SERIE Nordstadt-Geschichte(n): Der Schützenbund feierte 1927 seinen neuen Schießstand

Die Nördlichen zogen zum Schießen nach Brambauer

Inserat des Schützenbundes zur Einweihung des neuen Schießstandes in Brambauer (Ausschnitt)
Inserat des Schützenbundes zur Einweihung des neuen Schießstandes in Brambauer (Ausschnitt) Dortmunder Zeitung, Nr. 257 vom 04.06.1927

Der Nördliche Dortmunder Schützenbund gehört zu den ganz alten Vereinen der Nordstadt. Er gibt seit bald einem Jahrhundert 1879 als sein Gründungsjahr an. In älteren Quellen ist aber durchgängig von 1880 die Rede. Der Schützenbund hat seine Geschäftsstelle heute an der Burgholzstraße und unterhält dort auch seinen Schießstand. Außer für das Schießen mit Pistole und Gewehr ist die Anlage auch für Bogenschützen geeignet.

Schießstand der nördlichen Schützen befand sich in Brambauer

Bogenschießen wurde an Pfingsten 1927 noch nicht angeboten. Damals feierten die nördlichen Schützen Dortmunds die Einweihung eines neuen Schießstandes mit einer dreitägigen Festlichkeit.

Ausgerichtet wurde die Feier auf dem Grundstück des Gastwirts Große-Oetringhaus in Brambauer, denn der Wirt hatte seinen Obsthof für den Schießstand zur Verfügung gestellt. Der doch recht entfernt liegende Festort war mit der Straßenbahn ab Steinplatz und Fredenbaum sowie mit dem Postomnibus zu erreichen.

Die Schützen allerdings versammelten sich am Pfingstsonntag morgens um 5 Uhr auf dem Viehmarkt an der Steinstraße, um nach Brambauer zu marschieren. Ob auch sämtliche Teilnehmer des am Vorabend veranstalteten feierlichen Umtrunks antraten, ist nicht überliefert.

Einweihung von Schießstand und Kompanie-Fahnen – Feuerwerk beschloss den Pfingstsonntag

Schon um 6 Uhr in der Frühe begann am Schießstand ein Militärkonzert mit dem Trompeterkorps eines Infanterieregiments aus Münster. Um 11 Uhr wurde dann der Schießstand eingeweiht und gleichzeitig ein Preisschießen gestartet.

Festpostkarte aus Anlass der Einweihung des neuen Schießstandes des Nördlichen Dortmunder Schützenbundes, 1927
Teilnehmer und Zuschauer am neuen Schießstand des Nördlichen Dortmunder Schützenbundes in Brambauer Sammlung Klaus Winter

Zu den Gästen der Einweihung gehörten mit dem Amtmann Tiltmann und dem Polizeioberinspektor Schübbe Vertreter des Amtes Brambauer.

Von Seiten der Stadt Dortmund waren der Magistratsrat Dr. Bickhoff und der Polizeipräsident Lübbering erschienen. Nach einem gemeinschaftlichen Mittagsmahl wurde der neugegründeten 5. Kompanie Dortmund-Eving die Fahne übergeben.

Außerdem übergab der Vorsitzende des Schützenbundes, Gustav Karsch, dem Hauptmann der 2. Kompanie eine neue Fahne. Anschließend konzertierte nochmals das Trompeterkorps. Den Tag beschloss ein prächtig gelungenes Schlachten- und Höhenfeuerwerk. Dafür verantwortlich war die Firma Carl Bauer von der Brückstraße in der Dortmunder Innenstadt.

Das Preisschießen endete schließlich am Pfingstmontag

Am Pfingstmontag regnete es ergiebig. Doch die Unentwegten setzten schon morgens um 6 Uhr das Preisschießen fort. Auch das Trompeterkorps spielte wieder. Ab 6 Uhr wurde zum Tanz ins Schützenzelt gebeten. Endlich konnte um 8 Uhr abends die Preisverleihung vorgenommen werden.

„So ging es fort, immer lustiger, immer fröhlicher, und es wäre noch lange so weitergegangen, wenn – ja, wenn nicht die Polizeistunde geschlagen hätte“, schrieb ein Redakteur.

Nördlicher Schützenbund war viele Jahre nicht aktiv

Der Schießstand-Weihe 1927 war die Neugründung des Nördlichen Dortmunder Schützenbundes vorausgegangen. Das war notwendig geworden, weil der in der Wirtschaft Vogell am Anfang der Münsterstraße gegründete Verein um 1908 seine Aktivitäten eingestellt hatte.

Achtzehn Jahre hatte jede Vereinstätigkeit geruht. Der Erste Weltkrieg, die unruhigen Nachkriegsjahre und die Ruhrbesetzung 1923/24 waren keine Zeiten, um ihn neu zu beleben. Das geschah erst auf Initiative weniger Aktivisten am 14. Juni 1926.

Dank fleißiger Werbearbeit traten innerhalb der ersten Wochen 400 Männer dem Schützenbund bei. Bis Mitte 1927 zählte er rund 1.500 Mitglieder. Politik und Religion sollten im Verein keine Rolle spielen. Die Vereinsmitglieder mussten nicht einmal im Dortmunder Norden wohnen.

Kavallerie des Nördlichen Dortmunder Schützenbundes, undatiert
Gruppenaufnahme der Mitglieder der Kavallerie des Nördlichen Dortmunder Schützenbundes mit Schützenhut, Scherpe und Fahne, undatiert Sammlung Klaus Winter

Nördlicher Schützenbund feierte 1929 sein goldenes Jubiläum

Durch erfolgreiche Veranstaltungen konnte der Verein die Mitglieder an sich binden, hieß es in der Berichterstattung der damaligen Lokalpresse. Die Feier der Schießstand-Einweihung hatte sich da wohl eingereiht.

Inwieweit die Wiedergründung des Nördlichen Schützenbundes 1926 in Hinblick auf das bevorstehende goldene Vereinsjubiläum geschah, ist unbekannt. Man feierte das Jubiläum 1929 und bezog sich damit auf das ältere der beiden möglichen Gründungsjahre.

Entsprechend wurde das sechzigjährige Jubiläum 1939 begangen. Das Jahr 1880 war damit als Gründungsjahr hinfällig geworden und wurde fortan nicht mehr genannt.


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