Hoffnung für „DO IT“: Mehr Unterstützung für ehrenamtliche Vormünder von jungen Flüchtlingen wird Thema

Monika Neise (links) betreut die Vormünder. Sie musste ihre Stunden reduzieren und arbeitet stattdessen in der Asylverfahrensberatung. Foto: Alex Völkel
Monika Neise (links) musste ihre Stunden bei DO IT reduzieren und arbeitet stattdessen in der Asylverfahrensberatung.

Das Projekt „DO IT“ der Diakonie, welches die Ausbildung und Begleitung von ehrenamtlichen Vormündern für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UMF) zum Ziel hat, wird zwar weiter vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) gefördert. Allerdings steht nur noch etwa ein Viertel der Mittel zur Verfügung. Daher will sich die Politik nun mit dem Thema beschäftigen.

Förderung war ausgelaufen – Projekt lief nur noch auf Sparflamme

Im Frühjahr war die Förderung zunächst ausgelaufen. Das Projekt konnte nur noch auf Grund einer Spende weitergeführt werden – allerdings auf Sparflamme.

Durch den jetzt vom BAMF bewilligten Zuschuss reicht das Geld aber gerade noch für eine Viertel-Stelle – vorher waren es zwei halbe. Daher gibt es Forderungen, die Stadt möge in die Bresche springen.

Denn aktuell werden keine neuen Vormünder mehr qualifiziert und die Beratungszeit reduziert. Dabei stehen aktuell noch 50 Interessierte auf der Warteliste, die sich zu Vormündern ausbilden lassen und Flüchtlingen helfen wollen.

Rund 700 junge Flüchtlinge hat das Jugendamt aktuell in Obhut 

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Den Eingang zum BAMF in der Huckarder Straße – Vormünder begleiten die jungen Flüchtlinge durch das Asylverfahren. Fotos: Alex Völkel

Rund 700 junge Flüchtlinge hat das Dortmunder Jugendamt aktuell in Obhut genommen. Da die Minderjährigen ohne Eltern gekommen sind, genießen sie besonderen Schutz.

Um ihre Interessen zu wahren und für sie wichtige Entscheidungen – zum Beispiel über Schulbesuch, Unterbringung oder Krankenversorgung – zu treffen, bestellt das Familiengericht einen Vormund. Das können ehrenamtliche, Amts- oder Berufsvormünder sein.

Allerdings sind allen Beteiligten die Ehrenamtlichen am liebsten. Denn ein Amtsvormund muss sich um bis zu 50 Jugendliche kümmern. Im Frühjahr wurden in Dortmund durch 15 Amtsvormünder 250 minderjährige Flüchtlinge betreut. Die Stadt hat mittlerweile schon „aufgerüstet“: Vor einem Jahr gab es nur drei aktive Amtsvormünder.

Riesiger Bedarf an Vormündern – beeindruckendes ehrenamtliches Engagement

Der Bedarf an Vormündern ist riesig. Und die Arbeit der Ehrenamtlichen, die durch die Diakonie qualifiziert wurden, ist beeindruckend. „Es sind absolut engagierte Leute im Projekt“, betont  der frühere Superintendent Paul-Gerhard Stamm – selbst einer der Ehrenamtlichen.

Darunter seien erstaunlich viele Selbstständige: Ärzte, Juristen, Journalisten – aber auch Studierende, Theologen, Rentner, Fach- und Sozialarbeiter. „Sie sind angewiesen auf den Austausch und eine professionelle Begleitung“, so Stamm.

Qualifizierung und Begleitung ist für Ehrenamtliche sehr wichtig

BAMF Huckarder Straße_5434 - NSB
Das BAMF hat die Förderung für die Begleitung der UMF erst eingestellt und dann nur ein Viertel der ursprünglichen Höhe neu bewilligt.

Ohne Qualifizierung und Begleitung gehe es nicht, unterstreicht auch Dr. Till Kötter. Der Zahnarzt hat aktuell vier Mündel – insgesamt acht Jugendliche hat er schon bei ihrem Start ins neue Leben begleitet.

„Die Ausbildung nimmt Scheu und Hemmungen. Monika Neise und Ilda Kolenda haben uns sehr gut unterstützt“, betont Kötter. Die Unterstützung schütze vor Überforderung und sorge für Rückendeckung.

Bei Gericht, Jugendamt und Unterbringungseinrichtungen habe sich das Projekt einen hervorragenden Ruf erarbeitet. 80 Vormünder wurden seit 2012 ausgebildet und begleitet, 112 Mündel betreut. 45 Vormünder haben derzeit Jugendliche, für die sie Verantwortung tragen.

Fraktionen sehen den Wert der ehrenamtlichen Arbeit

Wie wichtig das Projekt ist, betonen viele Fraktionen. Christian Uhr, Geschäftsführer der SPD-Fraktion, will das Programm im Rahmen der Beratungen zur Situation der Flüchtlinge ergebnisoffen diskutieren: „Es ist schade und nicht hilfreich, dass es nicht mehr Förderung vom BAMF gibt.“

Klartext spricht Fatma Karacakurtoglu (Linke & Piraten): „Es ist lächerlich, dass der Bund die Gelder streicht, obwohl der Bedarf immer größer wird.“ Die Förderung des Bundesamtes reiche nur für 11,5 Stunden pro Woche.

„Wie vielen Menschen soll denn da geholfen werden? Das geht an der Realität in Dortmund völlig vorbei.“ Sie sieht daher dringenden Handlungsbedarf.

Antrag der Grünen zur Förderung des DO IT-Projekts kommt in den Fachausschuss

Die Grünen haben nun die Initiative ergriffen und einen Antrag für den Ausschuss für Kinder, Jugend und Familie in der kommenden Woche gestellt.

Solidarität mit Flüchtlingen standen im Mittelpunkt der Refugees Welcome Demo in Dortmund.
Viele Menschen wollen ehrenamtlich helfen – sie entlasten damit auch die öffentlichen Kassen.

„Wir wollen, dass die Verwaltung gemeinsam mit der Diakonie nach Möglichkeiten sucht, das Projekt zur Schulung von ehrenamtlichen Vormündern für junge Flüchtlinge im bisherigen Umfang sicherzustellen“, betont Fraktionssprecher Ulrich Langhorst.

Momentan kommen täglich etwa 20 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UMF) nach Dortmund. Nach Informationen des Familienministeriums NRW ist damit zu rechnen, dass die Gesamtzahl in diesem Jahr auf ca. 2400 steigen wird.

„Sie alle erhalten als gesetzliche Vertretung einen Vormund, die Zahl der Amtsvormünder des Jugendamtes reicht aber bei der gestiegenen Zahl nicht mehr aus. Deshalb gibt es die Notwendigkeit, verstärkt ehrenamtliche Vormünder zu gewinnen und zu schulen“, betont der Grüne.

Entlastung für Amtsvormünder – Vereinsvormundschaft keine Alternative

Durch das Projekt der Diakonie würden nicht nur die vorhandenen Amtsvormünder entlastet, durch das ehrenamtliche Engagement werden der Stadt auch Kosten erspart, weil kein zusätzliches Personal eingestellt werden müsse.

„Auch wenn die Verwaltung zusätzlich in Zusammenarbeit mit dem Sozialdienst Katholischer Frauen sowie der Arbeiterwohlfahrt den Aufbau von Vereinsvormundschafen plant, macht die Fortsetzung des Projekts der Diakonie in vielerlei Hinsicht Sinn. Es darf nicht aus finanziellen Gründen scheitern.“

Die bisherige Förderung des Projekts durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge ist inzwischen bis auf die Bewilligung von 19.500 Euro jährlich für die kommenden drei Jahre reduziert worden.

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