Jendrik Suck: „Die Wirtschaftsflächen-Ressourcen unserer Stadt sind so gut wie aufgebraucht“

Die CDU fordert eine wirksame Strategie für Gewerbeflächen in Dortmund

Die CDU-Fraktion hatte zu einem Gespräch zur Wirtschaftsflächenstrategie für Dortmund einladen. Foto: Javad Mohammadpour für Nordstadtblogger.de

Die heimische Wirtschaft schafft Arbeitsplätze und trägt zum Wohlstand bei. Eine sich immer weiter entwickelnde Stadt wie Dortmund ist darum darauf angewiesen, als Standort für Gewerbebetriebe attraktiv zu bleiben. Aber es mangelt am Angebot geeigneter Flächen. Was kann angesichts dessen getan werden, um Industriebetrieben die Ansiedlung in Dortmund zu ermöglichen? Die CDU-Fraktion will sich verstärkt um dieses Thema kümmern.

Eine wirksame Wirtschaftsflächenstrategie ist gefordert

Die CDU-Fraktion fordert in einer Pressemitteilung, „dass der Rat der Stadt Dortmund zu einer Wirtschaftsflächenstrategie findet, die der Wirtschaft Räume für Entwicklung und Wachstum aufzeigt, damit Wohlstand und Arbeitsplätze in Dortmund gesichert bleiben“. Implizit ist damit bereits gesagt, dass die CDU mit dem derzeitigen Engagement der anderen Parteien unzufrieden ist.

Es wird moniert, dass, insbesondere bei der SPD und den Grünen zu wenig Bereitschaft da ist, das Problem entschlossen anzupacken. Potenziell geeignete Flächen würden nicht als mögliche Gewerbeflächen ausgewiesen. „Einer durchschnittlichen jährlichen Nachfrage von 13 ha standen zuletzt lediglich 33 ha verfügbarer Flächen gegenüber, die allerdings weitgehend bereits verkauft oder reserviert sind.“

Fraktionschef Dr.  Jendrik Suck Klaus Hartmann für nordstadtblogger.de

„Die Wirtschaftsflächenressourcen unserer Stadt sind so gut wie aufgebraucht“, meint Dr. Jendrik Suck, Vorsitzender der CDU-Fraktion, und lenkt das Augenmerk auf eine weitere Facette des Problems: „Es schadet unserer Stadt und den Menschen, die hier leben, arbeiten und wirtschaften wollen, wenn wir Flächenanfragen von Dortmunder Unternehmen, die sich hier am Standort weiterentwickeln wollen, nicht mehr bedienen können.“

„Wir vergeben Chancen, wenn wir auswärtigen Unternehmen, die sich gerne in Dortmund niederlassen möchten, kein geeignetes Flächenangebot unterbreiten können“, so Suck.

Tatsächlich ist das Flächenangebot begrenzt. Aber es könnten neben neu auszuweisenden Gebieten auch im Umkreis bestehender Gewerbebetriebe noch weitere Flächen erschlossen werden. So lautet ein Grundprinzip der vorgeschlagenen Wirtschaftsflächenstrategie: „Vorrangig ist die Erschließung neuer Wirtschaftsflächen durch die Verdichtung vorhandener Gewerbegebiete, durch die Reaktivierung von Gewerbe und Industriebrachen sowie durch die Entwicklung interkommunaler Gewerbegebiete in der Region.“

Nicht unumstrittene Potenzialflächen

Allerdings, das betont Udo Waßmann als Sprecher vom Planungsausschuss, wird Verdichtung allein nicht reichen. Das wisse auch die Stadtverwaltung. „Wir haben 24 Standorte in der Metropole Ruhr definiert, von denen wir wissen, dass wir sie zeitnah gesichert entwickeln können. Umweltbelange stehen dabei zurück.“ Eine solche Fläche ist Grottenbruch im Stadtbezirk Mengede mit 32 Hektar, wo allerdings auch seltene Tier- und Pflanzenarten heimisch sind. Das Dilemma besteht also darin, die Belange der Natur und der Wirtschaft gegeneinander abwägen zu müssen.

CDU-Parteichef Sascha Mader Foto: Alex Völkel für Nordstadtblogger.de

Ein Grundsatz ist darum, so Waßmann, das zunächst Brachen, also frühere Industrieflächen in Betracht gezogen werden. Bürgerschaftlich umstritten ist die Gewerbeansiedlung in der Brechtener Niederung. Dieses Gebiet war, so die CDU, bisher aber noch nie ein Thema in der wirtschaftspolitischen Planung.

Die Stadtverwaltung hat mit ihrem Vorhaben „ohne Not“ den Protest heraufbeschworen. Dabei würden sich andernorts andere verkehrstechnisch gut angebundene Potenzialflächen finden.

„Richtschnur der Wirtschaftsflächenstrategie muss es nach Vorstellung der CDU-Fraktion sein, kostbaren Freiraum möglichst zu schonen und erst dann in Anspruch zu nehmen, wenn die anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind“, meint der Parteichef und stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU, Sascha Mader.

Udo Reppin ist
wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Rat der Stadt Dortmund. Foto: Javad Mohammadpour für Nordstadtblogger.de

Gemeint ist damit die Verdichtung vorhandener Gewerbegebiete und die Reaktivierung von Gewerbe- und Industriebrachen sowie ebenfalls auch die Entwicklung interkommunaler Gewerbegebiete in der Region. Die  ca. 49 ha große Fläche der ehemaligen ‚Großkokerei Kaiserstuhl‘ auf dem Westfalenhüttenareal beispielsweise sei potenziell für die Ansiedlung von Gewerbe geeignet.

Dazu Udo Reppin, wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion: „Für die Stadt muss es das Ziel bleiben, das Eigentum an den in Rede stehenden Entwicklungsflächen ‚Fläche 5‘ und ‚Fläche Kaiserstuhl‘ zu erwerben. Die CDU hat dafür gesorgt, dass die Stadt sich im vergangenen Jahr ein besonderes Vorkaufsrecht im Sinne des Baugesetzbuches an den Flächen gesichert hat.“

Die Zukunft von Wohnen und Arbeiten in Dortmund

Die weitere Entwicklung von Dortmund erfordert eine engagierte Wirtschaftspolitik. Der Strukturwandel hat bereits zu interessanten Entwicklungen geführt, deren Wachstumsimpulse aber fortgesetzte Aufmerksamkeit erfordern. Denn was geschieht, wenn ein in Dortmund gegründetes Start up wächst und weitere Flächen benötigt, die derzeit nicht ohne weiteres angeboten werden können?

Uwe Waßmann ist
planungspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Rat der Stadt Dortmund. Foto: Javad Mohammadpour für Nordstadtblogger.de

Im Grundsatz mit den anderen demokratischen Parteien einig, setzt sich die CDU dennoch in den Details mit ihnen auseinander. Neben der grundsätzliche Kritik an der SPD, sieht man auch bei den Grünen divergierende Positionen: „Wir können es uns nicht schlichtweg nicht leisten, die weitere Betrachtung identifizierter und planerisch bereits abgesicherter Potenzialflächen im Freiraum für alle Zeit auszuschließen, wie es die Grünen gerne hätten“, stellt Uwe Waßmann fest.

Die Arbeitslosenquote, das wird von der CDU im Kontext der geforderten wirtschaftspolitischen Entwicklungen deutlich hervorgehoben, liegt in Dortmund derzeit bei 12,1 Prozent. Auch das sei Grund genug, um für weitere gewerbliche Ansiedlungen zu werben. Schließlich würden weniger Erwerbslose zugleich eine höhere Kaufkraft bedeuten.

Dr. Jendrik Suck, Vorsitzender der CDU-Fraktion, verdeutlicht den Spielraum für das geforderte Engagement: „Viel Potenzial für Wirtschaftsflächen ist aktuell nicht mehr vorhanden. Zumal sich die Flächenproblematik auf einen Zielkonflikt zuspitzt: Wir brauchen Wohnraum, wir brauchen Wirtschaftsflächen, wir brauchen Natur-, Freizeit- und Erholungsräume. Diesen Zielkonflikt muss die Politik zu einem fairen Ausgleich bringen, denn Flächen sind nicht unbegrenzt verfügbar.“


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Reaktionen

  1. Peter

    Das Zitat von Dr. Suck ist unbestritten richtig: „Die Wirtschaftsflächen-Ressourcen unserer Stadt sind so gut wie aufgebraucht“.
    Die Frage ist, was die Konsequenz daraus ist. Dabei muss auch das Ziel der Landesregierung NRW Berücksichtigung finden, den Flächenverbrauch bis zum Jahr 2030 bundesweit auf unter 30 Hektar pro Tag zu senken.
    An diesen Tatsachen kommt auch die Politik nicht vorbei:
    – Flächen sind nicht unbegrenzt verfügbar
    – Permanentes Wachstum kann nicht funktionieren

    Auf ihrer Webseite schreibt die CDU-Fraktion, dass eine Wirtschaftsflächenstrategie auch an dem Grundprinzip ausgerichtet ist, Ökonomie, Ökologie und Soziales sind abzuwägen und in Einklang zu bringen.
    https://www.cdu-fraktion-dortmund.de/artikel/neue-wirtschaftsflaechen-braucht-die-stadt-wohlstand-und-arbeit-sichern-durch-einen-starken
    Das ist die Quadratur des Kreises.
    Ich bin gespannt, wie dieses Grundprinzip umgesetzt werden soll.

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