Neue Serie „Hafengeschichte(n)“: Architektonischer Leuchtturm aus „alter Zeit“ – Das Alte Hafenamt

Altes Hafenamt - Nachtansicht
Das Alte Hafenamt bei Nacht. Fotos: Alex Völkel

Es soll eine „Landmarke“ werden, kein gewöhnliches Verwaltungsgebäude. Eher soll der Neubau, den Stadtbaurat und Architekt Friedrich Kullrich plant, den Charakter eines für die einfahrenden Schiffe weithin sichtbaren Leuchtturmes bekommen.

Einweihung der Landmarke beim Besuch von Kaiser Wilhelm II.

Luftbild Nordstadt mit Hafenamt
Das Alte Hafenamt von oben.

Also ordnet Kullrich an, das neue Dortmunder Hafenamt als Kopf der Verwaltung auf die leicht erhöhte Fläche am Ende des Kanalhafens zu erbauen. Am 11. August 1899 ist es soweit: Der aufwändig gestaltete Bau wird zusammen mit dem Hafen von Kaiser Wilhelm II. bei dessen Besuch in Dortmund offiziell eingeweiht.

Es ist ein markantes, zweigeschossiges Gebäude, das Kullrich entwirft. Mit Blick auf die Mündung des Dortmund-Ems-Kanals an der Nordseeküste lehnt sich der Architekt an die holländische Bauweise des 17./18. Jahrhunderts an. Er verklinkert das Gebäude mit kräftigem, rotem Ziegel und setzt ihm einen 38 Meter hohen Turm vor, dessen Spitze er mit einer Fahnenstange versieht.

Das Hafenamt soll die Stadt Dortmund repräsentieren, weshalb Kullrich einmal mehr auf die Symbole der reichs- und hansestädtischen Vergangenheit zurückgreift.

Der Mosaikboden im Erdgeschoss zeigt eine Hansekogge mit einem Segel, auf dem ein Adler, das Dortmunder Wappentier, den Widrigkeiten der Zeiten trotzt. Über dem Haupteingang prangen die Stadtwappen von Dortmund und Emden, die von Delphinen getragen werden, den Zugtieren Poseidons.

Das Kaiserzimmer: Ein repräsentatives „Empfangszimmer für Gäste der Stadt“

Altes Hafenamt - Innenansicht
Der Mosaikfußboden zeigt eine Hansekogge mit einem Segel.

Über dem Gesims des Portals wird eine Gedenkplatte aus Granit angebracht, die ein Bronzerelief von Wilhelm II. trägt.

Es soll nicht allein an den Kaiser-Besuch erinnern, sondern ebenso an die unmittelbare Reichszugehörigkeit Dortmunds im Mittelalter.

Das eigens für Wilhelm II. eingerichtete Kaiserzimmer mit dem Waschraum wird vom deutschen Staatsoberhaupt nie betreten – und gilt in der Folge offiziell als „Empfangszimmer für Gäste der Stadt“.

In den 50er Jahren erscheinen Türmchen und Giebel als nicht mehr zeitgemäß: Östlich des Schmiedinghafens soll ein neues, schlichteres Gebäude für die Verwaltung der Hafen AG und der Dortmunder Eisenbahn gebaut werden. Das Alte Hafenamt spielt bei den Überlegungen keine Rolle mehr, es soll abgerissen werden.

Abriss verhindert: Denkmalschutz rettete die markante Landmarke

Doch es kommt anders: Das weithin sichtbare Gebäude bleibt erhalten, wird von 1982 bis 1986 aufwändig restauriert, mit neuer Turmspitze versehen und unter Denkmalschutz gestellt.

Bis 1962 hat es als Sitz der Hafenverwaltung gedient, heutzutage finden sich in seinen Räumlichkeiten eine Anlaufstelle der Wasserschutzpolizei und ein Treffpunkt der Marinekameradschaft, und im Holz getäfelten Kaiserzimmer geben sich Paare bei Trauungen das Ja-Wort. Das Gebäude ist Teil der „Route der Industriekultur.“ Es gehört zu den letzten in Dortmund erhalten Bauwerken aus Wilhelminischer Zeit.

HINWEIS: Hafenbuch ist im Handel erhältlich

Der Text ist ein Auszug aus dem Buch „Der Dortmunder Hafen: Geschichte – Gegenwart – Zukunft“ . Das Buch ist im Aschendorff Verlag unter der ISBN-Nr. 978-3-402-13064-3 erschienen und für 24,80 Euro im Buchhandel erhältlich.

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