
„Ich frage mich, wann spielende Kinder oder Menschen hier von Ratten gebissen werden… denn die werden kommen, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche“, schreibt Heike Wulf in einer E-Mail an die Dortmunder Presse, das Ordnungsamt, die Stadtreinigung EDG, die Werbegemeinschaft Kaiserviertel e.V., die Bezirksvertretung Innenstadt-Ost sowie Vertreter:innen der Stadt Dortmund.
Vorschläge ignoriert – Probleme bleiben
Was zunächst wie eine dramatische Warnung klingt, ist ein ernst gemeinter Hilferuf – untermauert mit Fotos, die zeigen, wie ein ganz normaler Samstagmorgen am Kaiserbrunnen aussieht: Überquellende Müllbehälter, verstreute Einwegverpackungen, Essensreste, To-go-Becher – ideale Bedingungen für Ratten. Und das mitten im beliebten Dortmunder Kaiserviertel.

Die Situation ist nicht neu. Bereits im Januar hatte sich die Nachbarschaftsinitiative KA!SERN, eine Arbeitsgruppe der Zukunftswerkstatt fürs Kaiserviertel, mit einem ersten Vorschlag an die Bezirksvertretung Innenstadt-Ost gewandt. Passiert sei jedoch bislang nichts, berichtet Heike Wulf. ___STEADY_PAYWALL___
Seit Jahren verschärft sich die Lage. Mit der steigenden Zahl an Gastronomiebetrieben hat auch der sogenannte „Food-Tourismus“ zugenommen. Menschen konsumieren vor Ort, werfen ihren Müll aber oft einfach daneben, wenn die wenigen Abfallbehälter voll sind.
Die Innenstadt-Ost folgte den Vorschlägen bislang nicht
Die Forderung ist klar: Mehr und besser ausgestattete Müllbehälter. Konkret schlägt sie große Pizzakarton-Container vor – am Kaiserbrunnen, am Artur-Schulze-Engels-Platz und vor dem Restaurant an der Kaiserstraße 98. Außerdem fehle in der Nähe eines Süßwaren-Herstellers ein Mülleimer neben einer Bank.

Sämtliche Abfallbehälter auf der Kaiserstraße sollen zudem mit Aschenbechern und Ringen für Pfandflaschen ausgestattet werden.
Um das Thema Müllentsorgung sichtbarer zu machen, schlägt die Nachbarschaftsinitiative KA!SERN humorvolle und interaktive Elemente vor: Aufkleber mit Sprüchen, Aschenbecher mit Abstimmfunktion („Wer ist der bessere Superheld – Batman oder Spiderman?“) oder Hüpfkästen vor den Behältern.
Doch weder die kreativen Ideen noch die grundlegende Forderung nach mehr Müllbehältern fanden bislang Zustimmung bei der Bezirksvertretung Innenstadt-Ost. Für die Anwohner:innen bleibt die Frage offen: Warum wird ein offensichtliches Problem ignoriert? „Wir werden hier überhaupt nicht mehr Herr der Lage“, sagt Heike Wulf.
Das Viertel engagiert sich – aber es braucht mehr
Die Nachbarschaft will trotz allem nicht tatenlos zusehen. KA!SERN plant gemeinsame Müllsammelaktionen und ein „Zero-Waste-Festival“, das sich mit Lebensmittelverschwendung, Wiederverwendung von Materialien und Reparaturkultur beschäftigt. Außerdem wurde eine Kronkorkenbox aufgestellt. Doch solche Aktionen können höchstens verhindern, dass die Lage weiter eskaliert, das Grundproblem lösen sie jedoch nicht.

Denn dafür braucht es nach Ansicht der Aktiven strukturelle Lösungen: Regelmäßige Reinigung durch die EDG, mehr und größere Müllbehälter, klare Hinweisschilder und ein Ordnungsamt, das Präsenz zeigt.
Die EDG verteidigt sich auf Nordstadtblogger-Nachfrage. Die Mülleimer auf der Kaiserstraße würden sie dreimal wöchentlich leeren. Reichen tut das aber offensichtlich nicht.
Das städtische Entsorgungsunternehmen betont, dass sie aber eine zusätzliche Papierkorbgarage (eine „Pizzatonne“) auf Höhe des Kaiserbrunnens aufstellen werde.
Die Zuständigkeit für die Sauberkeit am Kaiserbrunnen liegt laut der EDG allerdings beim Tiefbauamt, welches auf die Fragen von Nordstadtblogger aber nicht reagieren wollte – die Pressestelle verwies lediglich auf die dafür nicht zuständige Bezirksverwaltungsstelle.
Der Kaiserbrunnen soll 2026 aufgewertet werden
Der Kaiserbrunnen soll im kommenden Jahr umfassend saniert und neu gestaltet werden, durch Spenden der Nachbarschaft sowie Unterstützung des Tiefbau- und des Grünflächenamtes.

„Wir wollen einfach, dass es hier ein bisschen schön bleibt, dass die Kinder hier spielen können und man sich am Brunnen erfrischen kann“, so Wulf.
„Der Brunnen ist nicht nur irgendein Denkmal, er steht für die Geschichte dieses Viertels. Nur weil da ein Kaiser drauf ist, muss man das doch nicht ausradieren. Das ist ein Stück Dortmund“, betont die Stadtführerin.
Der Kaiserbrunnen soll dann wieder ein Ort für alle sein – nur nicht für Ratten.
Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!
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