Karacakurtoglu und Katrin Lögering.
Bezahlbarer Wohnraum als zentrales Thema der Podiumsdiskussion
In der Podiumsdiskussion standen hauptsächlich soziale Fragen, wie Bildungsgerechtigkeit, Antidiskriminierung oder Wohnraum im Mittelpunkt.

Zu Beginn ging es um die Frage nach bezahlbarem Wohnraum, insbesondere für Studierende und Auszubildende. Karacakurtoglu betonte, dass vor allem „bauen, bauen, bauen“ notwendig sei – möglichst in städtischer Hand, damit Mieten langfristig stabil bleiben.
Lögering knüpfte an eigene Erfahrungen als Studentin an und sprach sich für günstiges Wohnen in innenstadtnahen Lagen, mehr studentisches Wohnen über das Studierendenwerk und neue Azubiwohnheime aus.
Westphal verwies auf die Gründung einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft, die bereits den Bau von 800 Einheiten plane, von denen mehr als die Hälfte sozial gebunden sein soll.
Der Populismus der AfD als Besorgnis junger Dortmunder:innen
Eine Frage aus dem Publikum war, inwiefern der Zusammenhalt in Dortmund gestärkt werden könnte. Karacakurtoglu betont, dass die demokratischen Parteien in der Stadt eine klare Brandmauer gegenüber rechtspopulistischen Kräften wie der AfD ziehen.

Thomas Westphal verwies auf die Beschlüsse des Rates, keine Zusammenarbeit mit rechtsextremen Parteien zuzulassen und betonte die Notwendigkeit einer „wehrhaften Demokratie“.
Ebenso betonte Lögering eine notwendige Kompromisslosigkeit der AfD gegenüber. Hinter scheinbar harmlosen Kooperationen, wie dem Vorschlag nach einem neuen Spielplatz, stecke ihrer Ansicht nach stets die Strategie, die Demokratie von innen heraus zu schwächen.
Unstimmigkeit unter den OB-Kandidat:innen zum Thema Inklusion
Ein Jugendlicher thematisierte anschließend die Arbeits- und Lebenssituation von Menschen mit Behinderung, insbesondere in Werkstätten. Karacakurtoglu sprach sich für die Abschaffung solcher Einrichtungen aus und forderte, Unternehmen stärker in die Pflicht zu nehmen, behinderte Menschen regulär einzustellen. Zudem müsse das Schulsystem inklusiver werden, begleitet von besser geschultem Lehrpersonal.

Westphal widersprach deutlich: Werkstätte seien ein wichtiger Bestandteil der Inklusion, da sie vielen Menschen den Zugang zum Arbeitsleben erleichterten.
Zudem argumentierte Westphal, dass die einfache Aufnahme von behinderten Schüler:innen an reguläre Schulen in den meisten Fällen zu Ausgrenzung der behinderten Schüler:innen führe.
Dies zeige, dass vergangene Inklusionsversuche gescheitert seien. Daher sei es besser behinderte Kinder auf sonderpädagogische Schulen anzumelden, wo keine Ausgrenzung stattfinde. Er plädierte dafür, diese Einrichtungen auszubauen und zu verbessern, anstatt sie abzuschaffen.
Entgegen zu Westphal unterstütze Lögering die Ansicht von Karacakurtoglu Behindertenwerkstätte abzuschaffen und ein inklusiveres Schulsystem zu fördern. Zudem sprach sie sich für multiprofessionelle Teams in den Klassen aus, welche Schüler:innen mit besonderen Ansprüchen unterstützen sollen.
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Podiumsdiskussion: Mehr Mut, laut zu werden – wie Jugendliche sich politisch Gehör verschaffen