Nach zwei gescheiterten Tarifrunden machen Brauerei-Beschäftigte mit Warnstreiks Druck

Die Bierproduktion kommt vor „Vatertag“ kurzzeitig ins Stocken

Beschäftigte der Brauerei legten für vier Stunden ihre Arbeit nieder. Foto: Helmut Sommer für Nordstadtblogger.de

Die landesweiten Warnstreiks zahlreicher Brauereien haben am Dienstag (27. Mai 2025) auch Dortmund erreicht: Rund 200 Beschäftigte versammelten sich vor dem Werkstor der Actien-Brauerei (DAB) und legten für vier Stunden die Arbeit nieder. Anlass sind die von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten erhobenen Forderungen nach einer Lohnerhöhung für die Brauereibeschäftigten. In den bisherigen zwei Tarifverhandlungen konnte darüber keine Einigung erzielt werden. Die dritte und entscheidende Verhandlungsrunde ist für Mittwoch, den 28. Mai, angesetzt.

Forderung nach 6,6 Prozent mehr Lohn und 280 Euro monatlich beim Warnstreik

Die Feiertage rücken näher und damit auch wie gewöhnlich der Bierkonsum. Besonders an den „Spitzentagen“, wie die NGG sie betitelt, sind allein in Dortmund schätzungsweise bis zu 28,9 Millionen Mehrweg-Bierflaschen im Umlauf – also im Gebrauch, im Handel oder in Haushalten. Doch anders als erwartet befanden sich am Dienstag zahlreiche Beschäftigte der DAB nicht bei der Arbeit.

Frank Neumann (li.) und Torsten Gebehart (re.). Foto: Helmut Sommer für Nordstadtblogger.de

Stattdessen standen sie in gelben Warnwesten und mit Trillerpfeifen vor der Brauerei, um ihren Unmut über die aktuellen Ergebnisse der Tarifverhandlungen kundzutun.

„Wir stehen heute hier, weil wir gemeinsam ein starkes Zeichen setzen wollen für faire Löhne, für Respekt und für unsere Rechte” spricht Frank Neumann, stellvertretender DAB-Betriebsratsvorsitzender und Regionsvorsitzender der NGG Dortmund, zur Menschenmenge gewandt.

„Unsere Forderung ist klar und gerecht: 6,6 Prozent mehr Lohn und das für ein Jahr.“ Mindestens sollen aber alle Vollzeitbeschäftigten 280 Euro mehr pro Monat erhalten. Außerdem fordert die NGG eine monatliche Erhöhung von 130 Euro für die Auszubildenden. Dabei würden vor allem Beschäftigte von der Erhöhung profitieren, die nicht zu den besser bezahlten Kräften zählen, wie beispielsweise den Brauern, erklärt Torsten Gebehart, Geschäftsführer der NGG Dortmund.

Steigende Lebenshaltungskosten stellen die Beschäftigten vor finanzielle Herausforderungen

Grund für die Forderungen seien die steigenden Lebenshaltungskosten, die sich auch bei den Beschäftigten bemerkbar machen würden. „Die Preise steigen und das Leben wird teurer, das merkt jede Person von uns bei jedem einzelnen Gang in den Supermarkt” erklärt Auszubildende Carolin Abel.

Torsten Gebeharts (NGG) Ansprache beim Streik. Foto: Helmut Sommer für Nordstadtblogger.de

Obwohl die bisherigen Gespräche mit den Arbeitgebern laut Neumann, der selbst Mitglied der Tarifkommission ist, respektvoll und „in einem guten Ton“ verliefen, sind die Verhandlungsangebote für die Gewerkschaft alles andere als zufriedenstellend.

„Statt Kompromiss- und Verhandlungsbereitschaft mit den Arbeitgebern erfahren wir eine starre Haltung“, so Neumann. Nach Angaben der Gewerkschaft haben die Arbeitgeber bislang eine Lohnerhöhung von rund 2,2 Prozent für dieses Jahr und 2 Prozent für das kommende Jahr angeboten.

Für den stellvertretenden DAB-Betriebsratsvorsitzenden ist das Angebot nicht nur zu wenig, sondern liegt auch weit von den Forderungen entfernt, weshalb es so nicht akzeptiert werde.

Neumann bleibt trotz schwieriger Verhandlungen weitgehend optimistisch

Auch wenn die Verhandlungen für die Gewerkschaft weniger zufriedenstellend verliefen, zeigt sich Neumann dennoch optimistisch bezüglich der dritten Tarifverhandlung am 28. Mai zwischen der Gewerkschaft und der Arbeitgeberseite für die Tarifregion Rheinland/Westfalen. Zwar könne möglicherweise die 6-Prozent-Marke nicht erreicht werden, doch ist sich Neumann sicher, dass ein höheres Ergebnis als eine Erhöhung von 2,2 Prozent erzielt werden kann.

Die Tarifverhandlungen gehen am heutigen Mittwoch in die dritte Verhandlungsrunde. Foto: Helmut Sommer für Nordstadtblogger.de

Ein wesentlicher Grund für Neumanns Zuversicht ist der bereits durch die Streiks ausgeübte erhebliche Druck der Beschäftigten.

Neben Dortmund legten deshalb auch Beschäftigte der Kölner Brauereien Gaffel und Reissdorf sowie von Stauder in Essen zeitweise die Arbeit nieder. Am Montag folgten die Krombacher Brauerei und am Dienstag die Veltins Brauerei im Sauerland sowie Diebels in Issum.

Auch in Berlin, das nicht zur selben Tarifregion gehört, legten Beschäftigte für mindestens 24 Stunden ihre Arbeit nieder. Sollte es dennoch nicht zu einer Einigung kommen, schließt der stellvertretende DAB-Betriebsratsvorsitzende weitere Streikmaßnahmen bislang nicht aus.


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