
Die psychosoziale Beratungsstelle LEBEDO für queere Menschen in Dortmund bekommt zum kommenden Jahr einen neuen Träger. SLADO e.V., der Dortmunder Dachverband der queeren Organisationen, übernimmt die Verantwortung für die wichtige Anlaufstelle. Zuvor war seit 2014 das KCR, das älteste schwul-lesbisch-queere Zentrum Deutschlands, Träger der Beratungsstelle. Für Ratsuchende und Fachkräfte bleibt auch nach dem Wechsel der Standort (Wißstraße 18a) in der Innenstadt bestehen.
„Ein wichtiger Beitrag für eine offene Stadtgesellschaft“
LEBEDO ist eine von sieben Fachberatungsstellen für Lesben, Schwule, bi-, pan- und asexuelle, trans*, inter*, nicht-binäre und queere Menschen (kurz LSBPATINQ*), die durch das Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert werden. Die Einrichtung bietet psychosoziale Hilfen zur Bewältigung aktueller Lebenskrisen und vermietet darüber hinaus bei Bedarf an weitere Einrichtungen des Hilfesystems.
Thomas Löwer, Vorstandsmitglied von SLADO, betont die Bedeutung der Beratungsstelle „LEBEDO leistet seit Jahren unverzichtbare Arbeit für queere Menschen, indem die Beratungsstelle in schwierigen Lebenssituationen professionelle und vertrauliche Unterstützng bietet. Diese Angebote sind nicht nur ein wichtiger Beitrag zur individuellen Lebensqualität, sondern auch ein zentraler Baustein für eine offene und diskriminierungsfreie Stadtgesellschaft.“
Mit der neuen Trägerschaft sieht Löwer eine Weiterentwicklung: „Mit SLADO übernimmt ein erfahrener und gut vernetzter Dachverband die Trägerschaft, der die Bedarfe der queeren Community kennt und seit Jahren erfolgreich für deren Belange eintritt. Als Vorstandsmitglied freue ich mich sehr, dass SLADO sein Beratungsangebot nicht mehr nur auf Jugendliche und junge Erwachsene konzentriert, sondern nun auch Erwachsene einbezieht und damit seine Kompetenz für queere Themen weiter unterstreicht.“
Wechsel der Trägerschaft stärkt Strukturen in der Dortmunder Community
Auch Paul Klammer, Geschäftsführer von SLADO, hebt den Wert der Arbeit hervor:„SLADO sichert das Weiterbestehen einer wichtigen Anlaufstelle für queere Menschen in unserer Stadt. Die Arbeit von LEBEDO ist unverzichtbar für Menschen, die Fragen zu ihren sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität, zum Umgang mit Gewalt- und Diskriminierungserfahrungen, zu Beziehungen und Kinderwunsch und vielen weiteren Themen haben. Hier finden sie professionelle und vertrauliche Unterstützung von Fachpersonen, die queere Lebenswelten wirklich verstehen.“

Der Vorstand des KCR erklärt die Entscheidung für die Übergabe: „Nach mehr als zehn Jahren intensiver Arbeit, in denen LEBEDO zu einer anerkannten psychosozialen Fachberatungsstelle geworden ist, ist es uns wichtig, die Zukunft dieses Angebots langfristig abzusichern. Die Aufgaben des KCR werden immer größer und verantwortungsvoller. Das ehrenamtlich geführte KCR hat sich dazu entschieden, LEBEDO an den SLADO zu übergeben, damit diese wichtige Anlaufstelle für die Community erhalten bleibt.“
„Die neue Trägerschaft stärkt die Einbindung in die Dortmunder LSBTIQ*-Strukturen und schafft neue Möglichkeiten für die Weiterentwicklung. Das KCR ist sehr erfreut, mit SLADO einen Träger gefunden zu haben, der diese wichtige Säule in der Community weiterführt.“
Das LEBEDO-Team freut sich auf Fortsetzung der Arbeit
Die Beratungsfachkräfte Yana Barbknecht und Svenja Roß können ihre Arbeit nahtlos fortsetzen. Sie erklären dazu: „Wir freuen uns sehr und sind dankbar, dass wir unsere Arbeit bei LEBEDO auch im nächsten Jahr unter der Trägerschaft des SLADO weiterführen können. Denn psychosoziale Beratung und Begleitung, das Engagement für Sichtbarkeit, Akzeptanz und Aufklärung ist vor allem in der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Lage mit der steigenden Zahl von Gewalttaten und Diskriminierungen von LSBPATINQ* besonders wichtig und darf nicht gefährdet werden.
Barbknecht und Roß danken außerdem dem bisherigen Träger: „Auch danken wir dem KCR, dass es über viele Jahre die Trägerschaft der Beratungsstelle übernommen und somit einen großen Beitrag dafür geleistet haben, dass diese Arbeit fortgeführt werden und wachsen konnte. Seit vielen Jahren steht LEBEDO für engagierte und empowernde Unterstützung von LSBPATINQ*-Personen, deren Angehörigen und Fachkräften.“
„Die Beratungsstelle dient unter anderem als Anlaufstelle für all jene, die in ihrem Alltag Diskriminierung, Unsicherheit oder Ausgrenzung erleben. Genauso richten sich unsere Beratungen aber auch an LSBPATINQ*-Personen, die Fragen oder Unsicherheiten in Bezug auf weitere Themen haben, die ihren Lebensalltag betreffen. Die vergangenen Jahre waren geprägt von intensiver Arbeit, großem Engagement und stetigem Einsatz für die Belange von LSBPATINQ*-Personen in unserer Region und sogar darüber hinaus. Wir haben gemeinsam mit Ratsuchenden, Communitys, Kooperationspartner:innen und Unterstützenden eine vertrauensvolle Struktur aufgebaut, die für viele Menschen fachliche Begleitung und Empowerment bietet.“
Mehr Informationen:
- Mit der Abkürzung LSBTIQ* werden gängigerweise Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans*, inter* und andere queere Menschen bezeichnet. Die Abkürzung LSBPATINQ* verweist auf weitere queere Identitäten, nämlich pan- und asexuelle sowie nicht-binäre Menschen. Kurzerklärungen zu den Begriffen gibt es unter: www.sunrise-dortmund.de (Lexikon auf der Startseite).


Reaktionen
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Der Artikel informiert über den Trägerwechsel der Beratungsstelle, lässt jedoch offen, warum die Einrichtung nicht beim bisherigen Träger weitergeführt werden konnte. Es stellt sich die Frage, ob solche Aspekte für Betroffene relevant sein könnten. Zum Beispiel hinsichtlich Verantwortung, Aufsicht und Sicherheit. Für Menschen, die auf Beratung angewiesen sind, kann der Artikel einen anderen Eindruck vermitteln, als die tatsächlichen Hintergründe möglicherweise darstellen.
Paul Klammer
Hallo *, der Wechsel erfolgt, weil das KCR sich auf die Weiterentwicklung des schwul-lesbisch-queeren Zentrums konzentrieren will. Die Begleitung der Beratungsstelle hat zu viele ehrenamtliche Ressourcen gebunden. Bei SLADO wird LEBEDO mit dem gleichen Auftrag und Anspruch nahtlos weitergeführt. Alle Beratungen werden ohne Unterbrechung fortgeführt.
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Interessant, dass der Wechsel laut offizieller Darstellung ausschließlich aus Gründen der Ressourcen erfolgte.
Von außen betrachtet stellt sich allerdings schon die Frage, ob es zusätzlich auch strukturelle oder interne Gründe gegeben haben könnte, die eine Neuaufstellung sinnvoll gemacht haben. Gerade jetzt zum neuen Jahr, in dem auch die Förderung neu bewilligt werden musste.
Eine ehrliche Aufarbeitung solcher Hintergründe wäre für das Vertrauen in die Arbeit und Glaubwürdigkeit der queeren Beratungsstrukturen jedenfalls sehr wichtig.