Benno Elkans letztes Werk: Was zu Lebzeiten nicht beendet werden konnte, kann nun im MKK besichtigt werden

Das virtuelle Werk von Benno Elkan "Mahnmal für diew wehrlosen Opfer des Bombenkrieges". Fotos: Joachim vom Brocke
Das virtuelle Werk von Benno Elkan „Mahnmal für die wehrlosen Opfer des Bombenkrieges“.

Von Joachim vom Brocke

„Eine Ehre für einen großen Sohn unserer Stadt“, freute sich Klaus Wegener. Der Präsident der Auslandsgesellschaft verglich den Künstler Benno Elkan so: „Was Goethe für Weimar ist, ist Benno Elkan für Dortmund“. Wegener bedauerte, dass den auf den Tag genau vor 60 Jahren in London gestorbenen Künstler in Dortmund „nur sehr wenige kennen“.

Der Entwurf wurde zu Lebzeiten von Benno Elkan nie realisiert

Freunde und Förderer des Dortmunder Künstlers Benno Elkan.
Freunde und Förderer des Dortmunder Künstlers Benno Elkan. Fotos: Joachim vom Brocke

Gerd Kolbe, früherer Pressesprecher der Stadt, erinnerte daran, dass Benno Elkan 1895 „den ersten Dortmunder Fußballverein, den DFC 1895, gegründet hat“. Darüber hinaus gehörte sein Vater Salomon Elkan zu den Mitbegründern des Schachvereins.

Das letzte Werk von Benno Elkan kam genau am 60. Todestag (10. Januar 2020) des international renommierten Künstlers als virtueller Zuwachs in den Kunstbestand des Museums für Kunst und Kulturgeschichte (MKK): Das „Mahnmal für die wehrlosen Opfer des Bombenkriegs“.

Zu Lebzeiten konnte sein Entwurf nie realisiert werden. Freund*innen, Förderern, Wissenschaftler*innen und Netzwerker*innen ist es zu verdanken, dass das in Ausmaßen von neun Metern Breite und drei Metern Höhe geplante Werk nun ganz nah und intensiv betrachtet werden kann.

 Vom damaligen Modell gab es nur sieben Fotos 

Aus sieben aus dem Nachlass des Künstlers zur Verfügung gestellten Fotos von Enkelin Beryn Hammil, die in San Francisco lebt und an der Vorstellung teilnahm, entstand computergestützt das Mahnmal.

Nur wenige Zeichnungen standen den Computerexperten zur Verfügung.
Nur wenige Zeichnungen standen den Computerexperten zur Verfügung.

Es sei der Traum ihres Großvaters gewesen, dieses letzte Werk in seiner Vaterstadt verwirklicht zu sehen. Mit IT-Unterstützung entstand 2016 ein kreativer Prozess. Das Mahnmal sollte virtuell entstehen.

Obwohl es keine technischen Angaben gab, kaum unterschiedliche Perspektiven, gelang den Experten die Rekonstruktion. Mit Hilfe einer 3-D-Brille wird das Werk noch realistischer, noch anschaulicher. Es kann ganz nah und intensiv betrachtet werden.

Die Realisierung übernahm die Dortmunder viality AG mit Geschäftsführer Markus Rall und Unterstützung des Lehrstuhls für Graphische Systeme an der Fakultät für Informatik der TU Dortmund, Prof. Heinrich Müller. Projektträger war der Historische Verein für Dortmund und die Grafschaft Mark, großzügig unterstützt von der Sparkasse Dortmund.

Virtuelles Mahnmal steht im Eingangsbereich des Museums für Kunst und Kulturgeschichte

Das virtuelle Werk von Benno Elkan "Mahnmal für diew wehrlosen Opfer des Bombenkrieges". Fotos: Joachim vom Brocke
Das virtuelle Werk von Benno Elkan „Mahnmal für die wehrlosen Opfer des Bombenkrieges“.

Im Museum für Kunst und Kulturgeschichte steht das virtuelle Mahnmal ab sofort prominent im Eingangsbereich. Es ist Teil der Dauerausstellung und so für alle Besucher*innen kostenlos zu sehen. 

Benötigt wird dafür entweder eine Spezialbrille, die bei Führungen ausgegeben wird, oder ein modernes Smartphone bzw. Tablet, das im MKK ausgeliehen werden kann oder selbst mitgebracht wird und mittels QR-Code auf dieses Werk aktiviert wird. 

Am Dortmunder U erscheint das Mahnmal als virtuelle Kunst im öffentlichen Raum. Auf einer an der Westseite des U (am Abgang zum Restaurant „Emil“) verlegten Boden-Steinplatte befindet sich ein weiterer QR-Code, mit dessen Hilfe man sich das virtuelle Mahnmal direkt vor das Dortmunder U platzieren kann. Außerdem ist das virtuelle Mahnmal jederzeit und überall unter www.benno-elkan.de zu sehen, ergänzt durch viele weitere Informationen.

Grabmale auf dem Ostfriedhof in Dortmund zu sehen

Benno Elkan wurde 1877 in Dortmund als Sohn des Schneidermeisters Salomon Elkan geboren. Er besuchte das Stadtgymnasium und wurde zum Sprachenstudium auf ein Schweizer Internat geschickt. 

Benno Elkan vor der Menorah für die Knesset. Foto: Tamar Hayardeni, Quelle: Wikipedia
Benno Elkan vor der Menora für die Knesset. Foto: Tamar Hayardeni, Quelle: Wikipedia

Ab 1898 studierte er an der Königlich-Bayerischen Akademie der Künste in München (und gründet in dieser Zeit den 1. FC Bayern München mit), setzte sein Studium in Karlsruhe mit dem Schwerpunkt Bildhauerei fort. Seine ersten Aufträge waren Grabmale, die noch heute auf dem Ostfriedhof zu sehen sind.

Elkan lebte und arbeitete in Paris und Rom. Den Ersten Weltkrieg erlebte er in Polen und landete anschließend in Frankfurt / Main, wo er das großstädtische Kulturleben in den 1920er-Jahren entscheidend prägte.

Lebenswerk ist die Menora-Skulptur vor der Knesset

Elkan war 47 Jahre alt, als er Deutschland 1934 verlassen musste. Das Berufsverbot zwang ihn zur Emigration nach London. Der erzwungene Neuanfang dort fiel ihm nicht leicht. Erst ab 1936 nahmen die Aufträge wieder zu: Medaillen, Porträtbüsten und Leuchter für Kirchen wie die Westminster Abbey. 

In diesen Jahren entwickelte Benno Elkan seine Idee, einen großen siebenarmigen Leuchter, eine Menora-Skulptur zu schaffen – sein Lebenswerk. Der Leuchter wurde 1956 als Geschenk Großbritanniens an das israelische Parlament übergeben und steht noch heute vor der Knesset in Jerusalem.

 Weitere Informationen:

  •  Benno Elkan starb am 10. Januar 1960 in London. Im April 2016 widmete ihm die Stadt Dortmund die „Benno-Elkan-Allee“ am Dortmunder U.
  •  Der Künstler lebte mehr als 20 Jahre mit seinen Eltern an der Brückstraße. Heute befindet sich auf dem Gelände das Orchesterzentrum. Hier wurde am Freitag eine Gedenktafel enthüllt, die noch angebracht wird.
  •  Heike Regener von meineHeimat.ruhr.de bietet am 25. Januar, 22. Februar und 21. März zweieinhalbstündige Führungen an, die um 11 Uhr beginnen.
  •  www.benno-elkan.de
  • www.meineHeimat.ruhr
  • www.mkk.dortmund.de

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