
Mal schnell den Radweg in die falsche Richtung fahren, weil das so schön bequem ist? Leider handeln einige E-Roller- und Radfahrer*innen so. Und bringen sich selbst und andere in Gefahr. Polizei und Tiefbauamt wollen Geisterradler*innen in einer gemeinsamen Aktion zum Umdenken bewegen.
Viele vermeidbare Kollisionen – Signets wollen warnen
Rad- oder Scooter-Fahrer*innen, die auf der falschen Straßenseite unterwegs sind, riskieren Stürze oder Kollisionen mit denjenigen, die richtig unterwegs sind. Ein weiteres großes Problem: Autofahrer*innen rechnen in Einmündungsbereichen nicht damit, dass jemand mit hoher Geschwindigkeit von rechts auf dem Gehweg angerauscht kommt. Um Unfälle zu verhindern und die Zweiradfahrer*innen auf die richtige Straßenseite zu lotsen, werden Polizei und Stadt Dortmund jetzt kreativ – mit Sprühkreide in Neonpink und Neongelb.

„Daumen hoch“ zeigt an: Die Richtung stimmt, alles richtig, gute Fahrt! „Daumen runter“ bedeutet: Falsche Seite, bitte auf die andere Straßenseite wechseln! Jolanta Bialas, die neue Leiterin der Direktion Verkehr im Polizeipräsidium Dortmund, und Sylvia Uehlendahl, Leiterin des Tiefbauamts, im Einmündungsbereich Stollenstraße/Bornstraße haben selbst zu Sprühkreide und Schablone gegriffen.
„Unsere Unfallauswertung ergab, dass Radfahrer an dieser Stelle verunglücken, weil sie den Radweg verbotenerweise entgegengesetzt der Fahrtrichtung befahren. In der Folge kommt es zu vermeidbaren Kollisionen mit Fahrzeugführern beim Einbiegen und Kreuzen“, sagt Jolanta Bialas.
Sylvia Uehlendahl ist zuversichtlich, dass die leuchtend-bunten Bilder Wirkung zeigen: „Auch ganz einfache Mittel sind oft erfolgreich. Wir erhoffen uns, dass weniger Menschen mit ihrem E-Scooter oder ihrem Fahrrad auf der falschen Seite fahren, wenn sie den Daumen nach unten sehen. Die Bilder sind als Impuls gedacht, als freundliche Erinnerung“, so Sylvia Uehlendahl.
258 Unfälle im Bereich von Einmündungen und Kreuzungen
2024 kam es in Dortmund zu insgesamt 395 Verkehrsunfällen zwischen Rad und Pkw. Davon ereigneten sich 258 Unfälle beim Einbiegen, Abbiegen oder Kreuzen. 14 Radfahrer*innen wurden dabei schwer und 143 leicht verletzt. Eine Radfahrerin verunglückte tödlich. Die Leitende Polizeidirektorin Jolanta Bialas erklärt: „Damit machen diese beiden Unfalltypen mit 65 Prozent den größten Anteil der Verkehrsunfälle aus.“

In 78 Prozent der Fälle haben Kraftfahrzeugführende die Unfälle verursacht, weil sie die Vorfahrt der Radfahrer*innen missachteten. Viele dieser Unfälle hätten jedoch vermieden werden können, wenn sich die Scooter- und Radfahrer*innen an die vorgeschriebene Fahrtrichtung gehalten hätten.
Polizeihauptkommissarin Sarah Emde von der Dienststelle Verkehrsunfallprävention und Opferschutz richtet daher einen Appell ausdrücklich nicht nur an die Radfahrer*innen, sondern auch an die Kraftfahrzeugführer*innen: „Fahren Sie langsam an Einmündungen heran und seien Sie bremsbereit! Ganz besonders wichtig: Schauen Sie vor dem Abbiegen nicht nur nach links, sondern auch nach rechts!“
Und weiter: „Rechnen Sie im Einmündungsbereich vor dem Abbiegen damit, dass Rad- oder E-Scooter-Fahrer entgegen der Fahrtrichtung den Geh- oder Radweg befahren könnten. Denn dies ist an einigen Stellen durch entsprechende Beschilderung sogar erlaubt“, so Emde.
Wann ist das Radeln in Gegenrichtung erlaubt?
Radfahren entgegen der Fahrtrichtung ist nur dann zulässig, wenn der Radweg ausdrücklich für beide Richtungen freigegeben ist – das erkennen alle Verkehrsteilnehmer*innen an den entsprechenden Zusatzschildern. Fehlen diese, gilt: nur in Fahrtrichtung fahren – alles andere ist verboten und gefährlich.
Ein Überblick mit Beispielen, welche unterschiedlichen Regeln auf Geh- und Radwegen gelten, ist auf „Radverkehr verstehen – Regeln für ein gutes Miteinander“ auf dortmund.de zu finden.

Zusätzliche Sprühkreide-Daumen kommen an diese Standorte:
- Unionstraße/Übelgönne
- Möllerbrücke und Einmündung Kleine Beurhausstraße
- Gesamter Wallbereich (Außen- und Innenwall – jeweilige Einmündungen, an denen der Radweg nicht für Radfahrer*innen in beiden Richtungen freigegeben ist)
- Burgtor – westliche Seite in Richtung Innenstadt-Nord
- Ruhrallee – Landesbehördenhaus (westliche Seite)
- Ruhrallee – in Höhe Wilhelm-Crüwell-Straße
- Bornstraße, Höhe Bauhaus
- Bornstraße, Höhe WEZ Westfalen Einkaufszentrum
- Hohe Straße
- Wittekindstraße, Auffahrt B1 FR Bochum, für Radfahrer*innen in Richtung Innenstadt, die nicht in die Große Heimstraße (RS1) abbiegen


Reaktionen
petaaa
Sicher, an der Bornstraße stirbt man weil man auf der falschen Seite fährt, nicht wegen der katastrophalen Radinfrastruktur. Merken die eigentlich noch was?
Polizei Dortmund führt Schwerpunktkontrollen von E-Scootern in der Dortmunder und Lüner Innenstadt durch (PM)
Insgesamt 193 E-Scooter-Fahrerinnen und -Fahrer hat die Polizei Dortmund gestern (30.09.25, 10:00 Uhr – 18:00 Uhr) im Rahmen eines Schwerpunkteinsatzes kontrolliert. Das Ergebnis: 14 Strafanzeigen (unter anderem wegen Kennzeichenmissbrauchs oder Diebstahls), 7 Ordnungswidrigkeitenanzeigen, 130 Verwarngelder und 5 Blutproben wegen des Verdachts des Fahrens unter BtM-Einfluss.
Neben stationären Kontrollstellen vornehmlich in der Nähe der Dortmunder und Lüner Fußgängerzonen wurden im gesamten Stadtgebiet auch fahrende E-Scooter angehalten.
Gepaart war der Einsatz zur Verfolgung und Ahndung von Fehlverhalten aber auch durch präventive Arbeit. So konnten sich die Dortmunder Bürgerinnen und Bürger an einem Info-Stand der Verkehrsunfallprävention über die Gefahren des E-Scooter-Fahrens informieren.
Ursächlich für diese gezielte Maßnahmen ist die aktuelle Entwicklung der Verkehrsunfälle mit Personenschaden der Nutzer dieser motorisierten, kleinen Transportmittel.
Eine aktuelle Auswertung zeigt, dass im Zeitraum Januar bis August die Unfälle mit verletzten E-Scooter-Fahrern von 101 (Jan-Aug 2024) auf 113 (Jan-Aug 2025) also um 11,9 % gestiegen sind. Für Dortmund bedeutet das von 92 auf 96 (= +4,3 %) und für Lünen von 9 auf 17 (= +88,9 %). Diese Entwicklung ist umso auffälliger, da die generelle Anzahl von Verkehrsunfällen im gesamten Zuständigkeitsbereich der Polizei Dortmund zurzeit leicht rückläufig ist (von 18779 auf 17914 = -4,6 %).
Falsch geparkte und abgestellte E-Scooter sorgen immer wieder für Beschwerden und behindern nicht nur Verkehrsteilnehmer, sondern blockieren auch Rettungswege und Feuerwehrzufahrten.
Ein besonderer Treffer gelang den gemeinsamen Streifen bei den Kontrollen. Bei einem 30-jährigen Dortmunder wurde festgestellt, dass gegen ihn ein offener Haftbefehl bestand. Er wurde zur Vollstreckung der JVA zugeführt. Weitere Strafverfahren wurden eingeleitet, weil es sich eventuell um entwendete E-Scooter gehandelt haben könnte oder weil falsche oder gar keine Versicherungskennzeichen angebracht waren. In diesen Fällen lagen aber die besonderen Voraussetzungen der Untersuchungshaft nicht vor.
Die Schwerpunkteinsätze werden in unregelmäßigen Abständen fortgeführt. Der nächste findet am 07. Oktober 2025 statt.