Jendrik Suck: „Die Wirtschaftsflächen-Ressourcen unserer Stadt sind so gut wie aufgebraucht“

Die CDU fordert eine wirksame Strategie für Gewerbeflächen in Dortmund

Die CDU-Fraktion hatte zu einem Gespräch zur Wirtschaftsflächenstrategie für Dortmund einladen. Foto: Javad Mohammadpour für Nordstadtblogger.de

Die heimische Wirtschaft schafft Arbeitsplätze und trägt zum Wohlstand bei. Eine sich immer weiter entwickelnde Stadt wie Dortmund ist darum darauf angewiesen, als Standort für Gewerbebetriebe attraktiv zu bleiben. Aber es mangelt am Angebot geeigneter Flächen. Was kann angesichts dessen getan werden, um Industriebetrieben die Ansiedlung in Dortmund zu ermöglichen? Die CDU-Fraktion will sich verstärkt um dieses Thema kümmern.

Eine wirksame Wirtschaftsflächenstrategie ist gefordert

Die CDU-Fraktion fordert in einer Pressemitteilung, „dass der Rat der Stadt Dortmund zu einer Wirtschaftsflächenstrategie findet, die der Wirtschaft Räume für Entwicklung und Wachstum aufzeigt, damit Wohlstand und Arbeitsplätze in Dortmund gesichert bleiben“. Implizit ist damit bereits gesagt, dass die CDU mit dem derzeitigen Engagement der anderen Parteien unzufrieden ist.

Es wird moniert, dass, insbesondere bei der SPD und den Grünen zu wenig Bereitschaft da ist, das Problem entschlossen anzupacken. Potenziell geeignete Flächen würden nicht als mögliche Gewerbeflächen ausgewiesen. „Einer durchschnittlichen jährlichen Nachfrage von 13 ha standen zuletzt lediglich 33 ha verfügbarer Flächen gegenüber, die allerdings weitgehend bereits verkauft oder reserviert sind.“

Fraktionschef Dr.  Jendrik Suck Klaus Hartmann für nordstadtblogger.de

„Die Wirtschaftsflächenressourcen unserer Stadt sind so gut wie aufgebraucht“, meint Dr. Jendrik Suck, Vorsitzender der CDU-Fraktion, und lenkt das Augenmerk auf eine weitere Facette des Problems: „Es schadet unserer Stadt und den Menschen, die hier leben, arbeiten und wirtschaften wollen, wenn wir Flächenanfragen von Dortmunder Unternehmen, die sich hier am Standort weiterentwickeln wollen, nicht mehr bedienen können.“

„Wir vergeben Chancen, wenn wir auswärtigen Unternehmen, die sich gerne in Dortmund niederlassen möchten, kein geeignetes Flächenangebot unterbreiten können“, so Suck.

Tatsächlich ist das Flächenangebot begrenzt. Aber es könnten neben neu auszuweisenden Gebieten auch im Umkreis bestehender Gewerbebetriebe noch weitere Flächen erschlossen werden. So lautet ein Grundprinzip der vorgeschlagenen Wirtschaftsflächenstrategie: „Vorrangig ist die Erschließung neuer Wirtschaftsflächen durch die Verdichtung vorhandener Gewerbegebiete, durch die Reaktivierung von Gewerbe und Industriebrachen sowie durch die Entwicklung interkommunaler Gewerbegebiete in der Region.“

Nicht unumstrittene Potenzialflächen

Allerdings, das betont Udo Waßmann als Sprecher vom Planungsausschuss, wird Verdichtung allein nicht reichen. Das wisse auch die Stadtverwaltung. „Wir haben 24 Standorte in der Metropole Ruhr definiert, von denen wir wissen, dass wir sie zeitnah gesichert entwickeln können. Umweltbelange stehen dabei zurück.“ Eine solche Fläche ist Grottenbruch im Stadtbezirk Mengede mit 32 Hektar, wo allerdings auch seltene Tier- und Pflanzenarten heimisch sind. Das Dilemma besteht also darin, die Belange der Natur und der Wirtschaft gegeneinander abwägen zu müssen.

CDU-Parteichef Sascha Mader Foto: Alex Völkel für Nordstadtblogger.de

Ein Grundsatz ist darum, so Waßmann, das zunächst Brachen, also frühere Industrieflächen in Betracht gezogen werden. Bürgerschaftlich umstritten ist die Gewerbeansiedlung in der Brechtener Niederung. Dieses Gebiet war, so die CDU, bisher aber noch nie ein Thema in der wirtschaftspolitischen Planung.

Die Stadtverwaltung hat mit ihrem Vorhaben „ohne Not“ den Protest heraufbeschworen. Dabei würden sich andernorts andere verkehrstechnisch gut angebundene Potenzialflächen finden.

„Richtschnur der Wirtschaftsflächenstrategie muss es nach Vorstellung der CDU-Fraktion sein, kostbaren Freiraum möglichst zu schonen und erst dann in Anspruch zu nehmen, wenn die anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind“, meint der Parteichef und stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU, Sascha Mader.

Udo Reppin ist
wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Rat der Stadt Dortmund. Foto: Javad Mohammadpour für Nordstadtblogger.de

Gemeint ist damit die Verdichtung vorhandener Gewerbegebiete und die Reaktivierung von Gewerbe- und Industriebrachen sowie ebenfalls auch die Entwicklung interkommunaler Gewerbegebiete in der Region. Die  ca. 49 ha große Fläche der ehemaligen ‚Großkokerei Kaiserstuhl‘ auf dem Westfalenhüttenareal beispielsweise sei potenziell für die Ansiedlung von Gewerbe geeignet.

Dazu Udo Reppin, wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion: „Für die Stadt muss es das Ziel bleiben, das Eigentum an den in Rede stehenden Entwicklungsflächen ‚Fläche 5‘ und ‚Fläche Kaiserstuhl‘ zu erwerben. Die CDU hat dafür gesorgt, dass die Stadt sich im vergangenen Jahr ein besonderes Vorkaufsrecht im Sinne des Baugesetzbuches an den Flächen gesichert hat.“

Die Zukunft von Wohnen und Arbeiten in Dortmund

Die weitere Entwicklung von Dortmund erfordert eine engagierte Wirtschaftspolitik. Der Strukturwandel hat bereits zu interessanten Entwicklungen geführt, deren Wachstumsimpulse aber fortgesetzte Aufmerksamkeit erfordern. Denn was geschieht, wenn ein in Dortmund gegründetes Start up wächst und weitere Flächen benötigt, die derzeit nicht ohne weiteres angeboten werden können?

Uwe Waßmann ist
planungspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Rat der Stadt Dortmund. Foto: Javad Mohammadpour für Nordstadtblogger.de

Im Grundsatz mit den anderen demokratischen Parteien einig, setzt sich die CDU dennoch in den Details mit ihnen auseinander. Neben der grundsätzliche Kritik an der SPD, sieht man auch bei den Grünen divergierende Positionen: „Wir können es uns nicht schlichtweg nicht leisten, die weitere Betrachtung identifizierter und planerisch bereits abgesicherter Potenzialflächen im Freiraum für alle Zeit auszuschließen, wie es die Grünen gerne hätten“, stellt Uwe Waßmann fest.

Die Arbeitslosenquote, das wird von der CDU im Kontext der geforderten wirtschaftspolitischen Entwicklungen deutlich hervorgehoben, liegt in Dortmund derzeit bei 12,1 Prozent. Auch das sei Grund genug, um für weitere gewerbliche Ansiedlungen zu werben. Schließlich würden weniger Erwerbslose zugleich eine höhere Kaufkraft bedeuten.

Dr. Jendrik Suck, Vorsitzender der CDU-Fraktion, verdeutlicht den Spielraum für das geforderte Engagement: „Viel Potenzial für Wirtschaftsflächen ist aktuell nicht mehr vorhanden. Zumal sich die Flächenproblematik auf einen Zielkonflikt zuspitzt: Wir brauchen Wohnraum, wir brauchen Wirtschaftsflächen, wir brauchen Natur-, Freizeit- und Erholungsräume. Diesen Zielkonflikt muss die Politik zu einem fairen Ausgleich bringen, denn Flächen sind nicht unbegrenzt verfügbar.“


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Reaktionen

  1. Peter

    Das Zitat von Dr. Suck ist unbestritten richtig: „Die Wirtschaftsflächen-Ressourcen unserer Stadt sind so gut wie aufgebraucht“.
    Die Frage ist, was die Konsequenz daraus ist. Dabei muss auch das Ziel der Landesregierung NRW Berücksichtigung finden, den Flächenverbrauch bis zum Jahr 2030 bundesweit auf unter 30 Hektar pro Tag zu senken.
    An diesen Tatsachen kommt auch die Politik nicht vorbei:
    – Flächen sind nicht unbegrenzt verfügbar
    – Permanentes Wachstum kann nicht funktionieren

    Auf ihrer Webseite schreibt die CDU-Fraktion, dass eine Wirtschaftsflächenstrategie auch an dem Grundprinzip ausgerichtet ist, Ökonomie, Ökologie und Soziales sind abzuwägen und in Einklang zu bringen.
    https://www.cdu-fraktion-dortmund.de/artikel/neue-wirtschaftsflaechen-braucht-die-stadt-wohlstand-und-arbeit-sichern-durch-einen-starken
    Das ist die Quadratur des Kreises.
    Ich bin gespannt, wie dieses Grundprinzip umgesetzt werden soll.

  2. Wirtschaft mit Weitblick – nicht mit Baggern durchs Grüne: Die GRÜNEN stellen sich gegen Flächenfraß und Betonpolitik von gestern (PM)

    Während andere in Dortmund hektisch nach dem nächsten Acker für Gewerbegebiete suchen, bleiben die GRÜNEN klar: Zukunft entsteht nicht durch Naturzerstörung, sondern durch kluge Nutzung vorhandener Potenziale. Wer heute noch glaubt, man könne Wirtschaftsprobleme mit Flächenfraß lösen, denkt im Kopf der 90er – und riskiert die Lebensqualität von morgen.

    „Dortmund braucht keine neuen Gewerbeflächen im Grünen, sondern endlich ein intelligentes Flächenmanagement“, sagt Katrin Lögering, OB-Kandidatin der GRÜNEN. Seit anderthalb Jahre ist unsere Anfrage zu Potenzialen aus Nachverdichtung, Aufbereitung und Umnutzung vorhandener Flächen unbeantwortet. Wer diese Informationen nicht liefern kann muss sich nicht wundern, dass das Gefühl entsteht, man möchte jetzt Flächen vor allem fürs Schaufenster ausweisen.“

    Reaktivieren statt versiegeln, modernisieren statt expandieren.

    Fakt ist: Dortmund hat kein Flächenproblem – Dortmund hat ein Ideenproblem. Leerstände, eingeschossige Hallen, überdimensionierte Parkplätze – Flächen gibt es genug, sie werden nur schlecht oder gar nicht genutzt. Anstatt Grünflächen zu zerstören, fordern die GRÜNEN: Reaktivieren statt neu versiegeln. Das heißt, bestehende Gewerbe- und Industriegebiete nachverdichten – auch in die Höhe – und alte, belastete Industrieflächen wieder nutzbar machen. Allein dadurch könnten über 70 ha gewonnen werden.

    Brechtener Niederung retten

    Besonders absurd: Ökologisch sensible Räume wie die Brechtener Niederung sollen dem Gewerbe geopfert werden – dabei sichern sie heute schon unser Stadtklima, unsere Artenvielfalt und unsere Lebensqualität. Wer diese Räume zubetoniert, gewinnt keine Arbeitsplätze – er verliert die Zukunft. Die GRÜNEN erinnern daran, dass sie als einzige Partei bislang eine Bebauung der Brechtener Niederung klar verneinen. Die GRÜNEN werden hierzu in der nächsten Sitzung einen Antrag einbringen, der die Bebauung der Brechtener Niederung definitiv ausschließt. Lippenbekenntnisse sind schnell gemacht – ob SPD und CDU es ernst meinen, zeigt sich bei der Abstimmung.

    Die GRÜNEN setzen auf moderne, klimafitte Gewerbestandorte mit guter ÖPNV-Anbindung, durchdachtem Niederschlagsmanagement und einer Architektur, die auch sozialen und ökologischen Ansprüchen gerecht wird. Neue Flächen, so die GRÜNEN, müssen mehr können als nur Quadratemeter ausweisen – sie müssen robust, nachhaltig und integrierbar sein. Eine Fläche wie Groppenbruch wäre demnach offensichtlich schon nicht wirklich geeignet, wenn man das Konzept „Bauland an der Schiene“ ernstnähme. „Flächenverbrauch ist keine Wachstumsstrategie, sondern eine Bankrotterklärung an nachhaltige Stadtentwicklung“, warnt Marek Paul Kirschniok, Sprecher des Kreisverbands. “Wer mit kurzfristigem Aktionismus wertvolle Natur opfert, gefährdet langfristig die wirtschaftliche Resilienz unserer Stadt.”

    Flächen- und Immobilienfonds gefordert

    Ein kommunaler Flächen- und Immobilienfonds soll künftig zum zentralen Instrument werden, um strategisch wichtige Flächen in Dortmund zu sichern und gezielt für Zukunftsbranchen, Start-ups und soziale Unternehmen zu entwickeln. Damit schafft die Stadt Gestaltungsspielräume – statt nur auf Investoreninteressen zu reagieren. Zugleich setzen die GRÜNEN auf mehr Kooperation mit den Nachbarkommunen: Wirtschaft hört nicht an der Stadtgrenze auf – deshalb braucht es eine abgestimmte, regionale Flächenpolitik, die Ressourcen sinnvoll nutzt und Standortkonkurrenz vermeidet.

    „Wer glaubt, Dortmund könne im Alleingang alle Flächenbedarfe lösen, denkt zu eng“, so Marek Paul Kirschniok. „Was wir brauchen, ist ein gemeinsames Flächenmanagement im Ruhrgebiet – abgestimmt, ökologisch verantwortbar und wirtschaftlich sinnvoll.“

    Bürger*innenbeteiligung gefordert

    Für die GRÜNEN ist klar: Ohne echte Bürger*innenbeteiligung gibt es keine zukunftsfähige Stadtentwicklung. Gerade bei großen Projekten entscheidet nicht die Fläche über Zustimmung oder Ablehnung – sondern die Qualität des Verfahrens. Transparenz, Mitbestimmung und Dialog auf Augenhöhe schaffen tragfähige Lösungen und vermeiden unnötige Konflikte.

    Dabei machen die GRÜNEN deutlich: Dortmund braucht zukunftsfähige neue Arbeitsplätze. Aber es braucht auch Erholungsräume, Frischluftschneisen, Artenvielfalt, lebendige Wohnquartiere – und ein Stadtklima, das für alle lebenswert bleibt.

    „Wirtschaftsflächenplanung darf nicht zur Verdrängung anderer Stadtfunktionen führen“, warnt Katrin Lögering. „Unsere Vision ist eine wirtschaftlich starke Stadt, die auch ökologisch atmen kann. Dafür braucht es klare Prioritäten, nachhaltige Konzepte – und den Mut, grüne Freiflächen nicht immer wieder zur Verhandlungsmasse zu machen.“

  3. Bebbi

    Hat die CDU darüber nachgedacht, ob es überhaupt eine relevante Schnittmenge gibt zwischen den Arbeitslosen und den benötigten Arbeitskräften der Betriebe? Nicht das die von außen kommen müssen und die Probleme verstärken.

    Hat die CDU darüber nachgedacht, wie das mit der Finanzierung und dem Unterhalt der öffentlichen Infrastruktur in den ganzen hässlichen Gewerbegebieten klappen soll?

    Hat die CDU darüber nachgedacht, wohin das eigentlich führt, wenn eine Stadt mit am Ende konstanter Bevölkerungszahl (mit Schwankungen über die Jahrzehnte), immer mehr Gewerbefläche „braucht“? Und das, obwohl die Produktion zu großen Teilen in alle Welt ausgelagert wurde?

    Und was soll nan sich unter Flächenverbrauch vorstellen? Die Flächen sind hinterher ja immer noch da. Die Erdoberfläche behält die qm-Zahl.

  4. Eine verantwortungsvolle Wirtschaftsflächenstrategie für Dortmund (PM SPD-Fraktion)

    Eine verantwortungsvolle Wirtschaftsflächenstrategie für Dortmund! Deshalb werden wir der von der Verwaltung vorgelegten Vorlage folgen. Lehnen jedoch Punkt 2.4 und damit die Prüfung der Ausweisung neuer Wirtschaftsflächen (Buddenacker, Groppenbruch, Osterschleppweg und Brechtener Niederung) im Rahmen einer vorbereitenden Bauleitplanung ab.

    Die Neuausweisung eines Gewerbegebietes im Freiraum kann für uns nur dann erfolgen, wenn benötigte Flächen durch Ankauf, Weiterentwicklung und Nachverdichtung bestehender Gewerbegebiete nachweislich nicht mehrgeleistet werden kann. Sollte dies der Fall sein, wird die Partei nach gründlicher Prüfung über diese Fläche beraten, einen Beschluss fassen und der Ratsfraktion eine entsprechende Empfehlung aussprechen.

    Dortmund ist eine wachsende Stadt mit mittlerweile mehr als 610.000 Einwohner*innen. Die Wirtschaft ist breit aufgestellt. Wissen und Information, Forschung und Technologie sind wichtige Faktoren für Wachstum und Entwicklung. Gerade die wirtschaftliche Vielfalt hat unsere Stadt vor den Folgen der großen Strukturkrisen, wie sie derzeit im verarbeitenden Gewerbe und dem Automobilsektor zu beobachten sind, geschützt. Ein Blick auf die wichtigsten volkswirtschaftlichen Indikatoren belegt: In Dortmund gab und gibt es bislang keine Insolvenzwelle oder Massenentlassungen, die Beschäftigung bewegt sich weiterhin auf einem historisch hohen Niveau, das Investitionsgeschehen in Dortmund entwickelt sich weiterhin gut und der Büromarkt ist stabil.

    Damit das so bleibt, braucht es eine solide und moderne Wirtschaftsflächenstrategie, die darauf abzielt, eine nachhaltige und zukunftsorientierte Entwicklung von Wirtschaftsflächen für eine weiterhin wachsende Stadt sicherzustellen, ohne endliche Flächenressourcen im Freiraum über Gebühr zu verbrauchen.

    Klar ist für uns dabei, dass die Weiterentwicklung von bestehenden Wirtschafts- und Brachflächen immer Vorrang haben muss gegenüber der Entwicklung im Freiraum. Die Entwicklung von Flächen muss dabei einer im Rat zu beschließenden und regelmäßig zu evaluierenden Wirtschaftsflächenstrategie folgen und erfolgt nur nach Ratsbeschluss.

  5. Verärgerung über Wirtschaftsflächenstrategie (PM Die Linke+)

    Die Ratsfraktion DIE LINKE+ lehnt die geplante Wirtschaftsflächenstrategie der Stadt Dortmund ab. Daraus macht der Fraktionsvorsitzende Utz Kowalewski keinen Hehl. „Mit uns sind Gewerbeansiedlungen in ökologisch wertvollen Gebieten nicht zu machen.“

    Zum Hintergrund: Wieder einmal stellt die Wirtschaftsförderung eine Wirtschaftsflächenstrategie vor – und will dazu am 3. Juli den Segen des Stadtrates einholen. Die Ablehnung der Linksfraktion hat die Wirtschaftsförderung schon sicher.

    „Sie lassen sich einfach nichts Neues einfallen und versuchen es völlig phantasielos und stumpf immer wieder mit denselben Freiflächen, die gefühlt schon 100-mal abgelehnt wurden“, ärgert sich Kowalewski. „Da sollen die Freiflächen

    – am Buddenacker in Neuasseln,
    – am Osterschleppweg in Wickede,
    – in der Brechtener Niederung in Brechten und
    – im Groppenbruch in Mengede

    zerstört werden. Doch alle Flächen sind wertvoll. Fürs Klima. Für die Umwelt. Für die Artenvielfalt. Und für die Naherholung.“

    So gehört die Fläche am Groppenbruch zum Beispiel zu einem Biotopverbundsystem aus dem NSG Groppenbruch und dem teuer renataurierten Herrentheyer Bach; die Fläche ist gar nicht erschlossen. Eine Ausweisung zum Gewerbegebiet wäre unwirtschaftlich, hatte seinerzeit auch das Baudezernat festgestellt. Die Fläche wurde vom früheren Planungsdezernenten Ludger Wilde lediglich als mögliche Tauschfläche im Regionalplan belassen – ohne jemals eine Entwicklungsabsicht damit zu verbinden. „Das hat sich alles offensichtlich noch nicht bis in die Wirtschaftsförderung herumgesprochen,“ so Kowalewski.

    Das Landschaftsschutzgebiet am Osterschleppweg ist ökologische Ausgleichsfläche für den Flughafen und müsste bei einer Bebauung ökologisch doppelt ausgeglichen werden. Der Buddenacker nahe des Gewerbegebietes Aplerbeck ist mit seiner Schwarzerde das wertvollste Ackerland, das Dortmund hat – außerdem Teil einer Frischluftschneise für die nahen Wohngebiete. Darüber hinaus beschwert sich die Brackeler Lokalpolitik zu Recht, dass Brackel bereits die umfangreichsten Flächenverluste durch Wirtschaftsflächen in ganz Dortmund hinnehmen muss und das gegenüber den Menschen im Stadtbezirk schlicht ungerecht ist.

    Und in der Brechtener Niederung kämpfen die Anwohner seit Monaten mit regelmäßigen Demos gegen Gewerbeansiedlungen vor ihrer Haustür, weil sie zu Recht um Natur und Naherholung fürchten. „Die Linke+ wird die Brechtener Niederung nicht zerstören – da stehen wir im Wort“, so Kowalewski entschlossen.

    „Wir haben der Verwaltung schon vor Monaten eine Alternative aufgezeigt und vom Rat beschließen lassen und sie beauftragt, eine vertikale Entwicklung sowie Nachverdichtung der bereits bestehenden Gewerbeflächen zu untersuchen. Dabei berufen wir uns auf eine Studie der IHK Potsdam, die auf diese Weise im Berliner Raum erhebliche Nutzungspotenziale für Gewerbeansiedlungen identifiziert hat. Im Gegenzug könnte auf den neuerlichen Flächenfraß verzichtet werden. Doch die Wirtschaftsförderung macht es sich hier offenbar einfach und hebt die vorhandenen Potenziale nicht“, sagt Kowalewski. DIE LINKE+ wird zu diesem Auftrag in der kommenden Woche im Ausschuss für Klima, Umwelt und Stadtgestaltung erneut den Sachstand erfragen. „Ratsbeschlüsse sind umzusetzen. Dabei ist es mir egal, ob die Verwaltung dazu keine Lust hat. Es geht hier nicht um das Lustprinzip innerhalb der Verwaltung, sondern es gilt das Primat der Politik“, so Kowalewski abschließend.

  6. Wirtschaftsflächen in Dortmund – Unternehmensverbände kritisieren Antrag von SPD und Grünen scharf (PM)

    Die Unternehmensverbände Dortmund lehnen den Zusatz-/Ergänzungsantrag der SPD-Fraktion und B90/Die Grünen Drucksache Nr.: 36262-24/5 als wirtschaftsfeindlich ab. Die Gewerbeentwicklung in Dortmund soll zukünftig nur noch in bestehenden Gewerbegebieten erfolgen und lediglich in Ausnahmefällen im Freiraum geschehen. Darüber hinaus soll die Prüfung der Ausweisung neuer Wirtschaftsflächen ersatzlos gestrichen werden.

    „Die Annahme dieses Antrags hätte aus unserer Sicht zur Folge, dass die wirtschaftliche Entwicklung unserer Stadt erheblich erschwert wird. Neuansiedlungen großer Betriebe aus zukunftsweisenden Branchen sind damit praktisch ausgeschlossen,“ so Ernst-Peter Brasse, Geschäftsführer der Unternehmensverbände.

    Eine Stadt mit einer Arbeitslosenquote von konstant 11,5 % brauche dringend die Möglichkeit der Ansiedlung neuer vielschichtiger Arbeitsplätze für alle Arten von Beschäftigung. Neue Gewerbeflächen im Freiraum können Neuansiedlungen ermöglichen und Beschäftigung schaffen – insbesondere in wachstumsstarken innovativen Branchen mit Flächenbedarf.

    Die verfügbaren Wirtschaftsflächen im Bestand seien oft kleinteilig, ungeeignet oder bereits ausgelastet. Das limitiere die Ansiedlung größerer oder spezifisch geplanter Betriebe, etwa aus Industrie, Technik oder innovativer Produktion.

    Auch Bestandsunternehmen, die sich räumlich entwickeln wollen, brauchen passende Flächenoptionen. „Wenn Dortmund keine geeigneten Flächen anbieten kann, weichen Investoren und Firmen auf bestenfalls auf umliegende Kommunen aus, schlechtesten falls wandern sie ins Ausland ab – zu Lasten von Steuereinnahmen und Arbeitsplätzen“, erläutert Brasse.

    Nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung brauche freie Gestaltungsmöglichkeiten.

    Gezielt erschlossene Freiraumflächen sollten Teil einer langfristigen wirtschafts- und strukturpolitischen Strategie sein – etwa in Verbindung mit Infrastrukturinvestitionen, ökologischer Planung oder Clustern wie Kreislaufwirtschaft, IT oder industrieller Produktion. Die Ansiedlung von Gewerbe und Industrie finde nicht für eine Generation statt, sondern sei Teil der langfristigen Stadtentwicklung.

    Neue Technologien erforderten oft spezielle Flächen. Diese seien im Bestand nicht verfügbar oder nur mit hohem Aufwand zu reaktivieren. Denn bestehende Gewerbegebiete seien häufig dicht bebaut, verkehrlich überlastet oder schlecht durchmischt.

    Die Ansiedlung auf Freiflächen nur in absoluten Ausnahmefällen zuzulassen, wenn keine Alternative mehr gegeben sei, dauere erwartbar viele Jahre. Darauf werde niemand warten.

    „Die Reaktivierung im Bestand ist oft sinnvoll, aber langwierig, teuer und konfliktträchtig. Sie kann und sollte unserer Ansicht nach ein fester Bestandteil einer nachhaltigen Flächenstrategie sein – aber nicht die einzige Option. Neue Gewerbeflächen im Freiraum ermöglichen eine deutlich flexiblere und schnellere Entwicklung – vor allem bei dringendem Handlungsbedarf wie in Dortmund. Wir müssen verhindern, dass Investoren einen Bogen um Dortmund machen“, so Brasse abschließend.

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