
Thomas Westphal (SPD) beging heute seinen letzten Tag als Oberbürgermeister. Mit diesem Tag enden auch offiziell 79 Jahre mit einem SPD-Oberbürgermeister an der Spitze der Stadt Dortmund. Bei seiner Verabschiedung ging es vor allem darum, die eigenen Erfolge herauszustellen. Die Frage, wie es überhaupt soweit kommen konnte, dass Westphal seinen Schreibtisch räumen musste, wurde ausgeklammert.
Thomas Westphal als Dortmunds „Herzschrittmacher“
Durch das Programm führte der Kabarettist Bruno Knust. Dieser gab den scheidenden Oberbürgermeister Tipps für seinen „Ruhestand“: „Hol dir so schnell es geht wieder einen Job.“

Als größte Errungenschaft von Westphals Amtszeit hob die Rektorin der Fachhochschule Dortmund Tamara Appel das neue Stadtmarketing hervor. Der neue Slogan der Stadt: „Die Einzige ihrer Art.“
„Ein bisschen klingt diese Marke so, als hätte Herbert Grönemeyer Dortmund eine Hymne geschrieben.“
Sie lobte Westphals als „Herzschrittmacher für Dortmund“ und dafür, sich in Diskussionen nie zurückgehalten zu haben. Er habe dafür gesorgt, dass „Dortmund nicht nur eine Zukunft hat, sondern sie aktiv gestaltet.“
Der „Party-Hengst“ von Dortmund nimmt seinen Hut

Der Präsident des Bundes für Schausteller und Marktkaufleute und SPD-Mitglied Patrick Arens lobte Westphals Begeisterung für Volksfeste und bedankte sich bei ihm, dass er immer ein „Freund der Kirmes“ war. Erinnerte an gemeinsame Zeiten in Lübeck, die die beiden verbinden würden.
Stadtdirektor Jörg Stüdemann erinnerte an die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Westphal im Verwaltungsvorstand und lobte ihn für viele „wichtige Richtungsentscheidungen“.

Dass im Wahlkampf „nur über Drogen“ gesprochen wurde, habe letztlich viele Erfolge der Amtszeit von Westphal überdeckt: vor allem sein Einsatz für Kinder, sozialen Wohnungsbau und einer Bildungsinfrastruktur für alle, hob Stüdemann hervor.
Außerdem sei er „der Party-Hengst“ von Dortmund, der sich in seiner Amtszeit wie kein zweiter für das Nachtleben in Dortmund eingesetzt habe – vom Nachtbeauftragten bis zur Aufhebung der Sperrstunde.
Westphal habe immer an seinen Ideen festgehalten und durchgesetzt, was wohl auch manchmal zu Diskussionen führte, wie sich Stüdemann süffisant erinnert. „Ich hab gesagt lass es, er hat es trotzdem gemacht“, soll Stüdemann unter anderem über Westphals Idee von einem neuen Stadtteil gesagt haben. „Passiert ist es dann trotzdem.“
Westphal verabschiedet sich – aber für wie lange?
„Diesen Moment habe ich dieses Jahr nicht vorgesehen, aber so ist am Ende die Demokratie“, erklärte Thomas Westphal, der in seiner letzten Rede als Dortmunder Oberbürgermeister allen gesellschaftlichen Akteur:innen für die gemeinsame Zusammenarbeit dankte.

Was Westphal in seiner Rede nicht ansprach, war eine kritische Auseinandersetzung mutmaßlicher Fehler der SPD oder Gründe weshalb es für ihn nicht für eine weitere Amtszeit gereicht hat.
So ganz verabschieden wollte sich Westphal dann doch nicht. Für ihn sei es weiterhin wichtig, sich für die Dortmunder Stadtgesellschaft zu engagieren, da die politische „Gesamtsituation viel zu drängend ist, als dass man sich einfach auf die Couch legen könnte.“

Bei der Verabschiedung Westphals waren alle Redner:innen um einen freundlichen Ton und um Optimismus bemüht. Dabei fiel umso mehr auf, dass Gründe für die Abwahl des SPD-Oberbürgermeisters, wenn überhaupt (Stichwort: „Geld-Adel aus dem Süden“) nur humoristisch von Bruno Knust alias „Günna“ gestreift wurden. Dieser empfahl ihm auch, doch vielleicht Stüdemann als Kämmerer zu beerben – dieser geht Ende März in Ruhestand.
Doch in die Karten blicken lassen wollte sich Westphal noch nicht. Was seine Ankündigung, sich weiter in Dortmund zu engagieren, für die Dortmunder Politik bzw. die Stadtgesellschaft bedeuten könnte, bleibt abzuwarten. Die Schlüssel für das Rathaus hat er abgegeben. Am Montag übernimmt Alexander Kalouti (CDU) sein Amt und seinen Schreibtisch.
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